Chasing Bunnys

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Andächtig fuhr ich mit den Fingern durch das weiche, graue Fell. Die Flanken des Esels hoben und senkten sich leicht bei jedem Atemzug und die Luft wich schnaubend aus den Nüstern. Als ich meine Hand wegziehen wollte gab der Esel ein leises „I-Ah" von sich und blickte mich vorwurfsvoll an. Schmunzelnd ließ ich meine Hand wieder zurückgleiten und nahm die Betätigung auf.


Was ich hier gerade machte?


Nun, vor drei Tagen haben Daehyuns Eltern einen Esel gekauft. Für die kleinen Kinder zum streicheln und reiten. Ein fataler Fehlkauf wie sich herausgestellt hatte. Der Esel war nicht nur überaus stur und intelligent, sondern er feindete sich auch auf Anhieb mit allen Tieren auf diesem Hof an und verscheuchte jede Person die sich ihm nähern wollte. Naja... jede Person bis auf mich.


Als wir uns das erste Mal gesehen hatten, hatten wir sofort stillschweigend Freundschaft geschlossen. Ich mochte seine Gesellschaft, er mochte meine. Was mich aber vor allem an der ganzen Sache glücklich machte war, dass unsere sofortige Freundschaft Daehyun den angedeuteten Hauch eines Lächelns abgerungen hatte. Die Familie hatte akzeptiert, dass Igor, so hatte ich den Esel benennen dürfen, keinen außer mir in seine Nähe ließ.


Wir hatten in den drei Tagen seit dem Schafe scheren noch immer kein Wort gewechselt und ich wusste, dass Daehyun mich noch immer hasste, aber ab und zu fühlte ich seinen Blick auf mir ruhen und einmal hatte er es mir sogar abgenommen ein weinendes Kind zu beruhigen.


Seufzend beobachtete ich die Schatten der Bäume auf der Wiese. Meine kleine Pause war vorüber und ich musste Markus helfen den Zaun beim Schafsgehege auszubessern. Wehmütig klopfte ich Igor noch einmal auf den Rücken und winkte ihm zum Abschied zu, bevor ich mich auf den Weg zurück zum Hof machte. In den drei Tagen die Igor schon hier war hatte ich ihm meine komplette Leidensgeschichte erzählt und er hatte mir stumm mit wachen Augen zugehört.


Nach ein paar Minuten kam ich vollkommen verschwitzt bei der Schafsweide an. Ein Zustand, an den ich mich inzwischen sogar schon gewöhnt hatte. Was aber nicht hieß, dass er mir abgehen würde, wenn ich wieder zu Hause wäre. Zu Hause...


Inzwischen waren es nur noch zweieinhalb Wochen, bis ich wieder in die Stadt zurück musste und ihr könnt mir nicht glauben, wie sehr ich mich schon darauf freute. Ausschlafen, Klimaanlagen, kein Schmutz und keine Arbeit mehr und vor allem... Zeit für mich. Hier waren einfach überall Leute. Die Feriengäste und deren Kinder. Daehyuns Familie... und wenn von all denen keiner da war starrte mich irgendein Tier nieder.


Na gut, ich gebe zu, dass ich Igor und Jackson – den hyperaktiven kleinen Terrier- wahrscheinlich vermissen würde. Auch wenn ich Igor eigentlich nur drei Tage lang kannte.


Mit meinen Augen suchte ich nach Markus und fand ihn dann schließlich zwischen den nun nackten Schäfchen. Mir zauberte der Anblick der geschorenen Wattebällchen jedes Mal ein Grinsen ins Gesicht, auch wenn ich Gänsehaut bekam sobald ich an die Schur dachte. Es hatte ja auch einfach zu brutal ausgesehen, selbst als Markus mir versichert hatte, dass die Wattebäusche das nicht spüren würden.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now