Kapitel 13

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Mitten in der Nacht wache ich auf, da ich gemeint habe ein Geräusch gehört zu haben, aber als alles still ist, beruhige ich mich wieder. Ein Arm liegt um meine Hüfte gewickelt und hält mich fest, sodass ich mich nicht umdrehen kann. Ein Lächeln huscht über meine Lippen, da ich die sanfte Hebung von Alex' Brust spüren kann und sein ruhiger Atem streift jedes mal meinen Hals. So schlafe ich schnell wieder friedlich ein.

***

Als die Tür unten zugemacht wird, werde ich aus meinem Schlaf gerissen, aber ich will noch nicht aufstehen, also schließe ich meine Augen und ignoriere alles um mich herum. Ich döse wieder so halb ein und bekomme garnicht mit, wie jemand hochkommt. "Lydia." höre ich die unangenehme Stimme von Fiona, aber ich reagiere nicht. "Lydia." ruft sie mich nochmal lauter, was ich aber immer noch ignoriere. Wird wohl nicht so wichtig sein und ich will meine Ruhe haben. Jetzt fängt sie an auf meiner Stirn rumzuklopfen, was garnicht gut ist. Ich drehe mich zur Seite und schnauze sie an, dass sie mich in Frieden lassen soll. "Lass sie schlafen und kümmer dich selbst um den Gast." ertönt nun Alex' tiefe Stimme. "Sie kann aber besser Englisch als ich." zickt sie zurück. "Na und? Du kannst es auch gut, also lass sie schlafen. Die letzten Wochen hat sie sich um dich gekümmert, also kannst du jetzt auch mal was für sie machen.". Für einen Moment ist es still, dann rüttelt Fiona mich wach. Wütend setze ich mich auf und schubse sie weg. "Lass mich verdammt nochmal schlafen!" rufe ich mit verschlafener Stimme. "Du wirst sowieso nicht mehr schlafen können, also ist es ja schon egal." gibt sie gleichgültig zurück, aber die Schadenfreude ist deutlich in ihren Augen zu erkennen. "Der Eigentümer des Hauses ist hier und du sollst mit ihm sprechen." fährt sie unbeirrt fort. "Ne. Mach du." erwidere ich kalt und blinzle kein einziges Mal, während wir uns anstarren. "Nein." grinst sie. "Was wird er wohl dazu sagen, wenn du keine Lust hast mit ihm zu reden, sondern lieber faul rumliegst?" "Erpressung." mischt sich jetzt auch Alex ein. "Das ist unfair."
"Tja, so ist das Leben." zuckt Fiona ihre Schulter, steht auf und geht davon. "Ich sage ihm, dass du kommst." ruft sie noch und ich kann ihr zufriedenes Grinsen raushören. "Wie viel Uhr haben wir eigentlich?" wende ich mich seufzend an Alex. "Halb Zehn." antwortet er. "Oh man. Nicht mal ausschlafen kann ich." seufze ich und streiche meine Haare aus meinem Gesicht. "Weckt sie dich immer so?" will er wissen und ich nicke. "Ja, wenn sie mich mal wecken soll schon. Deswegen schlafe ich nicht gerne mit ihr in einem Zimmer, weil sie immer die erste ist, die aufwacht und dann weckt sie auch die anderen auf, damit sie reden kann. Aber anstatt zu flüstern redet sie laut und lacht, damit auch der Rest wach wird." erkläre ich. "Aber ich gehe dann mal runter, mal schauen was der Eigentümer will."
"Aber du ziehst dich schon um, oder?" meint Alex skeptisch, während er seinen Blick über mich gleiten lässt. Peinlich berührt schaue ich an mir runter. "Ja, natürlich.".
Von unten hört man Schritte, die hochkommen und englisches Gerede. Anscheinend zeigt Fiona das Haus. "Alex, kannst du bitte im Bad irgendwie aufpassen dass keiner reinkommt oder was sieht?" bitte ich ihn, der mit leicht geröteten Wangen nickt. "Wenn es dir nichts ausmacht." füge ich noch schnell hinzu, da es ihm offensichtlich bisschen unangenehm ist. "Ne, klar mach ich." meint er dann und nickt. "Okay. Aber nicht schauen!" mahne ich, um die Stimmung zu lockern und es funktioniert, da er anfängt zu kichern. Schnell krame ich Anziehsachen hervor und gehe dann ins Bad, wo sich Alex dann statt einer Tür hinstellt, mit dem Blick natürlich zum Flur. Ich ziehe mich um, aber als ich meine kurze Hose anziehen will, bleibe ich hängen, verliere mein Gleichgewicht und knalle gegen den Wannenrand und falle schließlich hinein. "Autsch." stöhne ich auf und reibe meinen schmerzenden Rücken. "Lydia? Ich drehe mich jetzt um." informiert Alex mich, schnell ziehe ich meine Hose hoch und bleibe in der Badewanne liegen. "Lydia?" fragt er nun irritiert, da er mich anscheinend nicht sieht. "Hier." sage ich und schon schaut Alex auf mich herab. "Ist alles okay?" er versucht seine Belustigung zu verstecken, aber es geht nicht, denn er lacht kurz auf. "Abgesehen davon, dass ich gerade mit einem lauten Knall in die Badewanne gefallen bin, mein Rücken und mein Oberschenkel weh tut, ja, es ist alles okay. Danke der Nachfrage." antworte ich gereizt und verdrehe genervt meine Augen. "Sorry, komm, nimm meine Hand." er streckt mir seine Hand hin und hilft mir auf die Beine. "Wie schafst du nur sowas?" schüttelt er seinen Kopf. "Kannst du mir bitte helfen hier rauszukommen?" Ich gehe nicht auf seine Frage ein und versuche mein rechtes Beim anzuheben, aber da ich ja dort meine Verletzung habe, tut es erstens sehr weh und zweitens, es geht nicht. "Na klar."
"Und wehe du lässt mich fallen oder fügst mir in irgendeiner Weise eine weitere Verletzung zu." warne ich ihn, worauf er aber nur grinst. Mit Leichtigkeit hat er mich hochgehoben und trägt mich auf seinen Armen, dann dreht er sich um und setzt mich ab. Als ich wieder auf meinen Beinen stehe, stöhne ich wieder voller Schmerz auf, da mein Rücken sehr weh tut und ich für einen kurzen Augenblick keine Luft bekommen habe. "Oh man, das sieht nicht gut aus." skeptisch schüttelt Alex seinen Kopf, aber ich winke ab. "Geht schon.".

Draußen begrüße ich den Eigentümer, der mich erst einmal ordentlich abcheckt und dann grinsend meine Hand schüttelt. "Guten Tag, Miss. Ich habe bereits das Haus angeschaut und es tut mir leid, dass Sie in Ihrer Freizeit so etwas erleben mussten." fängt er an, mit einem starken spanischen Akzent zu reden. "Ja, ich finde es auch schade, aber da kann man nichts machen. Ich hätte noch einige Fragen diesbezüglich."
"Nur zu." mit einer Geste deutet er mir, fortzufahren. "Das Haus hat ziemlich viele Schäden und nur ein Zimmer ist bewohnbar, die Kosten müssen nicht wir übernehmen, oder?"
"Natürlich nicht. Da können Sie ja nichts dafür, allerdings müssten Sie so schnell wie Möglich hier ausziehen und wo Sie danach hingehen, das ist schon Ihre Sache und Ihre Kosten." Ich habe Mühe ihn zu verstehen, da er nicht sehr gutes Englisch spricht, aber dennoch ist alles klar und ich weiß was er meint. "Okay, Dankeschön. Es ist so, unsere Eltern kommen erst heute oder morgen und wir können nichts ohne ihnen machen, also müssten wir solange hier bleiben." erkläre ich und erstaunt schaut er mich an. "Sie sind hier ohne Erwachsenen?" "Nein, er-" Ich zeige auf Alex. "Ist schon Volljährig." verwirrt schaut Alex mich an, aber reicht höflich seine Hand dem Eigentümer. Seine schwarzen Haare und dunklen Augen, sowie seine etwas bräunere Haut weisen auf seine südländischen Wurzeln hin und sein teuer aussehender Anzug auf sein vieles Geld. "Gut, dann muss ich die Polizei nicht informieren." "Nein, wir kommen gut klar." bekräftige ich seine Aussage. "Entschuldigung Miss, aber wie heißen Sie und wie alt sind Sie?" fragt er nach. "Ich bin Lydia und 19 Jahre alt." antworte ich.

Nach wenigen Minuten begleite ich Herrn Gonzales nach draußen und verabschiede mich von ihm. "Hier ist meine Visitenkarte, wenn Ihre Eltern da sind und Sie Abreise bereit sind, informieren Sie mich doch bitte." meint er und überreicht mir besagtes Kärtchen. "Auf jeden Fall." er drückt meine Hände und geht dann weg.

"Was essen wir heute?" ruft Fiona, die auf der Couch sitzt und etwas mit ihrem Handy macht. "Was hast du denn gekocht?" frage ich zurück, weswegen sie mich entgeistert anschaut. "Lustig." erwidert sie trocken. "Das war kein Scherz." gebe ich genauso zurück. "Mach mal was." "Ne." Ich stehe vom Stuhl auf, bleibe aber mitten in meiner Bewegung stehen, da mein Rücken richtig weh tut. Als ich mich wieder gefasst habe, gehe ich langsam weg und hoch in unser Zimmer. Sie ruft mir noch etwas hinterher, aber ich reagiere nicht darauf. "Du kannst doch auch kochen." höre ich Ellis zum Glück nicht an mich gerichtete Worte, danach ist es still.

Oben nehme ich meine Kopfhörer, mein Handy und mein Tagebuch hervor, setze mich an die Wand, mache meine Lieblingsmusik an und fange an die Ereignisse der letzten Tage aufzuschreiben. Gerade bin ich da angelangt, wo Alex mich geküsst hat, als die Tür aufgeht und er im Türrahmen erscheint. Schnell klappe ich mein Buch zu und ziehe einen Stöpsel aus meinen Ohren. "Sorry, ich wollte nicht stören, aber kannst du mir eventuell helfen?" etwas verlegen kratzt er sich am Nacken, sein rotes Tshirt spannt dabei auf seinen Muskeln, was unglaublich heiß aussieht. "Klar, wobei?" Ich reiße mich zusammen und lege nun meine Sachen beiseite. Ich versuche aufzustehen, was schmerzhafter als gedacht ist, also kommt Alex und hilft mir abermals auf. Bei seiner Berührung macht mein Herz einen Satz und meine Hand beginnt angenehm zu kribbeln. "Ich will Pfannkuchen machen, aber leider weiß ich nicht wie das geht."
"Und Elli kann dir nicht helfen? Sie ist doch sonst so tüchtig."
"Nein, sie ist nicht da." antwortet er und überrascht ziehe ich meine Augenbrauen in die Höhe. "Sie sind am Strand." Ich seufze und schließe meine Augen. "Klar, ich komme." Wir gehen runter in die Küche, wo tatsächlich keiner ist. Alle sind weg.

Ich will schon anfangen den Teig zu machen, als Alex mein Handgelenk ergreift. "Nein, du setzt dich schön hin und erklärst mir nur was ich machen soll." er stellt einen Stuhl neben sich und drückt mich runter. "Okay." lächel ich und bin wirklich froh, dass ich einmal nichts machen muss.

So dirigiere ich Alex, bis er endlich die Pfannkuchen ausgebacken hat und mich dann stolz angrinst. Zwischen drin hatte ich immer wieder mal Lachanfälle, vorallem als er versucht hat, den Pfannkuchen hochzuwerfen, der aber auf der Lampe hängen geblieben ist. Jetzt präsentiert er mir stolz sein Ergebnis und überlässt mir die erste Scheibe. "Garnicht übel." lobe ich ihn, nachdem ich Nutella draufgeschmiert habe und es schmeckt wirklich gut. "Sind fast so gut wie meine." empört schaut Alex mich an. "Scherz. Sie sind gut, wirklich."

Inzwischen sind auch die anderen angekommen und setzen sich hungrig an den Tisch. "Wir haben die Pfannkuchen gemacht, ihr spült ab!" ruft Alex und die drei müssen wohl oder übel zustimmen, da er Recht hat. Nach dem Essen setze ich mich auf die Veranda, die wir auch so ziemlich aufgeräumt haben und schaue einfach nur auf das offene Meer, die sanften Wellen und die Sonne, die sich darin spiegelt.
"Die Eltern haben angerufen. Sie kommen morgen so gegen Mittag." ertönt plötzlich Alex' Stimme hinter mir.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 04 ⏰

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