Kapitel 4

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"Mario Götze, ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber du bewegst jetzt sofort deinen Arsch aus diesem Bett und kommst mit oder ich zerre dich eigenhändig mit. Überleg gut, was dir lieber ist." Doch irgendwie kommen seine Worte nicht ganz bei mir an. Ich sehe nur sein vor Wut verzerrtes Gesicht und schließe daraus, dass er es wirklich von Marco weiß und mir jetzt den nächsten Schlag verpassen will. Automatisch fange ich an zu zittern. Das hat auch Mats bemerkt, denn seine Miene ändert sich von Wut zu Sorge. Sachte und darauf bedacht mich nicht weiter zu erschrecken setzt er sich auf die Bettkante. Skeptisch hebe ich meinen immer noch tränenveschleierten Blick und versuche zu verstehen, warum er sich jetzt auf einmal Sorgen um mich macht. Sein Blick wird noch sorgenvoller. Scheinbar muss ich schrecklich aussehen. Aber wen wunderts. "Was willst du hier Mats?Habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt? Kannst du mich nicht einfach anschreien und verspotten und dann wieder gehen?" Ich will einfach nur wieder alleine sein. Irritiert fragt er mich: "Wieso sollte ich dich verspotten? Mario, was ist passiert, dass du hier wie ein häufchen Elend im Bett liegst und Ann-Kathrin mir eine Nachricht geschickt hat, dass ich dich unbedingt abholen muss, weil sie befürchtet, dass du von dir aus nicht kommst?" Ich schweige. Vielleicht kapiert er dann ja von sich aus, dass ich nicht reden will. Aber das wird wohl nichts, denn er seufzt und zieht mich dann in eine Umarmung. Stumm lasse ich es über mich ergehen, zu schwach, um mich dagegen zu sträuben. Aber irgendwie fühlt es sich gut an von jemandem umarmt zu werden, dem man vertraut. Natürlich war auch Mats nach meinem Wechsel sauer gewesen, aber er konnte nie jemandem lange böse sein und so blieb die ganze Zeit neben Marco einer meiner engen Freunde.
"Ich akzeptiere vorerst, dass du jetzt nicht mit mir reden willst. Vorerst:, aber was ich nicht akzeptieren werde ist, dass du hier liegen bleibst. Wir haben ein Spiel. Und du wirst mitkommen und dich zusammenreißen. Hast du mich verstanden?" Mit diesen Worten lässt er mich los, nur um sich meine gerichtete Tasche über die Schulter zu werfen und mich ungeduldig anzustarren. Da ich weiß, dass mir keine andere Wahl bleibt ohne Mats noch mehr zu erzürnen, quäle ich mich mühsam aus dem Bett. Kaum stehe ich packt Mats mich unsanft am Arm und zieht mich durchs Hotel in sein Auto. Die ganze Fahrt nach Mainz bringen wir schweigend hinter uns. Ich schaue die ganze Zeit aus dem Fenster und hänge in meinen Gedanken bei Marco und unseren gemeinsamen Zeiten. Nur mit Mühe unterdrücke ich die Tränen. Das Zusammentreffen mit der Mannschaft, die Aufstellung, alles zieht an mir vorrüber und hätte Mats mich nicht überall hin mitgeschliffen, würde ich wahrscheinlich immer noch im Auto sitzen, denn er musste mich immer mitziehen. Der eine Blick, den Marco mir zugeworfen hatte, hatte gereicht um mich völlig lahm zulegen vor Schmerz.

Aus meiner Trance erwachte ich erst, als Marco verletzt auf dem Boden lag.
Am liebsten würde ich zu ihm rennen, aber ich kann und darf nicht. Mühsam ringe ich um meine Fassung und sacke in mir zusammen, als Marco in die Kabine begleitet wird. Er tut mir unendlich leid und es schmerzt mich zu wissen, dass er vielleicht seinen Traum von der WM verpasst. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen und dann werde ich auf einmal eingewechselt. Ich spiele für ihn, Marco. Den Mann der mir so weh getan hat, den ich aber unendlich liebe. Meine beiden Tore schieße ich für ihn.

Wie konnte es so weit kommen?Where stories live. Discover now