Kapitel 31 - Waffen für eine Prinzessin

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Auch am nächsten Morgen ging ich mit Alarion trainieren. Wir liefen ein paar Runden über das riesige Palastgelände, wobei ich nun das extrem schnelle Tempo etwas länger durchhielt. Beim Laufen konnte ich wenigstens für einen kurzen Moment alles vergessen und meine Gedanken beiseite schieben, die seit gestern permanent in meinem Kopf umherschwirrten. Bei den Taijiquan-Übungen, war das jedoch nicht der Fall. Meine Gedanken strömten wie eine Sturzflut wieder auf mich ein und ich hatte Mühe, Alarions Vorgaben zu folgen. Kaden hatte mich zwar überzeugt daran zu glauben, dass es eine weitere Welt  gab, wo sich meine Eltern befanden, trotzdem hegte ich noch immer große Zweifel, dass wir sie überhaupt fanden. Die Triászenz - oder Urhexen, wie man sie heutzutage nannte - hatten es Jahrhunderte lang geschafft, ihre Welt im Verborgenen zu halten, sodass fast niemand von deren Existenz wusste. Warum sollten also ausgerechnet wir - zwei unerfahrene, junge Elfen - es schaffen, diese Welt zu finden? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Erfolg hatten, war wohl sehr gering. Trotzdem hatte ich mir fest vorgenommen, alles zu geben, um diese Welt und damit auch meine Eltern zu finden. Egal wie unwahrscheinlich es war. Davon hatte Kaden mich gestern überzeugt, bevor ich unseren Kuss abgebrochen hatte und vor Scham im Boden versunken war. 

Ich hatte Kaden heute noch nicht gesehen und mir graute es schon vor unserem Wiedersehen. Wenn ich nur daran dachte, würde ich mich am liebsten für immer vergraben gehen. Der Großteil unserer Begegnungen hatte bisher aus Peinlichkeiten meinerseits bestanden. Wenn das so weiter ging, konnte man bald eine Reality-TV Serie über mich drehen. Hoffentlich wollte Kaden, nach alldem und nach dem was noch kommen mochte, überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben. 

Ich malte mir gerade unsere erste Begegnung nach gestern Abend aus, als Alarion mich kopfschüttelnd unterbrach. >>Also wirklich Rya, du bist ja heute überhaupt nicht bei der Sache. Ich empfange seit den Übungen ständig die verschiedensten Empfindungen und Gefühle. Das ist ein wahres Durcheinander! Bevor ich ein Gefühl richtig empfangen kann, kommt sofort das Nächste. Was ist nur mit dir los? So können weder du noch ich sich konzentrieren.<<, sagte Alarion und stemmte die Hände in die Hüften, während er mich prüfend musterte.

Wie konnte ich das vergessen?! Alarion konnte ja meine Gefühle und manchmal auch Gedanken lesen. Wie dumm von mir!

>>Tut mir Leid, Alarion. Das war nicht meine Absicht.<<, sagte ich und versuchte überall hinzusehen, nur nicht in seine Richtung. Hoffentlich hatte er nicht zu viel bemerkt! Das würde die ganze Situation etwas unangenehmer gestalten.

>>Ach was, das ist doch nicht schlimm! Ich wollte deine Gefühle auch nicht lesen und habe sie zunächst versucht auszublenden, doch sie waren so intensiv, dass ich nichts dagegen unternehmen konnte. Ich möchte nur nicht, dass du dir dein hübsches Köpfchen zerbrichst.<<, sagte er und tätschelte mir grinsend den Kopf. 

>>Du lehnst dich ja ziemlich weit aus dem Fenster heraus.<<, sagte ich und versuchte ihn böse anzusehen, doch es wollte mir nicht ganz gelingen und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. >>An deiner Stelle würde ich aufpassen, was du sagst. Ich könnte dich auf der Stelle in den Kerker werfen! Und meinem >hübschen Köpfchen< geht es bestens.<< 

>>Ach ja? Das wollen wir doch mal sehen, ob du das auch noch sagst, wenn ich mit dir fertig bin!<< Mit einem hinterlistigen Grinsen sah er mich für einen winzigen Moment lang an und fuhr plötzlich nach vorne und nahm mich in den Schwitzkasten. Lachend rubbelte er mir mit den Knöcheln über den Kopf. Ich versuchte mich zu befreien, doch er ließ mich nicht entkommen.

>>Alarion lass das! Du bist -<<, doch weiter kam ich nicht, denn er begann nun mich an den Seiten zu kitzeln und ich musste mich vor Lachen krümmen. Ich war schon immer besonders kitzelig gewesen, weshalb mir nach wenigen Augenblicken, Tränen in die Augen stiegen. Ich konnte mich kaum noch halten vor Lachen und boxte gegen Alarions Bauch, in der Hoffnung, dass er mich loslassen würde. Doch das Gegenteil war der Fall und er kitzelte mich noch stärker. Schließlich schaffte ich es mein Bein zwischen seine zu bringen und ihn damit ein Bein unterm Körper wegzutreten. Als er fiel landete ich mit ihm auf der Wiese, da er mich weiterhin fest im Griff hatte. Lachend rollten wir übereinander und blieben endlich dicht nebeneinander liegen. Irgendwann, nachdem unser Lachen langsam verklungen war, atmeten wir nur noch schwer und schauten in den Himmel. 

Immergrün *pausiert* #TeaAward2018Où les histoires vivent. Découvrez maintenant