☑️ Kapitel 13♔

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~Will zuhören, doch Schmetterlinge im Bauch sterben zu laut.~

Mein Wecker weckt mich Morgens mit einem lauten Kreischen und ich öffne meine müden Augen entnervt weil die Nacht mir wieder mal viel zu kurz vorgekommen ist.
Seufzend mache ich den Wecker aus, und blinzle ein paar mal hintereinander um mir klar werden zu lassen, das ich wieder in der Realität bin und nicht in meiner Vergangenheit feststecke.

Schwankend komme ich auf meine Beine und gehe in mein Bad während ich mir meine nassen Wangen noch etwas sauber wische.
Vor dem Waschbecken stütze ich mich am Waschbecken ab und schließe meine Augen weil weiße Punkte vor meinen Liedern tanzen und drohen mich auf die Knie zu zwingen.

Und als ich meine Augen wieder öffne, hätte ich beinahe aufgeschrien als ich mir im Spiegel entgegenblicke.
Ich sehe ja schrecklich aus.
Meine Augenringe hängen bis tief in mein Gesicht und meine Augen gucken mir erschöpft und stumpf entgegen.
Ich habe das Gefühl, dass sich der ganze Stress vom Alltag auf meine Träume und meinen Schlaf auswirkt.

Da ich mich völlig ausgelaugt fühle, putze ich mir nur meine Zähne und klatsche mir kaltes Wasser ins Gesicht um etwas wacher zu wirken.
Mit meinen Fingern kämme ich meine weißen Haare durch und versuche sie mit einem hohen Zopf zu bändigen.
Mein Gesicht jedoch lasse ich ungeschminkt.

Mit einer Laune die nicht schlechter sein könnte, hole ich meine Tasche vom Regal im Flur und schmeiße sie über meine Schulter, doch bevor ich zur Schule gehe, bleiben meine Augen an dem schwarzen Tagebuch hängen, dass im Wohnzimmer liegt.

Mit hängenden Schultern lasse ich meine Tasche zu Boden segeln und nehme mir stattdessen das Buch, um den nächsten Eintrag zu lesen.


Liebes Tagebuch,

ich habe dir schon lange nicht mehr geschrieben, was mir sehr leid tut, doch ich hatte, um ehrlich zu sein, ziemlich viele Dinge in meinem Kopf über die ich mir klar werden musste.

Die Angst, die sich um meine Mitmenschen legte, hat sich in den letzten Tagen und Wochen schlagartig geändert.
Ich merke fast jeden Tag, wie sich die Augen der Menschen auf mich heften und mich mit bösen Blicken taxieren.
Fast niemand mehr sieht mich ängstlich an, die Angst, wegen dem 'Dämon',  'dem Teufel'  wie auch immer sie mich nennen, hat sich in Hass umgewandelt.
In purren Hass.

Hass ohne Grund.
Gegen etwas, dass mächtiger ist als sie.

Doch nicht nur sie haben sich verändert, sondern auch ich.

Früher habe ich jeden der mich ängstlich ansah ein freundliches Lächeln geschenkt, das ihre Angst weniger wird und sie mir eventuell irgendwann vertrauen.
Die Vorurteile gegen mich fallen lassen.

Doch darüber kann ich jetzt lachen.
Über meine eigene Naivität.
Ich dachte wirklich, dass diese Menschen sich ändern können und so jemanden wie mich irgendwann akzeptieren.

Doch anstatt 'Freundschaft' wurde 'Keine Angst sie zu beleidigen. Sie zu verachten'.

Weißt du was, Tagebuch?

Was die können, kann ich schon dreimal so lange und das auch noch besser.

Ab jetzt heißt es Leben ohne Freunde.
Und ich werde es akzeptieren müssen.

Aber ich werde keine Gnade walten lassen, wenn sie mir wirklich Böses tun.

In liebe, Alice.

Mit niedergeschlagenen Augen betrachte ich die Seite. Ich bewundere ihre Stärke so sehr.
Manchmal wünsche ich mir, dass ich genauso wäre.

Mein Blick gleitet noch einmal über die Seite, ehe ich mich aufraffe.
Die Seiten des Tagebuchs sind schon etwas vergilbt und der Einband sieht alt und abgenutzt aus.
Ich lege das Buch in meine Tasche und gucke auf die Uhr.

Wolfsmond - Wolf der LegendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt