47. Otakus & Crazy People

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Chapter 47

Nicht gerade begeistert von dem, was sich vor meinen Augen abspielte, lehnte ich mit krampfhaft verschränkten Armen gegen den Tührrahmen. Für einen kurzen Augenblick hatte ich Lynn alleine in der Küche gelassen, um den Jungs bescheid zu geben, dass mittlerweile einige Pancakes fertig waren. Da man mich nicht mit Jamie Oliver gleichstellen konnte, war es nicht sonderlich tragisch, dass ich mich vor der Arbeit drückte. Lynn backte gerne in ihrer Freizeit und machte andere schöne, essbare Dinge, die man glatt unter dem Hashtag Foodporn bei Instagram hätte posten können. Es kam mir halt gelegen, dass schon ein, zwei davon fertig waren. Wenn ich etwas Zeit schinden könnte, würde sie vielleicht den Rest ohne mich hinkriegen. Allein beim Verlassen der Küche beschlich mich ein unwohles Gefühl, das mir wie Karma vorkam, weil ich sie sozusagen im Stich gelassen hatte. Ich vernahm plötzlich lautstarke, mehr oder weniger männliche Stimmen. Erstaunlicherweise hatte man keinen Mucks von den Jungs gehört, als ich mich noch in der Küche aufgehalten hatte. Obwohl ich zu Beginn keinen blassen Schimmer hatte, was sich in meinem Zimmer abspielte, seufzte ich bewusst. Es brauchte nicht einmal eine Minute vergehen, um dieses Bild richtig zu deuten.

Jeongguk, der anscheinend mein Bett zu seinem Territorium erklärt hatte, hatte es sich im Schneidersitz bequem gemacht und starrte auf sein Handy, als ob er irgendein Spiel zocken würde. Dass er auf seinem Handy spielte, tat nichts zur Sache, dass er wie ein krankhafter Gamer aussah. So besessen wie er darauf starrte, beschlich mich das Bedürfnis, ihm es einfach wegzunehmen und ihn in die wahre Welt zurückzubringen. Meine verurteilende Theorie, die ich mir ungewöhnlich schnell ausgedacht hatte, stellte sich als falsch heraus, als meine Augen weiter durch das Zimmer wanderten. Auf Lynns Matratze, die neben meinem Bett lag, hockten Jimin und Taehyung, die jeweils einen Manga aus meinem Regal in der Hand hielten. Erst wollte ich mir selbst die Frage stellen, ob es für die beiden sinnvoll war, sich deutsche Mangas anzuschauen, von lesen konnte man ja schlecht reden. Mir stellte sich dann die Frage, ob ich sauer auf sie sein sollte oder nicht, schließlich gingen sie unerlaubt an meine Sachen. Weitere Minuten zeigten mir, dass es doch möglich war, sich Mangas in einer fremden Sprache durchzulesen. Wenn man Jeongguk als Google-Übersetzer-Experten hatte, schien diese Sprachbarriere kein Problem mehr zu sein.

Deren Gelaber, das ständig durcheinander ging, hörte ich schon von dem anderen Flurende aus, aber ich machte mir jetzt erst die Mühe, genauer hinzuhören. "Kookie, gib' mal 'Ich werde dich bestrafen' ein.", befahl Jimin ihm, der völlig aufgeregt und neugierig schien. Oh Gott, diese Aussprache. Diesen Satz musste ich mir erstmals zusammenreimen, bevor ich irgendetwas damit anfangen konnte. Aber Respekt, dass er es überhaupt versuchte. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken, den Jungs Deutsch beizubringen. Wäre sicherlich lustig in manchen Situationen. Auch wenn es sich um einen normalen Satz handelte, konnte ich vom Cover schließen, dass es sich um Ecchi handelte. Toll, da interessierten sie sich mal für eine andere Sprache und dann musste es natürlich pervers werden. "Eh, kannst du das mal buchstabieren? Oder zeig' mal lieber her.", meinte Jeongguk leicht überfordert. Ohne Widerspruch händigte Jimin meinem Freund meinen Manga aus und dieser versuchte den einen Satz übersetzen zu lassen. Verbissen starrte er auf sein Handy, bis die Übersetzung auftauchte. "Oh, ich glaube, dass das pervers gemeint ist. Google ist wie immer sehr schlau, aber es hat wahrscheinlich irgendetwas mit Bestrafungen zu tun.", löste er das Rätsel.

Neugierig lehnte sich Jimin über die Bettkante und streckte seinen Kopf zum Handy, um besser drauf gucken zu können. "Mhm.", gab er gleichgültig von sich und zog sich auf die Matratze zurück. Mit einem Schulterzucken und einem eher enttäuschten Gesichtsausdruck warf er erneut einen Blick auf den Manga. "Ich hätte mir denken können, dass da sowas steht. Der Typ liegt auf ihr und schaut sie vollkommen gierig an, als wenn er seit Monaten kein Fleisch gegessen hätte. Irgendwie ist diese Sprache vorhersehbar." Nicht überzeugt von dem, was er da gerade erfahren hatte, blätterte er auf die nächste Seite um. Jeongguk hingegen warf ihm einen verständnislosen Blick herab. Taehyung, der eigentlich mit seinem eigenen Manga beschäftigt war, wurde hellhörig, bevor Jimin seine Worte beenden konnte. Wie im Nu zogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen auseinander, das er Jeongguk widmete. "Ich kann mir vorstellen, dass Jeonggukie sich bis gerade so gefühlt hat. So wie die beiden aussahen, als wir in die Küche kamen, konnte er sich gar nicht mehr zurückhalten.", schaffte Taehyung, seine Rede zu beenden, bevor er ins Tiefe Gelächter versank.

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