1. Teil

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Kelly's Sicht

Ich wachte auf. Mein Hals fühlte sich an wie ausgetrocknet. Unwohl dreht ich mich auf die Seite und sah auf meinen Wecker. 5:16. 
Na toll. 
Seit vier Tagen waren wir bereits hier in Island und hatten mehr erlebt als ich in einem Monat. Gefühlt kam mir das auch wie ein Monat vor. Gletscher besteigen, spontane Nachtrundfahrt auf dem Atlantik, entspannen in der blauen Lagune. 
Es waren wundervolle Tage gewesen und ich bereute keinen einzigen von Ihnen. Und doch war ich nun soweit, dass ich dringend mal wieder ausschlafen musste. Denn der Schlaf kommt bei solchen Aktionen immer zu kurz. Wieso musste ich also ausgerechnet heute so früh aufwachen?

Genervt von mir selbst hievte ich mich aus meinem äußerst bequemen Bett und trottete dann ins Wohnzimmer. Beziehungsweise ich bahnte mir meinen Weg durch mein stockdunkles Zimmer, wobei der helle Lichtstrahl unter der Tür der einzige Hinweis darauf war, wo ich lang musste. 
Wieso war überhaupt Licht an?
Als ich hinaustrat verstand ich wieso. 

Melina lag auf der Couch und starrte auf den Fernseher, wo irgendeine isländische Nachtsendung lief. 
"Du auch wach?" Meine Stimme war rau durch meine trockene Kehle und so lief ich hinüber in die Küche und machte mir und, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass sie nichts hatte, auch Melina ein Glas Wasser zurecht. 
Ich ließ mich neben ihr auf das Sofa fallen und reichte ihr eins der Gläser, bevor auch ich trank.
Gott, tat das gut. 
Ich lehnte mich nach hinten und sah ebenfalls auf den Fernseher. Eine blonde Frau redete irgendwas und wie ich es mir dachte, verstand ich kein Wort. 
Mein Blick huschte kurz zu Melina, die ihre Beine nun auf meinen Schoß ausgestreckt hatte und sich etwas mehr in ihren Kissen vergrub. Sie zitterte. 
Schnell griff nach der Decke, die neben mir lag und breitete sie über ihr aus. 
"Danke", das Erste, was sie zu mir sagte, seitdem ich den Raum betreten hatte und ich verstand sie kaum. Ihre Stimme war heißer und ich konnte ihr ansehen, wie schlecht es ihr ging. 
"Du scheinst dir ja ganz schön was eingefangen zu haben", stellte ich lächelnd fest und auch sie lächelte, wenn auch sehr schwach. Schwerfällig drehte sie sich auf den Rücken und ich rutschte etwas näher zu ihr. 
"Ich bin wirklich froh, dass wir uns für heute nichts vorgenommen haben", es war nicht mehr als ein Flüstern und ich nickte. 
"Wir pumpen dich nachher richtig schön mit Medikamenten voll", lachte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 
"Fieber scheinst du wohl auch zu haben"
"Wenn dann schon richtig", sie lächelte immer noch und sie sah mich durch ihre glasigen blauen Augen an. 
"Du solltest noch ne Runde schlafen", schlug ich vor. 
"Würd ich gern, aber es scheint nicht so wirklich zu funktionieren." Schmollend schob sie ihre Unterlippe vor und nun sah sie wirklich unglaublich süß aus. 
"Dann rutsch ein Stück" der Ausdruck verschwand von ihrem Gesicht und nun war sie sichtlich verwundert. 
"Was hast du denn vor?" Wollte sie wissen. 
"Mich zu dir legen. Also jetzt beweg dich endlich", ich hob ihre Beine an und sie setzte sich etwas auf. 
"Kelly, ich will dich wirklich nicht anstecken."
"Das würde auch nicht zu dir passen."
"Na siehst du. Geh wieder ins Bett, mir geht's gut." passend zu diesen Worten musste sie husten und ich hob spöttisch eine Augenbraue. 
"Mhmh, das seh ich."
Sie schien zu merken, dass es keinen Sinn machte, mit mir zu diskutieren, also tat sie was ich sagte. 
Ich legte mich hinter sie und zog sie etwas näher an mich.
"Gut so?" Wollte ich wissen. Sie antwortete nicht, sonder legte meinen Arm etwas fester um ihre Mitte. 
"Perfekt", ich war mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden hatte, aber trotzdem kehrte das angenehme Stechen in meinem Bauch zurück. 
"Dann schlaf", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss in den Nacken. 
"Werde ich" murmelte sie genauso leise und ich konnte spüren, wie sich ihre verkrampfte Haltung immer mehr lockerte. 
Sie glühte wirklich, dass konnte ich sogar durch die Decke, die sie immer noch um sich hatte, spüren, und doch zitterte sie. Wenn auch nicht mehr so stark wie vorhin. 

Sie hatte mir einmal erzählt, dass sie oft nicht einschlafen konnte, weil ihr das Bett in ihrer Wohnung oft viel zu groß erschien. Es war also keine Seltenheit gewesen, dass sie bei Shirin, oder sie bei ihr übernachtet hatte. Sie war eine Person, die sich schnell einsam fühlte und mit dieser Einsamkeit verschwand Geborgenheit. Auch ich kannte dieses Gefühl, vor allem jetzt, wo ich das erste mal alleine wohnte.
Melina tat dies zwar schon länger, aber mir war nicht entgangen, wie viel Zeit sie in der WG der Apes verbrachte. Besonders seit Silvester schien sie dort fast schon 'eingezogen' zu sein. 
Sie brauchte einfach Mensch um sich herum und in dieser Hinsicht waren wir uns sehr ähnlich. Auch wenn es mit Sicherheit eine Gewöhnungssache war. 

Ihre Atmung war ruhig und gleichmäßig. Sie war eingeschlafen, sogar schneller als ich erwartet hatte. 
Ich vergrub mein Gesicht in ihren nun weiß gefärbten Haaren und, auch wenn ich sie nicht sehen konnte wusste ich, dass sie lächelte. 
"Hab dich lieb", flüsterte ich bevor ich ebenfalls ins Land der Träume abdriftetet.  

Meinung, Anmerkungen und Feedback ist mir wie immer sehr wichtig, also lasst es mich wissen, was ihr von dem ersten Teil haltet.

Wünsch euch einen wundervollen Tag ☺️❤️

5:16 / Kellina Where stories live. Discover now