Kapitel 6

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Am nächsten Morgen wurde ich von einer Bewegung neben mir wach. Ich öffnete verwirrt und verschlafen die Augen und entdeckte Sebastian, der sich gerade unter meine Decke kuschelte. „Morgen du Nervensäge" brummte ich. Er grinste mich an. „Dir auch alles Gute zum Geburtstag." Ich riss erschrocken die Augen auf. Das hatte ich ja total vergessen! „Oh shit Basti" rief ich und drückte ihn an mich. „Alles Gute" murmelte ich in sein Shirt und spürte, wie seine Brust von seinem Lachen leicht vibrierte. Wir hatten die Angewohnheit, an unserem Geburtstag als allererstes immer unseren Zwilling zu besuchen. Das war ungeschriebenes Gesetz, dass der andere den ersten Glückwunsch von uns bekam. Ich sah über Bastis Schulter auf die Uhr. 8:00 Uhr morgens. Ich knurrte und drückte mich von ihm weg. „Du blöder Frühaufsteher. Nicht mal an seinem Geburtstag kann man ausschlafen" sagte ich gespielt böse und grinste dann. Basti schüttelte ebenfalls grinsend den Kopf. „Wenn du ausschlafen würdest wäre unser Geburtstag schon zehnmal vorbei." Empört schnappte ich mir mein Kopfkissen und schmetterte es gegen ihn. Lachend versuchte er es abzufangen, schaffte es aber leider nicht und viel rücklings aus meinem Bett. Nun musste ich auch lachen und so bemerkten wir beide nicht, dass die Tür aufging. „Guten Morgen meine zwei Geburtstagskinder" hörte ich eine schmunzelnde Stimme. Abrupt drehte ich den Kopf zur Tür. „Papa!" rief ich strahlend und hüpfte in seine Arme. Ich sah ihn durch seine lange Arbeit nur sehr selten und freute mich jedes Mal riesig. Basti rappelte sich nun auch auf und umarmte uns beide fest. „Was machst du hier?" fragte er Papa neugierig. Dieser lächelte uns warm an. „Ich hatte Nachtschicht und sollte eigentlich auch zur Frühschicht bleiben, konnte diese aber verlegen um herzukommen." Ich strahlte ihn an. Jetzt machte es auch Sinn, dass er so früh wach war. Anscheinend war er gerade von der Arbeit gekommen. „Oh Papa das ist prima" strahlte ich und schmiegte mich an ihn. Er lächelte mich an und ich konnte die Ringe unter seinen Augen deutlich sehen. „Geh mal schlafen Papa. Wir wecken dich in ein paar Stunden zum späten Frühstück" sagte nun auch Sebastian und schob Papa sanft zur Tür hinaus. Dieser protestierte, gab aber ziemlich schnell nach und verschwand ins Schlafzimmer. „Er arbeitet zu viel" stellte ich stirnrunzelnd fest. „Hmm" gab Sebastian nur nachdenklich nickend von sich. „Kann man leider nicht ändern. Es ist ja auch noch alles neu hier in Hamburg, vielleicht entspannt sich die Lage ja, wenn etwas Zeit vergangen ist" fügte er dann aufmunternd hinzu. Ich nickte lächelnd. „Ganz bestimmt. Stört es dich, wenn ich mich noch mal hinhaue? Immerhin haben wir Samstag." Er schüttelte grinsend den Kopf. „Mach mal, ich bleibe auch hier." So gingen wir wieder zurück zum Bett, wo ich mich dann ganz fest an meinen Lieblingsbruder kuschelte. Solche Momente hatten wir hier in Hamburg total selten, da wir nun jeder ein eigenes Zimmer hatten. Eigentlich gefiel mir ein bisschen Privatsphäre total gut, aber manchmal fehlte mir die Gesellschaft meines Bruders ziemlich stark. Also genoss ich solche Momente der Zweisamkeit nun umso mehr.


Zwei Stunden später trudelten dann meine anderen Familienmitglieder ein und der jährliche Geburtstagsablauf begann. Alle gratulieren einem, es gibt Frühstück und man packt Geschenke aus. Dazu klingelte dauernd das Telefon, weswegen sich das Ganze ziemlich in die Länge zog. Das Telefonat mit Kira, meiner besten Freundin aus München, dauerte fast eine Stunde, was Basti eine Weile Ruhe vor dem Telefonterror bescherte. Das störte ihn nicht im Geringsten, was ich später grinsend zur Kenntnis nahm. Er hatte sich tierisch über den neuen Tennisschläger von mir gefreut und hatte seine Telefonpause gleich dazu genutzt, um mit Lukas eine Runde Tennis zu spielen. Ich brauche glaube ich nicht erwähnen, wer gewonnen hat.

Von ihm habe ich ein selbstgemachtes Fotobuch mit Fotos von uns beiden bekommen. Ich war total gerührt, weil er zu jedem Foto einen kleinen Absatz geschrieben hat. Bei manchen Fotos war ich sogar erstaunt, dass sie noch existierten, weil ich die Ereignisse schon total vergessen hatte. Das allererste Foto war eine Collage mit Ultraschallbildern von uns. Ich lächelte, als ich sie mir nun in meinem Zimmer genauer ansah. Ich war schon immer selbstbewusster und dreister gewesen als er. Auf den Bildern konnte man gut erkennen, dass ich mich einfach total breit machte und den armen Sebastian immer einquetschte. So in der Art hatte er es auch darunter geschrieben, nur eben auf seiner Art:

„Ich fand es schon früher total lieb von dir, wie viel Platz du mir immer gelassen hast Amylein <3"

Danach folgten Babybilder, Bilder aus dem Kindergarten, aus der Grundschule und schließlich Bilder aus der Zeit, in der wir nicht mehr gemeinsam auf eine Schule gingen. Das letzte Bild war von Donnerstag aus dem Freibad. Unter diesem Bild stand der längste Text:

„Dieses ist das aktuellste und ich finde auch schönste Bild von uns beiden. Du siehst darauf so glücklich aus <3

Das war in der Zeit nach unserem Umzug ja sehr selten und ich bin froh, dass du dein Lächeln zurück bekommen hast. Die folgenden leeren Seiten in diesem Fotobuch sind für die kommenden Jahre gedacht. In ein paar Jahren, wenn wir ausziehen und vielleicht nicht mehr in derselben Stadt leben, werden die Bilder von uns zusammen seltener. Ich möchte momentan nicht an diese Zeit denken, denn ich liebe dich über alles Schwesterherz und kann den Gedanken, von dir getrennt zu sein, nicht ertragen. Du wirst mir sehr fehlen, das weiß ich jetzt schon...

Wenn du mich vermissen solltest, möchte ich, dass du dieses Buch zur Hand nimmst und an unsere wunderbare Kindheit zurückdenkst <3

Ich liebe dich einfach über alles und du wirst immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben bleiben <3

Alles Gute zum 16. Geburtstag Amy, bleib so wie du bist <3

Dein Basti"

Ich legte das Fotobuch lächelnd auf meinen Nachtschrank. Basti war einfach kein typischer Junge mit seiner sensiblen Art, seiner Emotionalität und seiner ganz speziellen Verletzlichkeit. Meine anderen Brüder hätten so einen Text nie für jemanden geschrieben, da es in ihren Augen nicht cool war, so stark seine Gefühle zu zeigen. Aber vielleicht war es gerade die Außergewöhnlichkeit von Basti, weswegen ich ihn so sehr liebte.


Am Abend kamen Josie, Sofie und Carna noch vorbei, um ein bisschen mit uns zu feiern. Sebastian hatte niemanden aus seiner Klasse gefragt, er wollte lieber mit uns losziehen. Wir Mädchen hatten uns gerade in meinem Zimmer zurecht gemacht, als es an der Tür klingelte. Ich öffnete und wurde schon in der nächsten Sekunde von einem stürmischen Etwas zerquetscht. Lange blonde Haare umhüllten mein Gesicht und ein blumiger Duft stieg mir in die Nase. Diesen Geruch kannte ich nur allzu gut und er gehörte zu einer ganz bestimmten Person...

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Hey Leute :)

Sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber ich hatte total wenig Zeit zum Schreiben...
Ich hoffe, das ändert sich in nächster Zeit, dann werden die Kapitel auch wieder länger :)

In diesem Kapitel geht es ja sehr viel um die Beziehung zwischen Amy und Basti. Findet ihr so etwas ab und zu gut, damit man die anderen Personen besser kennenlernt? Oder eher nicht?

Was denkt ihr, wer die Person ist?

Und was sagt ihr zu Bastis Geburtstagsgeschenk?

(Das Bild oben bzw. an der Seite soll das Ultraschallbild darstellen. Ein anderes habe ich nicht gefunden, auf dem einer weggedrängt wird, weil der andere sich so breit macht :D)

Bis dann ihr Süßen <3



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