Kapitel 1

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Ich lehne meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe des Autos und beobachte zwei Regentropfen, die sich ihren Weg nach unten bahnen und sich währenddessen ein Wettrennen liefern. Meine Lieblingsmusik dröhnt in meinen Ohren und ich genieße die Fahrt, weil ich weiß, dass wir noch einige Stunden vor uns haben und wir dann einige Wochen erstmal im Urlaub sind.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto nervöser werde ich, klar, ich kenne die Familie schon zu der wir hinfahren, aber wir sehen uns in einem Jahr höchstens zwei mal und jetzt fahren wir zusammen in den Urlaub. Unsere Eltern, also von mir und meiner kleinen Schwester Fiona, die 17 ist, kennen Erika und Paul schon lange und kommen gut miteinander klar. Zum Glück haben sie Kinder und davon gleich vier, Alice, sie ist schon 23, Alex, er ist 22 und noch Zwillinge, Elli und Tommy, sie sind 17. Wir sehen uns meistens nur einmal im Jahr, dementsprechend kennen wir uns ziemlich wenig, das letzte Mal haben wir sie vor einem Jahr gesehen.

Wir halten vor einem großen Haus, umgeben von einem dunklen Zaun, da wird uns schon die Tür aufgemacht und Erika und Paul kommen uns entgegen,um uns zu empfangen und uns zu helfen, unser Gepäck zu tragen. "Kommt doch rein." meint Erika gut gelaunt, wir gehen Treppen hoch, die zur Terasse führen und gehen dann rein, wo wir uns in der Küche befinden. Die Zwillinge kommen und begrüßen uns, Elli hat dunkelbraune mittellange Haare und große braune Augen, Tommy hingegen hat dunkelblonde kurze Haare und blaugrüne Augen, genau das Gegenteil von seiner Zwillingsschwester. "Hallo Alice." begrüße ich die Älteste, die genauso wie ihre kleine Schwester aussieht, nur mit welligen Haaren. "Kinder, geht doch mal hoch und besprecht wer wo schlafen wird." ordnet Erika an und scheucht uns hoch.
"Wir haben uns gedacht, dass wir alle im Jungszimmer schlafen werden, weil da viel mehr Platz ist als bei uns." erklärt Elli und öffnet die Tür zum Jungszimmer, wo eigentlich Tommy und Alex schlafen. "Wo ist eigentlich Alex?" frage ich so desinteressiert wie möglich, da ich doch bisschen enttäuscht bin, dass er nicht da ist. Ich frage mich, ob er sich in diesem Jahr viel verändert hat, ob er immer noch so gut aussieht. "Er ist beim Training, aber müsste bald kommen." antwortet Tommy und ich lege meine Tasche in eine Ecke ab, damit ich sie nicht tragen muss. "Will jemand Tischtennis spielen?" frägt er nun in die Runde und sofort stimmt jeder zu. "Bist du immernoch im Verein?" will Elli wissen und ich nicke lächelnd. "Aber es wird nicht schwer sein mich zu besiegen, weil die Platte und die Schläger ganz anders sind."

"Ich gehe schnell was trinken." informiere ich die anderen, lege den Schläger weg und gehe in die Küche. Da ich schon im Haus bin, lege ich schnell mein Handy weg, weil ich es jetzt nicht brauche und solange kann es ja laden. "Lydia!" höre ich die Stimme meines Vaters, also sprinte ich schnell die Treppe runter und übersehe dabei eine Stufe, knicke dabei um und fluche, aber gehe so normal wie möglich auf die Terasse. "Ja?" frage ich dann an meinen Vater gewandt.
"Gib mal dein Handy, ich will es Paul zeigen." meint er.
"Ich habe es oben in meiner Tasche." versuche ich zu erklären, da ich nicht nochmal hochgehen will. "Aber ich kann es ja holen." füge ich genervt hinzu als ich erwartungsvoll angeschaut werdeund drehe mich um, um mit meinen Augen rollen zu können, dann beiße ich meine Zähne zusammen und gehe zur Treppe, wo mich keiner mehr sieht und humple rauf. Ungeschickter Weise haue ich meinen Fuß auch noch in einer Treppenstufe an und fluche diesmal lauter, da es höllisch weh tut. Ich will auf mein rechten Fuß auftreten, aber ich kann nicht, also hüpfe ich die restlichen Treppen hoch und schleppe mich ins Zimmer, um mein Handy zu holen. Da ich schon hier oben bin, gehe ich noch schnell aufs Klo, solange kann mein Vater noch warten. Nach einigen Minuten tut mein Fuß immer noch sehr weh, normal vergehen die Schmerzen immer, aber jetzt nicht, was mich bisschen nervt. Während ich wieder die Treppe runterlaufe, achte ich diesmal genau auf die Stufen, um mein Fuß nicht noch mehr zu verletzen, sodass ich garnicht merke, wie eine Person mir entgegen kommt und ich fast in ihn reinlaufe. "Alex." sage ich atemlos nachdem ich mich mit einem Ausfallschritt zur Seite fange, um nicht hinzufallen und schaue ihn mit großen Augen an. Er hat sich kein bisschen verändert, seine schwarzen Haare sind bloß bisschen länger geworden und fallen ihm leicht in die Stirn und seine blauen Augen strahlen immer noch genauso schön wie ich es in Erinnerung habe.
"Hi Lydia, alles okay bei dir?" grinst er mich an.
"Ja klar." winke ich ab und kneife meine Augen zu, als ich mich normal hinstelle, weil mein Fuß so weh tut. "Sicher." meint Alex sarkastisch und deutet auf meinen bisschen angeschwollenen Knöchel. "Erwischt." Grinse ich. „Das wird schon wieder, ist nicht so schlimm wie es aussieht."
„Wie du meinst" zuckt er seine Schulter und es entsteht eine angespannte Stille zwischen uns.
"Tja, ich werde gerufen." sage ich dann und gehe die Treppen runter. Zum Glück kann ich mich so nicht mehr weiter blamieren.

"Was hat denn so lange gedauert?" beschwert sich mein Vater sofort und ich unterdrücke den Drang meine Augen zu rollen.
"Ich war noch auf dem Klo." antworte ich simpel und reiche ihm mein Handy, das er dann fachmännisch Paul zeigt, danach gibt er es mir wieder.
"Danke, kannst du wieder hochbringen." entgeistert schaue ich ihn an, aber er hat sich bereits abgewendet und ignoriert mich. Wütend gehe ich zurück, bedacht darauf mein rechten Fuß so wenig wie möglich zu belasten, aber es geht nunmal nicht so einfach. Ich quäle mich nochmal die Treppen hoch und gehe dann ins Zimmer, um mein Handy erneut in meine Tasche zu tun. Ich lehne mich gegen die Wand und atme tief ein und aus, um den Schmerz zu verdrängen. "Lydia?" erschrocken öffne ich meine Augen und sehe Alex vor mir stehen. "Dir geht es nicht sehr gut." stellt er fest. "Mein Fuß." antworte ich bloß knapp und will wieder aus dem Zimmer, aber Alex schiebt mich ins Bad, wo er mich auf den Klodeckel drückt, dann kniet er sich vor mich und legt mein rechten Fuß auf sein Oberschenkel. Mein Fuß ist rot und leicht angeschwollen. "Sieht nicht gut aus." stellt auch er fest.
"Ach was." ich verdrehe meine Augen und ziehe scharf die Luft ein, als er meinen Fuß bewegt.
"Sorry." meint er dann und steht auf. "Gehen wir runter, dann gebe ich dir ein Kühlpack." Ich stehe auch auf und humple aus dem Bad, gefolgt von Alex. "Gehts, oder soll ich dich tragen?" bietet er mir grinsend an. "Danke, aber geht schon." lächel ich zurück und beiße mal wieder meine Zähne zusammen, in der Küche setze ich mich auf einen Stuhl, wo ich dann auf Alex warte, der mir sogleich besagtes Kühlpack überreicht. "Danke." Ich lächel ihn an und er legt mein Bein auf einen Stuhl.
"Die anderen spielen Tischtennis?". Ich bestätige seine Frage. "Wir gehen Spazieren, sagt ihr bitte den anderen Bescheid?" informiert uns Erika und bringt dann einige Sachen rein, gefolgt von meiner Mutter, keiner bemerkt, dass ich verletzt bin, nicht mal meine Mutter. Etwas verletzt schaue ich ihr hinterher. "Kannst du gut Englisch?" fragt Alex plötzlich.
"Ja, wieso?"
"Naja, wir fliegen nach Amerika und ich kann nicht gut Englisch, du weißt, ich lerne ja erst seit letztem Jahr bloß Englisch, weil ich Deutsch gewählt habe." "Stimmt." fällt es mir jetzt auch ein. "Aber das ist nicht schwer, lernst du schnell."
"Leicht?" ruft er empört. "Englisch ist nicht leicht!"
"Ach was. Das kann man wirklich schnell lernen." widerspreche ich. "Worüber diskutiert ihr?" meldet sich nun wer anders zu Wort, Tommy und auch die anderen sind da. "Ob Englisch schwer oder leicht ist." erklärt Alex. "Lass mich raten, die Streberin meint dass Englisch leicht ist." rollt Fiona mit ihren Augen und setzt sich auf die Bank, gegenüber von mir. "Ich bin keine Streberin." antworte ich und verdrehe meine Augen. "Ja ja, das sagen sie alle." wieder rollt sie mit ihren Augen. Wütend schaue ich schnell weg und sofort kommen mir die Augen von Alex in die Quere, die mich fragend anblicken. Ich ignoriere seinen Blick und schaue stur auf die Uhr, die über der Tür hängt. "Okay, was wollt ihr machen?" bricht Alex nun die Stille und schaut fragend in die Runde. "Film schauen." schlägt Fiona vor und sofort hat sie die Zwillinge überzeugt. War ja klar. "Was wollt ihr schauen?" fragt er nun wieder. "Was lustiges." meldet sich wieder meine Schwester zu Wort. "Lass doch vielleicht auch mal die anderen was vorschlagen." sage ich so ruhig wie möglich und blicke sie wütend an. Teenager sind anstrengend. "Sie wollen doch auch was lustiges schauen." Sie dreht sich zu den Zwillingen, die sie anschauen und dann nicken. Ich schaue die Zwillinge nochmal an und stehe dann auf. "Wo gehst du hin?" fragt Elli. "Ich gehe hoch und werde lesen oder so." antworte ich und lächel sie an. "Was ist mit deinem Fuß?" "Oh, bin bloß schlecht aufgetreten." winke ich ab. "Zu dumm zum gehen oder was?" lacht Fiona. Ich drehe mich um und gehe genervt aus der Küche, nicht dass ich etwas sage, dass ich bereuen werde.

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