Kapitel 18

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Kapitel 18


»Keine Sorge, das Bett ist groß genug«, sagte Draco, als sie sich von seinen Eltern verabschiedet hatten.

»Wusstest du, dass sie wollen, dass wir hier übernachten?«, fragte Hermine leise.

»Nachdem du zugestimmt hast, mit ins Manor zu kommen, hab ich damit gerechnet«, erwiderte er und zuckte mit den Schultern.

»Und du hast damit gerechnet, dass deine Mutter nicht in dem Restaurant über die Kette sprechen würde, denn sonst hättest du sie doch selbst gefragt, nicht wahr?«, fragte Hermine spitz nach. Ihre Augen verengten sich, als sie an die Wette dachte, die er ja noch immer führte. Hatte er dies auf lange Sicht geplant. Wollte er sie so in sein Zimmer locken und dann verführen?

»Nein, ich wusste nicht, dass sie ablehnen würde. Aber was hat sie jetzt gesagt?«, fragte Draco interessiert nach. Hermine war sich nicht sicher, ob sie ihm glauben sollte und sie wollte ihm ganz bestimmt nicht erzählen, dass er ihr Seelenverwandter sein sollte. Erst wollte sie das Buch lesen, von dem Narzissa gesprochen hatten. Denn wer weiß, wie gut ihr Gedächtnis wegen der Zauber war.

»Sie bringt mir morgen ein Buch, was sie bis jetzt gesagt hat, kann ich nicht hundertprozentig glauben«, meinte Hermine deswegen nur und wich seinem Blick aus.

Natürlich war die Kette heiß in seiner Gegenwart. Aber was hatte der eigenständige Puls, den sie manchmal fühlte, mit Seelenverwandtschaft zutun? Erst als Draco vor einer Tür hielt, schaute sie ihn wieder an.

Wortlos öffnete er diese und trat ein. Mit einem Schwenken seines Zauberstabs entzündete er ein paar Kerzen. Hauselfen mussten das Bett, was sehr auffällig in der Mitte des Raumes stand, neu bezogen haben.

»Ich kann dir Klamotten von mir zum Schlafen leihen«, sagte er dann, als er durch eine weitere Tür ging, die an seinem Zimmer anschloss. Hermine folgte ihm aber nicht. Sie schaute sich die Poster der Quidditchmannschaften kurz an, ehe sie einen Blick auf seinen überdimensionalen Schreibtisch warf, bis sie dann an seinem Bücherregal hängenblieb. Es füllte eine komplette Wand seines Zimmers und war, soweit sie es im Licht der Kerzen erkennen konnte, ein dunkles braun. Vorsichtig strich Hermine über das Holz, ehe sie sich den Büchern widmete. Während sie sich eines aus dem Regal zog, wusste sie schon, dass sie verdammt eifersüchtig auf dieses Bücherregal war. Aber warum hatte er überhaupt so eine riesige Bücherwand, wenn das Manor eine eigene Bibliothek besaß?

»Hier«, überrascht zuckte Hermine zusammen und drehte sich zu Draco um, der ihr ein T-Shirt und eine kurze Hose hinhielt.

»Das Bad ist hinter der linken Tür«, sagte er, als sie dankend die Sachen annahm und das Buch wieder an seinen Platz schob.

Im Badezimmer machte sie sich nicht die Mühe, alles genau unter die Lupe zu nehmen. Allgemein wirkte es sehr prunkvoll. Sie zog sich einfach schnell um. Natürlich war ihr das schlichte schwarze T-Shirt viel zu groß und bei der kurzen Shorts musste sie die Kordeln fest zusammenbinden, damit sie nicht runterrutschte. Unwohl schaute sie sich in dem riesigen Spiegel und entdeckte dann ein gefaltetes Handtuch sowie eine frisch eingepackte Zahnbürste am Waschbecken. Schnell benutze sie die Sachen, schminkte sich mit einem Zauberspruch ab und band ihre Haare noch mit einem Haargummi, was sich immer an ihrem Handgelenk befand zusammen.

Als sie das Badezimmer wieder verließ, gingen die verschieden großen magischen Lichtkugeln, die das Zimmer beleuchteten, automatisch aus.

Wieder in Dracos Zimmer konnte sie sehen, dass er schon auf einer der Betthälften lag. Er schaute zu ihr, als sie zum Bett ging und sich schließlich mit der Bettdecke zudeckte.

»Legst du die Kette eigentlich nie ab?«, fragte er leise. Hermine schaute zu ihrer Kette runter, die aufgrund seiner Anwesenheit wieder rot leuchtete und warm war.

»Nein«, sagte sie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie die Kette die ganze Nacht tragen würde, immerhin war Hermine jetzt schon schrecklich warm.

»Was passiert, wenn ich den Anhänger im Schlaf versehentlich berühre?«

»Du liegst doch auf deiner Seite, wie willst du dann die Kette berühren?«

»Ich habe einen unruhigen Schlaf.«

Hermine seufzte, setzte sich wieder auf und fummelte an dem Schloss der Kette, bis sie es schließlich schaffte, die Kette von ihrem Hals zu lösen.

»Leg sie einfach in die Konsole«, hörte sie Malfoy, als sie sich nach einem Ablegplatz umschaute. Schnell hatte sie eine Schublade der kleinen Konsole, die neben dem Bett stand geöffnet und ließ leicht unwillig die Kette dort hineingleiten.

Als sie die Schublade wieder schloss, hatte sie das Gefühl, die Kette würde nach ihr rufen.

Sie schluckte und legte sich wieder hin, diesmal mit dem Rücken zu Draco. Unwohl atmete sie einmal laut aus und versuchte sich in eine angenehme Schlafposition zu bringen. Draco hatte die Kerzen mein einem Zauber erloschen und jetzt starrte Hermine zur Wandseite, wo sich das Bücherregal erstreckte. Bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte, wollte sie ihre Augen nicht schließen. Sie fühlte sich verdammt unwohl und verkrampft.

Seinen Atem konnte sie hören, allerdings erklang er nicht regelmäßig, weswegen sie glaubte, dass auch er noch nicht eingeschlafen war. Kurzentschlossen drehte sie sich in seine Richtung und schaute sofort in die Augen von Draco. Er hatte sie angeschaut, da war sie sich sicher, deswegen hatte sie sich so unwohl gefühlt.

»Weißt du, dass du das erste Mädchen bist, das wirklich in diesem Bett übernachtet?«, stellte er irgendwann fest, nachdem sie sich einfach nur in die Augen geschaut hatten. Hermine zog ihre Decke etwas näher zu sich und wusste nicht, was sie antworten sollte. Ob sie überhaupt antworten sollte. Am liebsten hätte sie ihn auf die Wette angesprochen. Wenn die Wette wirklich noch laufen sollte, dann würde er sich diese Chance, die sich ihm gerade bot, doch nicht entgehen lassen?

»Mich hat es gewundert, dass deine Eltern so nett sind«, sagte sie dann schließlich und hörte ihn sofort leise auflachen.

»Was hast du denn erwartet? Dass sie dich fressen?«

»Keine Ahnung«, murmelte sie und schloss wieder die Augen. Sie hörte fast sofort ein Rascheln aus seiner Richtung, und als sie ihre Augen wieder öffnete, war er näher zu ihr hingerutscht.

»Dreh dich auf die andere Seite«, murmelte er und Hermine starrte ihn nur perplex an. Als sie nicht reagierte, beugte er sich über sie und drehte sie sanft, sodass sie mit dem Rücken zu ihm lag. Während sich Hermine noch fragte, was er vorhatte, legte sich Draco neben sie und schlang einen Arm um ihre Taille.

Unverzüglich konnte Hermine seine Wärme an ihrem Rücken spüren, seinen Atem, der ihren Nacken sanft streichelte und den Arm, der schwer aber trotzdem beschützerisch um sie gelegt war.

Ein Lächeln wuchs auf ihrem Gesicht, als er versuchte ihre Haare zur Seite zu schieben.

»Ich hoffe, es für dich so in Ordnung, wenn nicht kann ich auch wieder auf meine Seite gehen«, hörte sie ihn sagen. Sie hob ihren Kopf und schaute über ihre Schulter zu ihm. Sofort hatte sie Blickkontakt mit ihm.

»Es ist in Ordnung«, sagte sie und lächelte ihn an. Dann legte sie ihren Kopf wieder auf das Kissen ab und es dauerte nicht mehr lange, bis sie in das Land der Träume eintrat.


Mysterious NecklaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt