5. Teil

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Kellys Sicht

Sie war sich sicher nicht mal im Ansatz dessen bewusst, was sie mit mir anstellte. Und ich konnte ihr  nicht mal böse sein. Woher sollte sie es auch wissen, wenn ich zu feige war es ihr zu sagen. 
Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig und es schien so, als würde es ihr besser gehen. Zumindest ein bisschen. 
Ich wollte sie nicht stören, also erhob ich mich schließlich, machte den Fernseher aus und räumte so leise wie möglich mein Geschirr weg. Schließlich war Schlaf die wichtigste Medizin, und die wollte ich ihr auf keinen Fall nehmen. 

Einen Moment lang stand ich in der Küche, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Eigentlich hatte ich vor gehabt, wieder in die Stadt zu gehen, aber Melina hier alleine zu lassen würde ich nicht über mich bringen. Sie sah zwar schon wesentlich gesünder aus, aber war trotzdem immer noch schwach. 
Ein Video wollte ich eigentlich auch noch drehen und mehrere Vlogs mussten noch geschnitten werden. 
Ich entschied mich für die Vlogs und holte meinen Laptop. 

Die Zeit verging wie im Flug und ehe ich's mich versah war auch schon Nachmittag. Die Vlogs waren fertig bearbeitet und Melina hatte wirklich durchgeschlafen. Nur ab und zu hatte sie etwas unverständliches im Halbschlaf gewimmert, dass war's aber schon. 

Mein Bauch begann zu Knurren und erst da löste ich mich von dem Display. 
Ich ging hinüber in die Küche und suchte ein paar Kleinigkeiten heraus, die wir gestern noch eingekauft hatten. Melina musste auf jeden Fall etwas essen und so stellte ich einen Teller mit ein paar Sachen vor sie auf den Tisch. Sie hatte noch immer die Augen geschlossen, also hockte ich mich vor sie und strich ihr sanft durch die zerzausten Haare. 
Sie seufzte auf und öffnete dann ihre Augen. Und wieder musste ich mich zusammenreißen, dass ich nicht in ihnen versank. 
"Hey", lächelte ich. 
"Hey", auch sie lächelte und streckte sich. 
"Wow, wie lange hab ich geschlafen?" Fragte sie und sah mich müde an. 
"Fast fünf Stunden", ihre Augen weiteten sie und dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht brachte mich zum lachen. 
"Jetzt schau nicht so. Es scheint dir gut getan zu haben", ich legte meine Hand auf ihre Stirn. Sie war noch immer warm, aber glühen tat sie nicht mehr. 
"Dir musst doch langweilig gewesen sein, ohne meine Gesellschaft", auf ihrem Gesicht breitete sich nun ein müdes Grinsen aus und auch mein Lächeln vertiefte sich. 
"Oh ja", meinte ich, aber ihr entging der sarkastische Unterton nicht. 
Ich half ihr, sich aufzusetzen und reichte ihr dann den Teller. 
"Du solltest aber jetzt erst mal was essen. Und wenn's nur ein trockenes Brötchen ist."
"Jawoll!"

...

Die Stunden vergingen und Melina's Zustand verbesserte sich immer mehr. Sie fühlte sich sogar wieder so gut um einen LiveStream auf YouNow zu starten. Ich hielt mich eher im Hintergrund und tippte auf meinem Handy herum. 
Es war entspannend ihrer Stimme zu lauschen, auch wenn sie noch immer ziemlich belegt war. 
Ab und zu linste ich in den Blickwinkel der Community und Melina lachte, als sie meine bekloppten Grimassen sah. Ich liebte dieses Geräusch so sehr und lächelnd lehnte ich mich nach hinten zurück. 

"#kellina oder was?"

Mein Herz raste und ich wachte aus meinem Tagtraum auf. 
"Was?" lachte ich, aber meine Stimme zitterte leicht. 
"Das schreiben die hier. Und sie wollen wissen, ob #shirina bereits gestorben ist."
Sie schüttelte lachend den Kopf und wandte sich dann wieder dem Bildschirm zu. 

'Ich liebe dich, bitter verlass mich nicht'

Lange halte ich das Schweigen wirklich nicht mehr aus. 
Ich musste mit ihr reden. Und das so bald wie möglich!


Hoffe, euch gefällt das Kapitel. Lasst Feddback da 😊
Wünsch euch noch einen wundervollen Sonntag ☺️❤️

5:16 / Kellina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt