Kapitel 10

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"Ohje, du blutest ja. Wie hast du denn das geschafft? Zeig mal deinen Arm." Marcos stimme ist sanft. Allgemein bin ich überrascht, dass er mit mir redet. Ich bin davon ausgegangen, dass er einfach weiter spielt. Lange kann ich mich jedoch nicht wundern, denn ich werde gepackt, hochgezogen und von Manuel auf sie Bank verfrachtet. Hier beginnen sie dann auch mit dem Verarzten meiner Hand. Marco, der uns gefolgt ist, betrachtet die ganze Szene skeptisch. Nachdem Pep jetzt aber auch noch das Training abbricht und uns nach Hause schickt, scheint Marco der Kragen zu platzen : "Kann ich endlich mal einer aufklären, was hier los ist und warum wir überhaupt hierher geschickt wurden? So langsam reicht es mir nämlich." Es herrscht betretenes Schweigen bis Philipp erklärt: "Vielleicht ist es besser, wenn wir Mario erstmal in die WG bringen und dir dort alles erklären." Marco scheint zwar nicht zufrieden, aber er akzeptiert es vorerst und schneidet das Thema erst wieder an, als er, Mats, Philipp, Robert, Manuel und ich in der neuen WG auf dem Sofa sitzen. Es fällt mir unglaublich schwer so nah bei ihm zu sitzen und dann doch nicht bei ihm sein zu können, weil er es nicht will. Es macht mich kaputt. Als dann auch noch Mats und Philipp gemeinsam beginnen Marco alles zu erzählen,wird es mir zu viel. Die Tränen fangen an zu fließen und ich suche das Weite. Robert hat mir vorher erzählt, dass mein Zimmer unterm Dach gleich die erste Tür links ist. Schnell verkrieche ich mich dort im Bett und weine weiter. Marco wird das alles nicht verstehen. Er wird nur noch schlechter von mir denken. Meine Schuld. Meine verdammte Schuld. Als nach einer ganzen Weile die Tür aufgeht, stelle ich mich schlafend.
"Er schläft." Ich höre die Enttäuschung in Marcos Stimme. Aber warum ist er enttäuscht? Sollte er nicht froh sein, dass ich ihn, wie er es wollte, in Ruhe lasse? Hasst er mich denn nicht mehr oder was spielt er hier für ein bösartiges Spiel mit mir?
"Ich denke er wird nichts dagegen haben, wenn du bleibst. Falls was ist, weißt du, wo du uns findest. Dein Zimmer ist übrigens die Tür direkt gegenüber." Manuel. Ich weiß nicht, ob ich ihn dankbar sein soll, dass er Marco zu mir gebracht hat, oder ob ich ihn dafür hassen soll. Gespannt lausche ich in die Stille. Ich höre, wie sich die Tür schließt. Dann ist es wieder still, bis sich die Matratze neben mir senkt. Sofort steigt mir Marcos unverwechselbarer Geruch in die Nase. Ich muss ein wohliges Seufzen unterdrücken, insebsondere, als er beginnt, mit seiner Hand über meinen Kopf zu streichen.
"Weißt du Mario, damals als du gewesen bist und mir das Gestanden hast, war ich geschockt. Ich wusste nicht wie ich mit dieser Info umgehen sollte, also habe ich dich von mir gestoßen. Ich liebe meinen Beruf und war und bin eigentlich auch noch nicht bereit meine Karriere zu gefährden. Auf jeden Fall habe ich dann nicht zuletzt durch Mats gemerkt, wie viel zu mir bedeutest und wie sehr ich dich vermisse. Ich war zu feige zu dir zu gehen. Erst jetzt, als ich von Mats und dem BVB gezwungen wurde, habe ich mich dazu durchringen können und noch nicht mal jetzt schaffe ich es ein Gespräch mit dir zu führen. Gott, es kostet mich jetzt schon unglaublich viel Überwindung, obwohl du schläfst. Ich weiß nicht, ob ich dich liebe, aber ich weiß, dass ich meinen Sunny, meinen besten Freund, zurück will. Und ich hoffe, dass du mir erzählen kannst, warum die Anderen zu deiner Verletzung am Arm nur meinten, dass du mir das besser selber erzählst. Vielleicht reicht dafür dein Vertrauen irgendwann wieder. Weißt du, gerade jetzt frage ich mich, warum ich dir das alles erzähle. Ich meine es hat ja eh keinen Sinn, da du schläfst. Hoffentlich schaffen wir es morgen zu reden. Immerhin wohnen wir erstmal im selben Haus und trainieren beim selben Verein. Hättest du mal gedacht, dass ausgerechnet ich beim FC Bayern aufm Platz stehe und trainiere? Okay zugegeben zwar im Dortmundtrikot, aber halloho bei den Bauern, ich?!" Wow, die ganze Sache muss Marco wohl auch ziemlich mitnehmen, sonst würde er nicht wie ein Wasserfall irgendwas quatschen. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung. Im Augenblick wünsche ich mir nur, dass er sich zu mir legt, aber leider werde ich enttäuscht, denn er küsst mich sanft auf die Stirn und verlässt dann leise das Zimmer. Zum ersten mal seit langem schlafe ich mit einem friedlichen Lächeln auf meinem Gesicht ein.

Wie konnte es so weit kommen?Where stories live. Discover now