Kapitel 10

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Drei angespannte Tage vergingen, in denen ich meiner Familie und Magnolia absichtlich aus dem Weg ging, nur das Nötigste mit ihnen redete und hauptsächlich die Zeit in meinem Zimmer oder im Wald mit Major verbrachte, bis endlich, aber gleichzeitig auch viel zu früh, das Warten ein Ende hatte.

Ich war gerade dabei gewesen, Major und den anderen Pferden ein paar Äpfel zum Naschen zu geben, als ich Sophie nach mir rufen gehört hatte.

Augenverdrehend war ich zurück ins Anwesen gegangen. Sophie hatte mich in den Salon geführt, wo ein dünner hochgewachsener Mann, oder besser gesagt Elf, denn ich hatte deutlich die spitzen Ohren erkennen können, auf uns gewartet hatte.

Als ich herein gekommen war, hatte er sich tief verbeugt und mich mit „Euer Hoheit" angesprochen. Ich hatte-sehr königlich-nur ein fragendes „Hallo" heraus gebracht.

Ohne viel Drumherum hatte er uns verkündet, dass alle Vorbereitungen für meine Ankunft getroffen waren und in genau zwei Stunden ein Konvoi kommen würde, um mich abzuholen.

Damit war das Gespräch beendet gewesen und so schnell er aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden.

Jetzt stand ich zusammen mit Sophie und Magnolia vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich alles mitnehmen sollte, während Dan auf einem Stuhl saß und Emily mir eines ihrer Stofftiere in meinem Koffer legte.

Emily wusste nicht die ganze Wahrheit. Sie wusste was ich war und wo ich hin ging. Sie wusste sogar, dass ich in Wahrheit eine Prinzessin war, aber dass sie selbst ein Mitglied der königlichen Familie war, hatte Sophie ihr verschwiegen. Allerdings würde sie, sobald sie etwas älter war, die Zusammenhänge erkennen und erfahren, dass sie eine Halb-Elfe und auch eine Prinzessin war. Sophie hielt es für das Beste, wenn Emily nichts wusste, jedenfalls bis sie alt genug war es zu verstehen. Sophie wollte Emily nicht in Gefahr bringen, was einerseits verständlich war, aber andererseits: Was sollte schon passieren?

Ich war der Meinung, dass sie es so früh wie möglich erfahren sollte, damit sie nicht das durchleben musste, was mir passiert war und wahrscheinlich noch passieren würde. Doch ich wollte mich nicht darin einmischen, da es die Angelegenheit von Sophie und Dan war.

>>Am Besten du nimmst dir noch etwas Gemütliches mit! Wie wäre es mit dieser hier?<< ,fragte Maggie und hielt meine Lieblingsjogginghose hoch, die ich immer anzog, wenn ich einfach mal Nichts tat. >>Ich kenne die Elfen. Die tragen nur das, was schön aussieht und dazu noch zwickt und einem die Luft abschnürt.<< ,sagte sie und zwinkerte mir scherzhaft zu.

Ich fand, dass sie Recht hatte und packte die Jogginghose, mit noch zwei Anderen, in den Koffer. Meine Tante verdrehte weniger begeistert die Augen und Maggie lachte grunzend. Auch ich lachte ein wenig, war jedoch zu nervös, als das ich echt lachen könnte.

Mein Koffer war diesmal nur halb so voll, wie als wir nach hier gezogen waren. Sophie hatte mir gesagt, dass in Ankaria ausreichend Klamotten für mich bereit lagen und dass man mir die königlichen Kleider extra anfertigen lassen würde, weshalb ich nicht so viel mitzunehmen bräuchte. Die Kleider schienen bisher das Vielversprechendste zu sein und das Einzige, worauf ich mich eventuell einigermaßen freuen könnte.

Nachdem ich noch meinen Pulli der New Orleans Saints, meiner Lieblingsfootballmannschaft, eingepackt hatte und noch ein paar persönliche Dinge auf die Klamotten gelegt hatte, war ich bereit für meine Reise in die magische Welt Anderland.

Um mich ein wenig aufzumuntern, holte Emily Das Spiel des Lebens heraus und wir alle setzten uns auf den Boden. Eine Weile spielten wir dieses Spiel aus meiner Kindheit und als ich in die Runde blickte, wurde mir warm ums Herz. Ich fühlte mich zum ersten Mal zuhause, nachdem wir umgezogen waren.

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt