Kapitel 12

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Als wir zurück ins Hotel gingen, war Chung Hee als erster im Zimmer. Zusammen mit Namjoon folgte ich ihm und wäre fast in ihn herein gelaufen.

"Was soll d-", fing ich genervt an, aber hörte bei dem Zustand unseres Zimmers auf.

Die Möbel lagen verstreut auf den Boden.
Sie wurden kaputt geschlagen.
Der Spiegel lag in Scherben auf dem Bode.
Überall lagen zerrissene Klamotten und Lagen.
An der Wand hing ein Polaroidfoto. Es wurde mit einem Taschenmesser festgemacht.
Wortlos gingen wir drei darauf zu.

Als ich es erkannte, zog sich alles in mir zusammen.
Mir wurde schlecht.

Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, wand sich Chung Hee schreien um und schlug mit seiner Faust auf Namjoons Kiefer.
Dieser prahlte schockiert zurück und fasste sich sofort an die Stelle.
Doch mein Bruder hörte nicht auf und wollte weiter auf seinen Freund los gehen.
Ich hielt ihn aber aus Reflex fest und versuchte ihn fortzuziehen.

"Du Bastard!", schrie er zornig, "Du bist ein verdammter Hurensohn! Ich sollte dich umbringen!"

Namjoon schien das ganze nicht richtig verarbeiten zu können, denn er schaute nur verwirrt zu Chung Hee.
Sein Kiefer färbte sich beunruhigend schnell dunkel.
Wie stark hatte er zugeschlagen?
Chung Hee sah aus, als wäre er nicht mal in der Lage eine Fliege zu töten.
Doch anscheinend hatte ich mich geirrt.

"Chung Hee! Hör auf! Was soll das!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Mir war die Verzweiflung anzuhören.

Woher wussten sie, dass er so ausrasten würde?
Gott, wie gut kannten sie Chung Hee, damit sie so etwas hervorrufen konnten?

Unter dem Bild stand klar und deutlich zu lesen "Hat es Spaß gemacht sie zu ficken?".
Darauf zu sehen waren Namjoon und ich nach dem Kuss. Als wir etwas voneinander entfernt auf dem Sand saßen.
Das war kurz bevor Chung Hee gekommen war und er wissen wollte, was wir hier machten und wir nun rot worden.
Er hatte etwas geahnt, doch nicht verstanden.

Und nun hatte Ricki, der anscheinend wusste wo wir waren und hier irgendwo sein musste, ihn auf eine total falsche Spur gebracht.
Er hatte das perfekte Chaos verursacht.

"Komm her! Ich bring dich um! Du wirst es bereuen, sie angefasst zu haben! Das schwöre ich dir!", ging es lautstark weiter.

"Chung Hee! Wir haben sowas nie getan! Beruhig dich!", versuchte ich es ebenfalls weiter.

Doch mein Versuch ihn zu beruhigen, schien nach hinten los zu gehen, denn er wurde noch wütender.
Namjoon wurde sich dagegen langsam klar, was dass alles hier bedeutete und versuchte anscheinenden eine Lösung zu finden.

"Hör zu Chung Hee, ich schwöre, dass Jamie und ich nie miteinander geschlafen hatte! Wann hä-"

Plötzlich drehte mein Bruder endgültig durch und schmiss sich nach vorne. Dabei bewegte er seinen Arm, den ich festhielt, abrupt und schleuderte mich gegen die Wand. Mit einem lauten Krach und einem Aufschrei prahlte ich dagegen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich und trieb mir die Tränen in die Augen. Da es sich anfühlte, als hätte man mir sämtlichen Sauerstoff aus dem Körper geschlagen, sackte ich auf den Boden zusammen. Wimmernd fasste ich an meine Brust.

Schockiert und überrascht schauten die beiden Männer mich an. Der Lärm hatte sie kurz abgelenkt. Bis Namjoon die Tränen sah und pure Wut auf seinem Gesicht zu sehen war. Mit einem Knurren packte er Chung Hee am Kragen und drängte ihn mit voller Wucht an die Wand. Die Füße meines Bruders hingen nutzlos in der Luft. Was an der Größe und Kraft des Rappers lag.

"Ich sollte dir jeden einzelnen Knochen brechen, dass du das gerade getan hast", knurrte er. Seine Stimme klang dunkel und gefährlich. "Die Scheiße da ist gelogen. Und das weiß sogar Ricki. Doch du drehst wie ein pubertierender Junge durch und realisierst nicht einmal, dass die Typen, welche dich umbringen möchten, in der Nähe sind. Sie waren in diesem Zimmer! Und haben uns davor die ganze Zeit beobachtet! Als hör auf, einen auf Bruder zu machen, denn das bist du nicht!" Namjoon wurde immer lauter und mit den letzten Sätzen schlug er Chung Hee immer wieder gegen die Wand. Dieser hatte sich zuerst befreien wollen, doch hatte es mittlerweile aufgegeben. Der Rapper ließ von ihm ab und kam auf mich zu. Ich saß noch immer zusammengekauert auf den Boden und schluchzte leise.

Meine Schulter tat weh und stach bei jedem Atemzug. Als Namjoon nach mir fasst, wimmerte ich ungewollt.
Chung Hees Ausbruch hatte mich mehr als verängstigt. Auch war es das erste Mal gewesen, dass mir jemand körperlich weh getan hatte. Namjoon blickte auf meine Reaktion hin wütend und verletzt. Er schien mit sich zu kämpfen. Trotzdem strich er mir mein Haar aus dem Gesicht und legte seine Hand auf meine Wange. Ein lauter Schluchzer entwich meinem Hals. Vorsichtig beugte sich Namjoon nach vorne und zwang mich ihn anzuschauen.

"Wo tut es weh, Jamie?". Sein Ton war ganz anders, als vorhin. Sanft und bewusst leise. Er wollte mich nicht noch mehr verängstigend.

"Me-Meine Schulter.", brachte ich hervor.

Sofort tasteten seine Finger an der besagten Stelle entlang, was mich aufkeuchen ließ. Namjoon schaute mich besorgt an.

"Ich glaube sie ist verstaucht." Sein Unterton ließ eindeutig heraushören, dass er Chung Hee dafür umbringen wollte.

"E-Es t-tut weh.", schluchzte ich und versuchte mich nicht zu stark zu bewegen. Hilfesuchend schaute ich zu ihm auf. Das reichte anscheinend aus, denn er nahm mich vorsichtig, wie bestimmt in seine Arme und drückte mich an sich. Dabei bedacht, mir nicht weh zu tun.
Wie bei einem kleinen Kind, wiegte er mich hin und her. Dabei küsste er immer wieder meine Stirn.
Verzweifelt hielt ich mich an ihm fest.

Sie hatten uns gefunden.
Waren wahrscheinlich die ganze Zeit hinter uns gewesen.
Hatten uns bewusst, in dem Glauben gelassen, in Sicherheit zu sein.
So naiv.

"Wir müssen fort von hier.", durchbrach Chung Hee irgendwann die Stille. Er lehnte an der Wand und schaute gefühlslos in die Leere.
Er sah müde aus.

Namjoon schaute ihn an.

"Wo sollen wir jetzt noch hin?", fragte er kalt.

Nun wand sich mein Bruder zu uns.

Seine Augen waren kalt und leer.

"Du kommst nicht mit. Du bist schon lang genug dabei. Wir können glücklich sein, dass dich noch niemand erkannt hat. Ab hier gehen wir ohne dich weiter."

Namjoon lachte spöttisch auf.

"Er wird euch kriegen. Glaubst du ich lasse euch zurück, wenn ich weiß, was passiert?"

Ich klammerte mich noch fester an ihm. Ich brauchte nichts sagen. Chung Hee hatte Recht. Das wusste ich.

"Dann beende ich das, aber du kannst nicht mehr mit."

Es wurde wieder still.

Namjoon wusste wie wir, dass es keine andere Lösung gab.
Und wenn ich mit ihm gehen würde, wäre das ein weiteres Problem, da man fragen würde, weshalb ein Idol im Nirgendwo mit einem Mädchen war.
Wir hatten keine Wahl.

Chung Hee stand auf und suchte im Chaos rum. Dann stand er mit Geld in der Hand auf und lief zur Tür.
Ohne uns anzuschauen, fing es zu sprechen an.

"Ich geh zahlen. Ihr habt 10 Minuten. Dann gehen wir."

Schon war er draußen und wir alleine in dem zerstörten Zimmer.

Und nun mussten wir Abschied nehmen.
Uns beiden dabei bewusst, dass egal wie wir das machten, die ganze Sache kein gutes Ende haben würde.

Stay Away || GERMAN|| Där berättelser lever. Upptäck nu