Chapter 32
Ohne das kleinste Geräusch von mir zu geben, drückte ich vorsichtig die Türklinke runter und schob mit der freien Hand die Tür zu. Kurz darauf entfernte ich meine Hände davon und drehte mich in die Richtung, in der der Flur endete. Es lohnte sich nicht auf Stehenspitzen zu gehen, weil das Risiko bestand, das Gleichgewicht zu verlieren und runterzufallen. Das wiederum würde Aufsehen erregen, was ich die ganze Zeit versuchte, zu vermeiden. Jetzt kam natürlich die Frage auf, warum ich mich gerade so verhielt. Nun es war so, dass es mittlerweile sehr spät war und mir irgendwann eingefallen war, dass wir morgen noch etwas vorhatten. Wenn ich mich nicht irrte, gäbe es einen Anschiss von Mama Seokjin, falls er merken würde, dass ich noch nicht schlief.
Ok, es würde so oder so Anschiss geben, weil ich die ganze Zeit nicht hier gewesen war. Das Gute wäre nur gewesen, wenn jetzt alle schlafen würden und ich automatisch genug Zeit hätte, um mir bis zum Morgen Ausreden einfallen zu lassen. Ich hatte längst den Flur überquert, als ich in der Küche das Licht brennen sah. Sicher war ich mir nicht, ob man mich von dort aus sehen konnte, wenn hier das Licht nicht angeschaltet war. Man hörte keine Stimmen heraus, also hatte einer der Jungs bestimmt nur Hunger bekommen. Für wenige Sekunden hang mein Blick an der Tür fest, bis ich mich wieder entschloss, weiterzugehen. Ins Bad wollte ich lieber nicht gehen, weil ich wusste, wie lange ich mich darin aufhalten konnte. Es würde auffallen, wenn ich mit Alltagsklamotten rauskommen würde.
Mit größeren Schritten machte ich meinen Weg zu der Abbiegung, die mich in unser Zimmer führen würde. Da ich so darauf achtete, keinen Mucks von mir zu geben, merkte ich nicht, dass ich gegen jemanden stieß. Wieso um alles in der Welt, stand jemand hinter dieser Wand um diese Uhrzeit? Ich war einigermaßen wach, also war ich noch in der Lage zu denken und entsprechend zu reagieren. Reflexartig hielt ich mich an der Wand fest und konnte mein Gewicht halten, ohne runterzufallen. Na ja, von der Person, die ich umgestoßen hatte, konnte man nicht behaupten, dass sie zurechnungsfähig war. Es gab einen Knall, der lauter klang, als er eigentlich sollte. Davor war es so still gewesen, sodass der Knall unfassbar laut klang. Der Person entglitt ein herausgebrülltes "Aua" und mir war sofort klar, wer er von den Jungs war. Ich sah nicht viel, nur Umrisse.
Obwohl mir bewusst war, dass in wenigen Minuten alle hergeflitzt kommen würden, machte ich mir die Mühe, mich runterzubücken, um Taehyung den Mund zu zuhalten. Wieso ich das genau tat, wusste ich auch nicht mehr, aber vielleicht kam das von der Panik heraus. Langsam näherte ich mich ihm, damit ich ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. "Sei jetzt bloß leise, Taehyungie.", befahl ich ihm flüsternd. In einem überraschten Ton ließ er "Ongua?" von sich, was ich auf meiner Hand spürte, weil sein Mund sich bewegte. Da ich ihm diesen zuhielt, verstand ich nicht, was er mit "Ongua" meinte. Dass er überhaupt sprach, war so unerwartet gewesen, weshalb ich meine Hand noch mehr an ihn drückte, damit er still sein sollte.
Diese Reaktion erschrak ihn jedoch und brachte ihn dazu, laute Töne von sich zu geben. Wie ein Tintenfisch bewegte er seine Arme und Füße hysterisch, sodass die Angst bestand, er könnte mich an einer bestimmten Stelle treffen. Mit meiner anderen Hand schlug ich ihn leicht, damit er allmählich aufhörte, doch es wurde noch schlimmer. Weil das nicht klappte, griff ich nach seinen Armen und trat ihm gegen die Beine. "Taehyung Hyung, beruhig dich. Ja, ich bin's, Jeongguk. Sei still und zappel hier nicht so rum wie ein Idiot." Man hörte mir die Genervtheit an. Direkt gab er Ruhe und ich konnte ein erleichtertes Aufseufzen von ihm spüren und hören. Nachdem ich mich versichert hatte, dass endlich Schluss war, nahm ich meine Hände zurück. Sicherheitshalber nahm ich ein bisschen Abstand, weil ich ja wusste, wie dämlich Taehyung sein konnte.
Als ich einen Konversationsversuch startete, war zu hören, wie die Jungs aus ihren Betten sprangen und herrannten. Das Licht, das auf einmal anging, brannte so stark in meinen Augen, sodass ich sie direkt zukniff. Alle redeten durcheinander und man konnte nichts verstehen. Eines meiner Augen konnte ich nach einer Zeit öffnen, doch das andere bedeckte ich mit meinem Handrücken. Vor uns standen Namjoon, Hoseok und Yoongi, die sich alle drei durch die Tür quetschten. Von der anderen Seite, wahrscheinlich aus der Küche, kamen Jimin und Jin. Fünf Augenpaare sahen verdutzt zwischen Taehyung und mir hin und her, bis ihnen meine Klamotten auffielen. Namjoon Hyung, der viel bedrohlicher aussah, weil seine Augen durch die Müdigkeit noch kleiner wurden, durchbohrte mich mit seinem Blick. Tipp für's Leben: Weckt nie das Monster, wenn er seinen Schönheitsschlaf hält. Dasselbe gilt auch für Prinzessin Seokjin.
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Bulletproof Desire
FanfictionKaum sind die Herbstferien vorbei, muss Dea auch schon zurück nach Seoul, um dort ihren einjährigen Sprachkurs fortzusetzen. Herzlicher Empfang? Fehlanzeige! Das Taxi, das sie in die Stadt bringen soll, gibt den Geist auf, woraufhin sie sich kurzerh...