70. Unexpected Turn

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Chapter 70

Wie bestellt und nicht abgeholt, stand ich mitten im Eingangsbereich und wusste nicht, was ich tun sollte. Dass ich relativ wenig Ahnung hatte, was ich hier sollte und was ich hier überhaupt wollte, merkten auch die Menschen um mich herum. Patienten, Gäste und Mitarbeiter musterten mich fragend beim Vorbeigehen. Dazu musste ich hinzufügen, dass ich die einzige Person hier war, die nicht asiatisch aussah. Außerdem war das ein etwas schickeres Krankenhaus, wenn man das mit denen verglich, in denen ich bisher war, und so wie ich aussah, gehörte ich hier nicht wirklich hin. Dass ich eine Jeans unter meiner Krankenhauskluft trug, ließ mich auch nicht unbedingt eleganter wirken als die anderen Patienten. Da hatte ich tatsächlich vergessen, mir ein gescheites Oberteil anzuziehen. Wenigstens hatte ich Schuhe an, obwohl ich mich noch weniger daran erinnern konnte, wann ich sie mir angezogen hatte. Komisch. Mein Gedächtnis schien wirklich unter den Drogen zu leiden. Nicht, dass ich irgendwann meinen Namen vergaß oder generell schneller Alzheimer bekam. Ob sowas dadurch möglich war?

Mir kam flüchtig die Idee, dass ich ja zurück in mein Zimmer gehen konnte, um mein Handy zu holen. Diese Idee verwarf ich jedoch so schnell, wie sie mir gekommen war, denn Seokjin würde mich sicherlich davon abhalten, nach Yoongi weiterzusuchen. Wenn es nach ihm ginge, sollte ich Yoongi komplett in Ruhe abkühlen lassen. In manchen Situationen möge das die richtige Entscheidung sein, doch ich glaubte nicht, dass das in diesem Moment so war. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich mit Yoongi einmal aussprechen musste. Das letzte Mal, als wir zu zweit über etwas richtig gesprochen hatten, war kurz bevor die Jungs nach Thailand geflogen waren. Danach hatte es sich nie wirklich angeboten, miteinander zu sprechen, ohne es fest auszumachen. Dass das schon so lange her war, konnte ich irgendwie nicht glauben. Er und Seokjin hatten an dem Tag erfahren, dass Jane zurück nach England geflogen war, woraufhin die ganze Sache eskaliert war. Beide waren sogar im Streit und wechselten kaum noch Worte miteinander. Was genau zwischen den beiden passiert war, nachdem sie mich allein im Dorm gelassen hatten, wusste ich bis heute nicht.

Erst Seokjin, nun ich. Was ihn zu der Zeit so gestört hatte, konnte ich mir nicht direkt ausmalen. Irgendetwas an Jane war ihm entweder wichtig oder es musste ein anderer Grund gewesen sein, den ich mir nicht erklären konnte. Die Tatsache, dass man Yoongi mehr oder weniger leicht gegen sich aufbringen konnte, wurde ein weiteres Mal bewiesen. Es musste aber einen tieferen Hintergrund haben, von dem ich noch nichts wusste. Yoongi mischte sich sonst nie in Angelegenheiten ein, weil sie ihn nie etwas angingen. Bei der Sache mit Seokjin und Jane hatte Jane sich ständig bei Yoongi ausgeheult und er wurde praktisch in diese Sache reingedrängt. Da konnte ich es etwas verstehen. Aber wieso er so ausgerastet war, sodass er sich mit Seokjin gestritten hatte, war unerklärlich für mich. Keine Ahnung, wieso ich da so einen Zusammenhang suchte, aber ich vermutete, dass er diese Sache irgendwie auf Jeongguk und mich projizierte. Natürlich konnte ich mich auch irren und zu viel hineininterpretieren. Ohne Grund würde Yoongi so aber nicht reagieren. Anders konnte ich mir das nämlich in keinster Weise erklären. Schließlich hatte er sich sonst immer rausgehalten.

Aber es waren immer die Personen, die es schafften, ihn gegen sich aufzubringen, von denen man das am wenigsten erwartete. Ein Geheimnis war es ja nicht, dass ich wenig mit ihm zu tun hatte. Bei Jimin, Taehyung und vielleicht Hoseok konnte man es nachvollziehen, dass sie ihn aufregen konnten. Wen traf es zu Überraschung aber? Seokjin und mich. Hach ja, wäre auch nicht das erste Mal für mich, dass ich das Verhältnis zu jemandem verkackte. Es war eine Frage der Zeit, was und wen ich alles gegen mich aufbringen konnte. Ich musste die Person nicht einmal kennen. Hust, BTS Fangirls. Allein meine Existenz regte alles und jeden auf. Mich wunderte es, dass mich Hunde auf der Straße nicht anpinkelten und Katzen mir das Gesicht nicht aufkratzten. Trotzdem hatte ich es irgendwie geschafft, Leute kennenzulernen, die mich liebten und wirklich mit mir zu tun haben wollten. Yoongi bis zu diesem Punkt auch. Das musste der Grund sein, wieso ich ihn unbedingt finden und mit ihm reden wollte. Denn es würde sonst keinen Sinn machen, mich vor ihm zu rechtfertigen, oder? Mochte gut sein, dass wir nicht die dicksten Freunde waren, doch Yoongi war mir wichtig. Wie auch er seine Gründe hatte, Jane zu helfen, hatte ich eben meine Gründe, wieso ich ihm nicht direkt geantwortet hatte und wieso ich mich umentschieden hatte.

Bulletproof DesireWhere stories live. Discover now