Kapitel 7

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„Kira!" rief ich überglücklich und drückte meine beste Freundin ganz fest an mich. „Alles alles Gute zum Geburtstag meine Süße" sagte sie strahlend und sah zu mir herab. Ja, Kira war gute 1.78m groß, also zehn Zentimeter größer als ich. „Danke" strahlte ich sie an und stellte dann die Frage, die mir am meisten auf der Seele brannte: „Wie kommt es, dass du hier bist?" „Ich habe ja noch Ferien und deswegen dachte ich mir, dass ich dich mal besuchen komme. Zufällig lag dein Geburtstag genau in der Zeit" meinte sie grinsend. Ich musste ebenfalls grinsen und drückte sie noch mal ganz fest an mich. „Ich habe dich echt vermisst." Dann drehte ich mich zu meinen Freundinnen um, die etwas abseits standen und uns lächelnd beobachteten. „Mädels, das ist Kira, meine beste Freundin. Kira, das sind Josie, Sofie und Carna. Die drei gehen in meine Klasse und versüßen mir etwas meine Freizeit" meinte ich strahlend. Josie stemmte gespielt empört ihre Hände in die Hüfte. „He, du kannst ruhig sagen, dass wir befreundet sind. Das hört sich ja an als wären wir deine angestellten Freizeitanimateure." Damit war das Eis gebrochen und wir lachten schallend los. In dem Moment kam Basti die Treppe runter. „Was seid ihr denn so laut?" fragte er verwundert. „Alles Gute zum Geburtstag Basti!" quietschte Kira und überrumpelte ihn mit einer festen Umarmung. „Kira? Was machst du denn hier?" fragte Basti erstaunt, aber mit vor Freude funkelnden Augen. Dadurch, dass Kira Einzelkind war und bei uns Zuhause ein Kind mehr nicht auffiel, war sie so gut wie immer bei uns gewesen und hatte dadurch auch zu meinen Geschwistern ein sehr gutes und enges Verhältnis. „Dir zum Geburtstag gratulieren?" schlug sie grinsend vor. Basti antwortete nicht, sondern drückte sie noch einmal kurz. „Dann müssten wir ja vollzählig sein. Wollen wir los?" fragte er dann. „Sorry Basti, aber vollzählig sind wir noch nicht ganz" meinte Kira grinsend und sah zur geöffneten Haustür. Niemand von uns hatte bemerkt, dass dort eine weitere Person stand. Groß, braune Haare, braune Augen und ziemlich... „Leon!" sagte Basti erfreut und begrüßte seinen besten Kumpel mit einer kurzen Umarmung. Dieser grinste ihn an. „Happy Birthday Spasti." Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und sah, wie Sebastian seinem Kumpel gespielt empört einen Stoß in die Seite verpasste. Jetzt wusste ich immerhin, wie Kira hier hergekommen war. Leon war nämlich bereits 18 und hatte schon seinen Führerschein. Basti und er hatten sich vor 8 Jahren im Tennisverein kennengelernt und waren seitdem unzertrennlich. Wenn sie zusammen rum hingen bemerkte man überhaupt nicht, dass sie einen Altersunterschied von zwei Jahren hatten.

„Ok, aber jetzt können wir los oder gibt es noch weitere Überraschungen?" „Soweit ich weiß nicht" sagte Leon und grinste mich an. „Dir übrigens auch alles Gute Amy." „Danke" sagte ich und strahlte ihn an.

Da wir nun alle unsere Schuhe anhatten und alles in unseren Taschen verstaut war, zogen wir los. Basti und ich waren die jüngsten, also würden wir ohne Probleme in einen Klub hier in der Nähe kommen. Josie war öfter mal am Wochenende unterwegs und kannte daher einen guten, den wir von hier ohne Probleme zu Fuß erreichen konnten. Quatschen und lachend setzten wir unseren Weg fort und kamen schließlich bei dem Klub an. Da ich zum ersten Mal in einem Klub ging, ließ ich die anderen vorgehen und folgte mit Basti. Drinnen war die Stimmung einfach super und meine Stimmung steigerte sich noch weiter. Wir sahen uns ein bisschen um, holten uns was zu trinken und verschwanden schließlich auf der Tanzfläche. Irgendwann bemerkte ich, wie mich jemand von der Seite her antanzte. Ich sah in die Richtung und entdeckte Vincent. „Hey Amy. Was machst du denn hier?!" brüllte er mir über die laute Musik hinweg zu. „Wonach sieht es denn aus? Zum Schlafen bin ich jedenfalls nicht hier!" brüllte ich lachend zurück. Er sah mich kurz an und riss dann seine Augen auf. „Shit, du hast heute Geburtstag oder?!" Ich nickte lachend und wurde im nächsten Augenblick von ihm umarmt. „Happy Birthday!" brüllte er mir ins Ohr. „Darf ich dir einen Drink ausgeben?! So als Geburtstagsgeschenk?!" Ich nickte lachend und folgte ihm zur Theke. Ich nahm nur eine Cola, da ich mich an meinem Geburtstag nicht besaufen wollte und außerdem den Geschmack von Alkohol nicht besonders lecker fand. Ich sah mich kurz um und entdeckte einmal Kiras Haarschopf und ein paar Meter weiter in einer Ecke Sebastian und... Sofie. Knutschend. Ich grinste und wandte den Blick wieder ab. Hier drüben war es zum Glück etwas leiser, weswegen man sich normal unterhalten konnte. Das taten Vincent und ich auch eine ganze Weile. Wir redeten über belanglose Dinge, während Vincent immer wieder von Mädchen angequatscht und bedrängt wurde. Jedes Mal schickte er sie ärgerlich weg und ich sah belustigt dabei zu. „Was wollen die denn alle von dir?" fragte ich ihn schließlich. „Das" meinte er rau und lehnte sich zu mir rüber, bis ich seinen alkoholischen Atem riechen konnte. Kurz bevor er seine Lippen auf meine legen konnte, spürte ich das ganz bestimmte Kribbeln und ein Bild tauchte vor meinen Augen auf. Es war Tim, welcher mich traurig ansah. Ich handelte reflexartig und drehte mich weg, weswegen Vincent ins Leere traf. „Hey, was soll das?" fragte er verwirrt und mit einem leicht ärgerlichen Unterton. „Ich will dich nicht küssen Vincent. Ich bin in jemand anderes verliebt" sagte ich mit fester Stimme und stand auf. „Danke für die Cola und noch einen schönen Abend." Mit den Worten ließ ich ihn geschockt zurück und ging zu den Toiletten. Ich lehnte mich ans Waschbecken und sah in den Spiegel. Ich war total verwirrt, aber auch sehr sicher. Ich hatte mich in Tim verliebt. Einen Jungen, den ich nur vom sehen kannte und welcher mich alleine durch Blicke in den Wahnsinn trieb. Jetzt wusste ich, wie ich diese besonderen Gefühle, welche ich vorher noch nie hatte, einordnen sollte. Ich hatte mich verliebt und das zum ersten Mal in meinem Leben richtig. Aber wie um alles in der Welt sollte ich Kontakt zu Tim aufnehmen? Ich konnte ihn ja schlecht einfach auf dem Schulhof ansprechen, so nach dem Motto: „Hey, ich kenne dich zwar nicht und du mich auch nicht, aber ich habe mich in dich verliebt und möchte mit dir zusammen sein". Das konnte ich nicht bringen. Ratlos seufzte ich und fuhr mir durch die Haare. Irgendwie war mir die Lust nach Party nun vergangen und ich beschloss Kira zu suchen, um ihr Bescheid zu sagen, dass ich nach Hause fahren würde. Also ging ich wieder zurück und nach kurzem Suchen fand ich sie. „Ich bin müde und gehe nach Hause. Willst du mit oder noch hier bleiben?" fragte ich sie. Sie überlegte kurz. „Ich komme mit" antwortete sie schließlich. „Der Kerl, den ich mir für heute Abend ausgesucht hatte, war vergeben. Also hält mich hier nichts mehr" sagte sie grinsend, während ich nur den Kopf schüttelte. Was war so toll daran, wenn man sich jedes Mal einen anderen Kerl suchte und nie was Festes hatte? Ich würde es wohl nie verstehen. „Sagen wir kurz Basti Bescheid, damit er auch die anderen informieren kann?" fragte ich sie. Kira nickte und wir gingen an den Rand der Tanzfläche, wo Basti und Sofie eng umschlungen tanzten. Ich tippte ihn auf die Schulter, wonach die Beiden erschrocken auseinander fuhren. „Sorry, ich wollte euch nicht erschrecken" entschuldigte ich mich grinsend. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Kira und ich nach Hause gehen." Die beiden nickten lächelnd. „Ok, passt auf euch auf" meinte Basti noch und umarmte mich kurz. „Machen wir. Viel Spaß noch" antwortete ich grinsend und wackelte mit den Augenbrauen. Sofie wurde knallrot, während Basti mich sauer anfunkelte. Ich lachte und ging dann mit Kira zum Ausgang.

Zuhause machten wir uns schnell bettfertig und ich holte eine Matratze aus unserem Gästezimmer. Nina war noch wach und begrüßte Kira herzlich. Wir waren schon immer wie Enkelkinder für sie gewesen und Kira hatte in ihren Augen schon immer dazu gehört. Während die beiden beschäftigt waren, hatte ich schon mal Bettzeug rausgesucht und alles bezogen. Danach ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen. Auf dem Flur traf ich David, welcher Kiras Stimme gehört hatte und neugierig geworden war. Er begrüßte sie nun auch noch wie eine wiedergefundene Schwester, was mich einerseits total glücklich und andererseits sehr unglücklich machte. Natürlich freute ich mich, dass Kira hier so gemocht wurde und immer willkommen war, aber das war auch einer der Gründe, wieso sie hier so fehlte. Erst jetzt, wo sie quatschend und lachend bei uns im Wohnzimmer saß, hatte ich das Gefühl, dass meine Familie komplett war. Ich seufzte und machte mich fertig. Gleich würde Kira mich ausquetschen wie eine heiße Zitrone, das wusste ich jetzt schon. Sie kannte mich nämlich viel zu gut, um zu erkennen, dass meine Müdigkeit nur eine Ausrede war. Ich musste mich zusammenreißen, damit meine Gedanken nicht wieder zu Tim wanderten. Hoffentlich wusste Kira einen Rat, wie ich Kontakt zu ihm aufnehmen konnte.

Am nächsten Morgen wurde ich relativ früh wach. Mein Blick wanderte zu Kira, die noch friedlich eingemummelt schlief. Natürlich hatte sie mich gestern Abend ausgequetscht und ich hatte ihr jedes kleine Detail erzählt. Ihre Vorschläge waren allerdings nicht so gut wie ich gehofft hatte. Ihn auf der Straße ansprechen und irgendwas fragen, an seiner Tür klingeln und erzählen ich hätte mich in der Tür verirrt oder ihn bei Facebook anschreiben und fragen, ob er mir Nachhilfe in irgendeinem Fach geben würde, das alles hatte ich dankend abgelehnt. Ich würde also meinen eigenen Weg finden müssen...


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