Kapitel 2

1.1K 96 13
                                    

"Schmeckt es dir, Namjoon?", fragte meine Eomma glücklich, während sie ihm eine neue Portion aufzwang.

"Mhm! Bescher alsch letztes Malg.", lobte er sie mit vollen Mund und hob den Daumen nach oben. Dabei vergaß er anscheinend, dass "letztes Mal" schon drei Jahre her war.

Ich schaute ihn angewidert an und höre deswegen sogar das Rumstochern in meinem Essen auf. Musste er sich wie ein Schwein benehmen? War seine Anwesenheit an sich nicht schon schlimm genug?

"Jin Ah schmeckt es dir etwa nicht?", fragte Eomma nun mich und schaute meinen noch vollen Teller skeptisch an.

"Doch es schmeckt köstlich. Nur vergeht mir bei einem bestimmten Anblick der Hunger.", antwortete ich scharf und blickte Namjoon vielsagend an.

Dieser ignorierte meinen Blick und aß weiter. Natürlich nicht ohne zu antworten.

"Dann solltest du aufhören deine Spiegelung im Fenster anzuschauen."

Ich schnappte empört Luft, während Appa nur den Kopf schüttelte und Eomma grinste.

Es war wie früher. Und genau deswegen nahm ich ein Stück Gemüse und warf ihn damit ab. Es prallte an seiner Stirn ab. Schockiert fasste er sich an betroffener Stelle.

"Hast du mich gerade abgeworfen?", fragte er sprachlos.

"Hast du mich gerade abgeworfen.", äffte ich ihm nach.

"Du bist so kindisch, Jamie.", meinte er bloß und wischte die Stelle mit einer Serviette ab.

"Nenn mich nicht so."

Ich hasste es wenn er das tat. Ihm stand das nicht zu. Nicht mehr. Für ihn bin ich nun Jin Ah.

"Aber er hat dir den Namen doch gegeben, mein Kind.", warf Eomma ein. Der Vorfall mit dem Gemüse war nichts überraschendes für sie gewesen.

"Egal. Wenn ich das nicht möchte, darf er das nicht."

Namjoon lachte leise auf.

"Du wolltest auch nicht, dass ich heute hier hocke und nun schau was ich gerade tue. Genau! Ich sitze hier und esse das Essen deiner Mutter.", sagte er ätzend.

Ich spürte wie ich vor Wut rot wurde.
Was genug war, war genug.
Er hatte eine Wunde getroffen.
Weil er eben Recht hatte.
Aber das hatte nichts zu bedeuten.

"Du hockst hier bloß, weil meine Eltern nicht wissen, dass du in echt ein Mistkerl bist. Genau wie Chung-Hee.", fauchte ich wütend.

"Jin Ah!", rief meine Eomma empört.
Appa verschluckte sich an seinem Essen.

"Ich soll ein Mistkerl sein?", fragte Namjoon nur leise. Er klang leicht angepisst. Wie gestern wurden seine Augen dunkler.

"Ja.", sagte ich entschlossen und kreuzte meine Arme vor meiner Brust.

"Okay. Und was ist der Grund?", fragte er mich selbstgefällig und machte die selbe Geste.

Ich wollte schon entschlossen kontern, bis mir einfiel: Es gab keinen Grund.
Namjoon hatte nicht den selben Mist gebaut, wie mein Bruder. Nicht mal ansatzweise. Er hatte sogar etwas Produktives gemacht.

Namjoons Grinsen zeigte mir, dass er das wusste. Ihm war klar, dass er mir nichts getan hatte. Zumindest direkt.

Meine Eomma beobachtete uns abwartend und Appa aß unbeeindruckt weiter.

Es entstand eine Stille, die nicht schlimmer hätte sein könnnen. Namjoon hob eine Braue und machte eine Geste, die deutlich machte: Ich warte.

Stay Away || GERMAN|| Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt