Tick Tock Goes The Clock

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Die Tage wurden immer kälter und es wurde schon früh dunkel. Normalerweise, brachte mich das dazu selber müde und nachlässig zu werden, doch dieses Jahr war es etwas anders. Ich hatte Daehyun, der es schaffte mich aufzumuntern. Der es schaffte meine Gedanken aus den unendlichen Aktenbergen zu ziehen und der mich dazu zwang mit ihm und Daedae in die kalte Novemberluft zu gehen und sich einen Kaffee in einem kleinen Café zu kaufen.

Ich hatte meine Suche nach Daehyuns „Herzensperson" großräumig eingestellt. Was sollte ich auch tun? Er war echt ein Meister im Verbergen. So also gab ich mich mit seiner Gesellschaft und den vielen kleinen Momenten der Zweisamkeit zufrieden.

Dennoch blieb immer der kleine nagende Gedanke, das Wissen darum, dass das alles nur auf befristete Zeit lief. Das Daehyun irgendwann ausziehen und seinen eigenen Weg gehen würde. Natürlich würde ich ihn immer noch sehen und auch weiterhin ein Auge auf ihn haben, ohne dass er es merkte. Doch ich war mich auch sicher, dass dann eine andere Person Daehyuns komplette Aufmerksamkeit genießen würde. Eine Person von der ich hoffte, dass sie Daehyun zum glücklichsten Menschen überhaupt machen würde.

Aber wie schon gesagt. Diese Gedanken nagten bloß in meinem Hinterkopf und in meiner Branche wurde man Meister darin, solche Sachen zu ignorieren.

Allerdings konnte man sie nur ignorieren, bis sie direkt vor einem standen wie mir relativ schnell klar wurde.

„Ich glaube, ich habe eine Wohnung gefunden."

Daehyun sprach so unvermittelt aus dem blauen heraus, dass ich fast mein eisernes Pokerface verloren und dramatisch die Augen geweitet hätte. Zum Glück konnte ich mich jedoch noch rechtzeitig zusammenreißen und ihm einen stillen Blick zuwerfen.

„Wo?"

Daehyun runzelte leicht die Brauen als er sich den Namen der Straße in Erinnerung rief und ich merkte, wie sich ein verräterisch weicher Ausdruck in meine Augen stehlen wollte. Nichts da!

„ Ein bisschen weiter entfernt von der Uni. Ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß."

Nun konnte ich es mir doch nicht nehmen lassen eine Augenbraue kritisch in die Höhe zu ziehen. Entschloss mich aber nichts weiter dazu zu sagen. Mir war klar, dass die Wohnungen in der Nähe der Uni für Daehyun zu teuer waren, aber nach einem Besuch meiner Wenigkeit, würden sich die Preise bestimmt ein wenig senken lassen.

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Es war ein kühler Donnerstag, als ich mit meinem Wagen bei der Uni vorfuhr. Die Sonne strahlte weiß von einem Wolkenlosen Himmel herab, trug aber nichts zur Wettererwärmung bei. Ein Blick aus meinem wohlbeheizten Wagen, sagte mir, dass es sogar noch kälter als in den letzten Wochen war. Amüsiert beobachtete ich die vermummten Gestalten, welche so schnell sie es eben in den dicken Anoraks schafften, watschelnd den Campus überquerten. Einige Studenten erlaubten sich ein paar eisige Sekunden, um einen erstaunten Blick auf meinen Wagen zu werfen und ein dicker Parkwächter drehte schnell wieder ab, als er die Insignien der Yoo Corporation auf der Wagentür entdeckte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Daehyuns Vorlesung in ein paar Minuten zu Ende sein musste. Ich wies meinen Chauffeur an auf mich zu warten und öffnete die Wagentür zum Reich der Eiskönigin.

Als ich langsam über den großen Platz schritt, wurden mir wieder seltsame Blicke zugeworfen. Dieses mal aber, so nahm ich an, galten sie eher meinem zugegebenermaßen dünnen Mantel, als dem Wagen aus dem ich zuvor entstiegen war.

Nachdem ich die Stufen, welche zu einer Ansammlung zusammengewürfelter Betonbauten führten, erklommen hatte blieb ich mitten am Vorplatz stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mich Daehyun erkannte, bevor ich ihn erkannte, war heute unglaublich groß und so wartete ich in der klirrenden Kälte.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now