Böses Erwachen

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Ich war nicht überrascht, nachdem ich 20 Minuten nach dem Anruf dort an kam, die Tür unverschlossen vorzufinden. Ich wusste, ich würde in meinen zerknitterten Schlafoutfit und mit meinen Haaren, die willkürlich von einem losen Band zurückgehalten wurden, einen ziemlich beeindruckenden Anblick abgeben, als ich meinen Weg in meiner Schlaflosen Benommenheit durch die Stadt machte.

Ich war zu diesem Zeitpunkt, weit über den Punkt der Erschöpfung hinaus, und das Adrenalin hatte mit voller Kraft eingesetzt und hielt mich davon ab anzuhalten und mich selbst daran zu erinnern, wie gefährlich es war, um drei Uhr morgens alleine in der Gegend herumzulaufen – ganz egal wie grauenhaft und unattraktiv ich aussah. Und ich sah wie eine totale Katastrophe aus.

Als ich oben ankam, vorher unten an der Rezeption in der Lobby vorbei ging, an der, statt der blonden Nummer die ich damals gesehen hatte, eine viel schwerere und viele ältere Frau saß, war ich bereit die Tür aufzutreten und zu brüllen, dass ich mit all dem durch war.

Aber mir wurde schon bald sehr bewusst, wie schwierig es eigentlich war, eine Tür aufzutreten, die aus dichtem, schweren Holz gemacht war, und mein Fuß pochte schmerzhaft, nach einem eher mitleiderregenden dumpfen Geräusch, das von der Türoberfläche ertönte.

Ich trat zurück, schnaufte enttäuscht und fühlte mich noch wütender und beschämter und einfach deprimiert.

„Scheiß drauf!“ sagte ich laut zu mir selbst, zu den angrenzenden Wohnungen, zu der ganzen Welt. Scheiß drauf.

Ich öffnete die Tür und ignorierte das dumpfe brennen, dass immer noch meine Zehenspitzen kitzelte, als ich in das eigentliche Apartment trat und war sofort von meiner Umgebung abgeschreckt.

Die Wohnung, in der ich das letzte mal gewesen war, war warm gewesen, gut beleuchtet und behaglich – sie war fast lebendig. Der Bereich, in dem ich nun stand, war so unglaublich anderes.

Die Umgebung war in Dunkelheit eingehüllt, nur ein kleines Licht über der Küchentheke, warf ein sanftes Leuchten über ihre Oberfläche. Der Raum war ebenfalls kühler als normal und schickte einen Schauer durch meinen Körper, obwohl ich in einem Hoodie und Jogginghosen gekleidet war.

Das Gefühl der Unbehaglichkeit wuchs nur noch, als ich weiter in die Wohnung trat und mich zögernd um sah.

„Hallo?“ rief ich und schlang meine Arme um meinen Bauch, um mich warm zu halten. Mit wenig Erfolg. Ich trat näher an die Küche, wo das kleine Licht hing und versuchte es erneut. „Hallo? Irgendjemand?“ Ein Moment verging, und immer noch nichts – kein Windhauch oder das fallen einer Nadel oder sonst was.

Ich schaute über meine Schulter zum Herd, wo die Neongrünen Ziffern der Uhr mich verspotteten. Jup, dachte ich mir im Stillen. Es ist drei Uhr Früh und da stehst du nun. Du bist der größte Idiot auf der Welt.

Der Gedanke allein, war genug Ansporn für mich, auf der Stelle umzudrehen und verdammt noch mal hier zu verschwinden, und mich selbst dafür zu treten, dass ich es überhaupt versucht hatte.

Als ich die Küche verließ und es durch die schaurig, dunkle Umgebung machte, vibrierte ein leises rhythmisches Geräusch über den Paketboden hinter mir und eine eindeutig männliche Stimme rief: „Anna – warte.“

Kurz vor der Tür blieb ich stehen und drehte mich um, und sah eine schlanke Gestalt, etwas in sich zusammengesunken, nicht weit von mir entfernt. Das einzige körperliche Merkmal das ich im Schatten wirklich ausmachen konnte, war ein Platin blonder, feuchter Haarschopf, der hinter die Ohren geklemmt war.

„Bitte.“ begann er abermals und kam auf mich zu. Seine Stimme war leise, fast ein flüstern und als ich schließlich sein Gesicht sehen konnte, fühlte ich mich wie gelähmt. Es war blass, abgespannt, wunderschön und so kantig, wie es immer gewesen war, aber seine ganze Mimik war von Sorge durchzogen und seine Augen waren von dunklen Rändern umgeben.

25 Weeks without Mr. Arrogant | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt