Just one last day

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Vorsichtig um es nicht zu zerbrechen, nahm ich eines dieser kleinen, flauschigen Dinger in die Hände.


Zusammengekauert und zitternd, blickte mich das kleine Küken mit seinen schwarzen Knopfaugen an. Ja, dieses psychotische Federvieh hatte Kinder bekommen. Allgemein bekannt als Küken.


Mit großen Augen erwiderte ich den Blick des kleinen, gelben Federballs. Kaum zu glauben, dass aus diesen süßen Dingern – Ja, ich gebe es zu, ich finde sie süß – einmal diese hässlichen Wutminions wurden. Unbemerkt schlich sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht, als ich die kleinen, kühlen Füßchen des Kükens auf meinen Händen spürte.


Ich wiederstand dem Drang die kleine weiche Kugel heimlich in meine Hosentasche zu stecken und mit nach Hause zu nehmen. Nach Hause... Nur noch drei Tage und dann würde ich wieder zurück in mein altes Leben können. Nie wieder Ställe ausmisten. Nie wieder mein Leben beim Füttern der Tiere riskieren und nie wieder die Bauernfamilie sehen.


Eine Tatsache die mich eigentlich Luftsprünge vollführen lassen sollte, doch seltsamerweise verspürte ich weder den Drang zu Jubeln, noch wie ein Wilder über den Hof zu springen. Nachdenklich blickte ich das weiche etwas auf meinen Händen an.


Wahrscheinlich, fand ich es einfach unrealistisch nach all der Zeit, die ich hier verbracht hatte, wieder in mein altes Leben zurückzukehren. So musste sich ein Gefangener fühlen, der erfuhr, dass er wieder frei sein durfte.


Das leichte Kratzen der weichen Krallen des Kükens holte mich wieder in die Realität zurück. Vorsichtig setzte ich das kleine, zukünftige Killerhuhn wieder auf dem Boden ab und sah ihm nach, als es mit erstaunlicher Geschwindigkeit wieder zu seiner Mutter flüchtete, welche mich aus hervorquellenden Augen anstarrte.


Belustigt klopfte ich die Hände an meiner Hose ab, blickte auf und hätte mich fast vor Schreck in den Dreck gesetzt.


Daedae welcher mich bis eben scheinbar ausdruckslos beobachtet hatte schmunzelte und wandte sich wieder dem Zaun zu, welchen er gerade reparierte. Na gut... eigentlich hätte ich ihm dabei helfen sollen, doch gab es sehr schnell wieder auf. Spätestens als eines der vorher erwähnten Flauschebällchen gegen meinen Schuh gerannt war, tat ich nicht einmal mehr so, als ob ich etwas täte.


Ich merkte wie meine Ohren leicht warm wurden – was auch an der sengenden Sonne liegen konnte - und atmete erleichtert aus. Halb hatte ich erwartet, dass Daedae es mir übel nahm, dass ich ihm nicht half, halb, dass er sich einfach wieder seiner Arbeit zuwenden würde. Doch ein Schmunzeln, sei es auch nur die Andeutung des Zuckens eines Mundwinkels, war ein kleiner Sieg für mich.


Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so sehr bemüht für einen Menschen alles richtig zu machen. Um ehrlich zu sein, war es das erste Mal, dass ich mich überhaupt um etwas bemühte. Und jede Regung auf Daehyuns Gesicht, die ich erzeugte war ein kleiner Triumph. Ein Zeichen, dass er mich nicht wieder ignorierte. Die Tatsache, dass er mich beobachtet hatte wie ich mit rosaroten Herzen in den Augen das kleine Hühnchen betrachtet hatte – was gewaltig an meinem Stolz kratzen sollte – schob ich einfach beiseite. Ich würde alles Mögliche tun um ihn wieder aufzumuntern und sei es, dass ich meine unsterbliche Liebe zu den pensionierten Einhörnern erklären musste.

Ferien/ Hölle auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now