Kapitel 12

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Schnell eilt uns auch Fiona zur Hilfe und hilft mir, mich aus Alex' Griff zu befreien, dann rennt sie zu Elli und hilft ihr mit Tommy, der wild um sich schlägt und die beiden angriffslustig angrinst. Für einen Augenblick ist Alex abgelenkt weil er den drein zuschaut, dann renne ich schnell in das Zimmer wo sie ihre Fahne haben, aber höre sofort seine schnellen Schritte hinter mir. "Hey, hilft mir hier!" schreie ich meinen Kumpanen zu, die aber mit Tommy beschäftigt sind, der sich immer noch unermüdlich verteidigt und die zwei Mädchen nicht an sich ranlässt.
Mittlerweile bin ich im Zimmer angelangt und habe die Fahne fast erreicht, als ich plötzlich an meinen Hüften gepackt und zurückgezogen werde, schließlich hebt er mich hoch und lässt mich über dem Bett fallen. Dumpf schlage ich auf, dann kracht es laut und das Bett bricht auf dem Boden zusammen. Schnell setze ich mich hin und will schon aufspringen, als ich wieder zurückgedrängt werde. Mit all meiner Kraft versuche ich Alex von mir zu schubsen, ich schlage auf seine Brust ein, aber es hilft nichts, denn so bekommt er meine Hände zu fassen und hält sie über meinem Kopf an die Matratze, sodass ich mich nicht bewegen kann. "Jetzt bist du eine Gefangene." haucht er atemlos und ein Lächeln erscheint auf seinen wohlgeformten Lippen. Ich erröte an den Gedanken, wie sie sich wohl anfühlen würden und nicke schwer atmend. Alex schwebt knapp über mir, sein Atem streift die entblößte Haut meiner Schulter und bringt mich zum erschaudern. Mein Verstand setzt aus und ich sehe nur noch ihn und seine strahlenden Augen vor mir, ich spüre die Wärme die von ihm aus geht und das alles bringt mein Herz zum rasen. Meine Brust hebt und senkt sich schnell und berührt jedes mal beim Einatmen seine. Unsere Blicke sind tief miteinander verankert und scheinen nicht loslassen zu können. "Du bist gefangen." flüstert er wieder, diesmal näher an meinem Ohr. Ich habe garnicht mitbekommen, dass er mir näher gekommen ist. Ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht laut aufzuatmen und ich erzittere, als ich das unterdrücke. Sein Gesicht ist wenige Centimeter von meinem entfernt und sein Blick huscht für einen Bruchteil der Sekunde zu meinen Lippen. Auch meine Augen wandern zu seinen und schnell wieder zu seinen Augen, gespannt schaue ich in seine jetzt ungewöhnlich dunklen und als er sich noch näher zu mir beugt schließe ich meine Augen und warte darauf, was als nächstes passieren wird. Sehnlich warte ich darauf, dass seine Lippen endlich auf meine treffen und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, als ich einen federleichten Druck spüre. Bevor ich reagieren kann hat er seinen Kopf zurückgezogen und widerwillig mache ich meine Augen auf, da ich zu neugierig bin. Mein Herz ist am Ausrasten und ich muss meinen Atem anhalten, um mich zu beruhigen. Wieder beugt er sich etwas runter und abermals legt er seine weichen Lippen auf meine. Nur ganz leicht spüre ich sie, aber es reicht um mich um den Verstand zu bringen. Ich übe bisschen größeren Druck aus und öffne leicht meine Lippen, als plötzlich lautes Getrampel und Gerufe zu hören ist, das immer lauter wird. Schnell zieht Alex sich zurück und zieht mich auch gleichzeitig auf die Beine, dreht meine Arme sacht nach hinten an meinen Rücken und stellt sich dicht hinter mich.

Völlig benebelt weiß ich nicht was ich machen soll, da die anderen da sind und uns erstaunt anblicken. "Wieso hast du die Fahne nicht?" will Fiona wissen und zieht ihre Stirn kraus. "Sie ist eine Gefangene." erwidert Alex und räuspert sich, da seine Stimme etwas zittert. "War ja klar." seufzt meine Schwester daraufhin. "Kann sich nie verteidigen, weil sie zu schwach ist.". Wütend reiße ich meine Hände aus Alex' leichtem Griff und stürme auf sie zu. "Du bist so mies. Vor gerade mal einigen Stunden haben wir diesen Sturm überlebt, alles um uns ist verwüstet und du hast nichts besseres zu tun als mich die ganze Zeit zu beleidigen!" schreie ich währenddessen, meine Stimme überschlägt sich, aber sie grinst mich nur höhnisch an. Völlig außer mir hebe ich meine Hand und hole zu einem Schlag aus, als mir in den Sinn kommt, das genau das ihr Ziel ist. Sie will den anderen zeigen, dass ich mich nicht beherrschen kann und sofort zu Gewalt greife. Zitternd lasse ich meine Hand sinken und eile dann aus dem Zimmer.

Draußen setze ich mich auf die Terrasse und blicke auf das weite dunkle Meer vor mir, in dem sich der helle Vollmond spiegelt. "Lydia, d-" "Nein, ich will jetzt alleine sein. Bitte." meine Stimme ist rau und leise, als ich Alex unterbreche. "Okay." meint er und geht dann mit leisen Schritten davon. Zitternd vor Wut atme ich aus und bin zugleich aber stolz auf mich.

Es mag jetzt nicht wirklich edel sein, aber ich bin stolz darauf, dass ich Fiona nicht geschlagen habe. Ich war so kurz davor und es hätte so leicht passieren können, aber so habe ich es ihr, den anderen und mir selbst beweisen können, dass ich nicht so bin wie Fiona behauptet, auch wenn es mich unglaublich viel Selbstbeherrschung gekostet hat. Es ist unbegreiflich für mich, dass Fiona kein schlechtes Gewissen hat, da sie mich immer beleidigt. Ich könnte nicht so leben, dauernd eine verletzte Seele auf meinem Gewissen zu haben, zu wissen, dass es einer Person wegen mir schlecht geht.

Nach einer viertel Stunde, als ich mir sicher bin dass ich Fiona ignorieren kann, stehe ich auf und gehe zurück in das Zimmer. Alle Blicke liegen auf mir, außer der von Fiona. Wie überraschend. Sie schaut desinteressiert ihre Fingernägel an und beachtet mich nicht. Ich hole mein Schlafanzug, bestehend aus einem mir viel zu großen Tshirt, das mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel reicht. "Ich geh jetzt ins Bad." informiere ich die anderen knapp und verschwinde mit meinem ganzen Kram.

Da es keine Tür gibt, ziehe ich mich in einer Ecke um, wasche dann mein Gesicht und putze Zähne, fertig gehe ich zurück und räume meine Sachen sorgfältig auf. Seufzend stelle ich fest, dass auf der Matratze nichts liegt, also hole ich zwei dünne Decken und zwei Kissen, schmeiße sie darauf und lege mich Innen hin, an die Wand. Fiona hat mal wieder die Stimmung von jedem versaut, da keiner etwas sagt und ich komische Blicke auf mir spüre, die ich allerdings ignoriere. Mir fällt der Kuss ein und ich muss grinsen und erschaudere an die Erinnerungen von Alex' Lippen auf meinen. Zittrig ziehe ich die Luft ein und beiße danach auf meine Lippen, damit sowas nicht wieder vorkommt, die anderen sollen schließlich nichts von mir mitbekommen. "Ich mache mich dann auch mal fertig." bricht Elli die Stille, kruscht etwas rum und tapst dann raus. Kurz danach auch Fiona.

Eine halbe Stunde später liegt jeder in seinem Bett, nur Alex ist noch im Bad. Aufgeregt, weil er bald neben mir liegen wird, wälze ich mich herum und kann mich nicht beruhigen, egal wie sehr ich mich auch bemühe. Als ich seine Schritte höre, lege ich mich ruhig hin und schließe meine Augen. Die Matratze unter mir bewegt sich, als er sich neben mich legt, dann lehnt er sich über mich und ich denke schon, dass er mich küssen will, aber zu meiner Enttäuschung pustet er nur die letzte Kerze aus, sodass es komplett dunkel wird. Leise seufze ich und reiße dann erschrocken meine Augen auf. Verdammt, ich bin eine miserable Schauspielerin. Nicht mal so tun, als ob ich schlafen würde kann ich. Alex neben mir stockt in seiner Bewegung und dreht sich dann wieder zu mir um. Schnell kneife ich meine Augen zu, natürlich zu fest, auch wenn man meinen Gesichtsausdruck eh nicht sieht wegen der Finsternis. "Gute Nacht." flüstert er dicht an mein Ohr. "Du solltest auf keinen Fall Schauspielerin werden." Ich höre das Grinsen in seiner Stimme, was mich ebenfalls zum grinsen bringt, also schlage ich ihm gespielt beleidigt auf die Brust, weswegen er leise lacht. "Psht, willst du dass die anderen wach werden wegen dir?" raune ich, mit einem riesigen Lächeln auf meinen Lippen. "Wer schlägt mich denn? Wegen dir muss ich lachen, also bist du Schuld.". Ich drehe mich zu ihm und verenge meine Augen zu zwei kleine Schlitze, bis mir einfällt, dass Alex das ja nicht sehen kann, also schaue ich wieder normal und versuche seinen Blick zu fangen. "Und lass dich nicht so sehr von deiner kleinen Schwester provozieren, das ist es nicht Wert." flüstert er nach einer kurzen Stille und ich denke kurz darüber nach. Er hat Recht. Jeder weiß, dass Fiona zickig ist und übertreibt. Ich sollte mich echt bisschen beruhigen, wenn sie wieder mit den Sticheleien anfängt.
"Okay-" flüstere ich also zurück und nicke, um zu bekräftigen, dass ich seinen Rat angenommen habe. "-danke."
"Schlaf gut." raunt er nun näher an mein Ohr und streicht mir kurz über meine Wange. Ich erwidere dies und drehe mich dann zur Wand, während ich warte, ob von ihm noch was kommt. Insgeheim hoffe ich, dass er noch näher an mich rutscht und vielleicht seinen Arm um mich legt, aber es passiert nicht und so drifte ich in einen angenehmen Schlaf neben Alex.

Why do you care   Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon