The party

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Genau in diesem Moment blendete ich alles um mich herum aus. Die Musik verstummte, die Menge verschwand und der Alkohol in meinem Blut war nicht mehr da. Alles, was ich noch sah, war eine geschockte Rebecca. Ihre Augen waren aufgerissen und es fühlte sich so an, als ob die letzten Sekunden schon Stunden waren. Ich löste mich leicht aus meiner Starre.

"Meinst du das ernst?", flüsterte ich zu ihr. Doch ich wurde bereits von Dave unterbrochen.

"Rebecca, warte doch bitte!", rief er. Ich blinzelte kurz und musste feststellen, dass die Brünette ihr Getränk fallen gelassen hatte und sich bereits einige Meter durch die Menge in Richtung Ausgang gekämpft hatte. Ich wollte mich gerade wieder zu Dave umdrehen, als dieser bereits an mir vorbei gestürmt kam. Verwirrt stand ich also dann alleine im Club und schaute den beiden hinterher.

"Harry!", rief eine weibliche Stimme und als ich mich umdrehte, tauchte auch schon meine Schwester auf. "Weißt du was mit Dave ist? Wo ist er hin?" Sie packte meinen Arm und zog mich ebenfalls in die Richtung, in jene die beiden anderen bereits verschwunden waren.

"Kennst du noch Rebecca Smith? Die, die zur Zeit bei mir wohnt?", fragte ich sie beiläufig und Gemma nickte, "Nun ja, die beiden kennen sich so gesehen sehr... gut." Meine Schwester drehte sich kurz zu mir und zog ein ungläubiges Gesicht. "Gemma, glaub mir, die Sache wird dir nicht gefallen.", warnte ich sie bereits vor, wodurch ihre Schritte nur noch schneller wurden und ich förmlich hinter ihr her gezogen wurde. Es dauerte nicht weiter lange, da schoss mir plötzlich die kalte Novemberluft ins Gesicht und kühlte augenblicklich den entstandenen Schweiß auf meiner Haut ab. Nun ließ Gem mich auch wieder los. Suchend stemmte sie ihre Arme in die Hüften und schaute sich um. Ich tat es ihr gleich. Es nieselte leicht und ich konnte mir gut vorstellen, dass der Regen bald zu Schnee werden würde, weshalb ich mir ernsthaft Sorgen um Rebecca in ihrem kleinen Kleid machte. Wir beide mussten nicht lange suchen, denn Daves Stimme war klar und deutlich durch die Nacht zu hören. Er und die Brünette waren nicht weit von uns entfernt. Gemma und ich hatten die selbe Idee, als wir erstmal still schweigend versuchtem das Gespräch etwas weiter mit anzuhören.

"Rebecca, jetzt warte doch bitte!", rief der Freund meiner Schwester außer Atem hinterher, doch sie dachte nicht daran. Daraufhin erreichte er sie endlich und packte ihr Handgelenk. Die Brünette wurde nach hinten gezogen, wobei sie sich geschickt drehte und dem Mann vor ihr eine heftige Ohrfeige verpasste. Wenn der Regen nicht so laut wäre, hätte man den Schlag bestimmt durch die ganze Straße gehört. Gemma neben mir schreckte bei dem Geräusch zusammen und warf sich ihre Hände vor ihren Mund.

"Fass mich nie wieder an.", zischte Rebecca leise, "Nicht nach all den Jahren." Ihre Brust hob und senkte sich schnell. Als Gem auf die beiden zu gehen wollte, hielt ich sie vorsichtig auf.

"Ich weiß, dass wir viel zu besprechen haben, also bitte lass mich alles erklären.", bettelte der junge Mann, doch Rebecca wendete sich nun zwar nicht mehr so hart, jedoch deutlich enttäuscht ab.

"Dave,", hörte man sie flüstern, "ich war gerade dabei mein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, immerhin hast du es zerstört. Weißt du wie es ist mit 15 alleine zu sein, mit einem Kind!? Ich habe fünf Jahre lang versucht jeden Tag Essen für meinen Sohn auf den Tisch zu bekommen und du und deine dämlichen Freunde waren keine große Hilfe dabei!" Sie fuhr sich frustriert durch ihre Haare und stampfte laut auf. Dave ging einen großen Schritt auf sie zu.

"Heißt das, wir haben einen Sohn?", fragte er hoffnungsvoll und die Brünette vor ihm legte sauer ihren Zeigefinger auf seine Brust.

"Ja, haben wir, du würdest es wissen, wenn du nicht urplötzlich gegangen wärst." Bei jeden neuen Wort tippte sie erneut den Mann vor ihr an. Ich hatte Rebecca noch nie so sauer erlebt.

"Es tut mir unglaublich leid. Aber du wolltest mich nicht mehr.", meinte Dave enttäuscht und verschränkte die Arme vor sich, "Es ist wirklich schön zu wissen, dass man zurück in sein Heimatland kommt und die Freundin dich nicht wieder sehen will." Die junge Frau hob ihre Hände und öffnete immer wieder den Mund, doch sie bekam keine Worte mehr raus.

"Ich?", rief sie laut, "Du gibst mir die Schuld!?"

"Ja, das tue ich."

"Natürlich! Ich saß jeden Tag zu Hause, auf dich wartend, aber du kamst einfach nicht und dann hast du mir auch noch das ganze Geld aus der Tasche gezogen, du bist der Grund dafür, dass dein Kind in scheußlichen Umständen aufgewachsen ist!" Die beiden schauten sie kurz wütend an. Gemmea stupste leicht meine Schulter.

"Ich versteh gerade gar nichts mehr.", flüsterte sie mir ins Ohr und ich nickte nur. Erschöpft ließ sich Rebecca auf eine kleine Bank fallen. Man konnte bereits ihre Tränen sehen.

"Was soll das heißen ich hab dir Geld aus der Tasche gezogen!? Ich habe nie, wirklich nie irgendwie überhaupt die Chance gehabt dir zu sagen, dass ich Geld haben will, weil Spencer mir gesagt hat, dass du mich nie wieder sehen willst.", prustete nun Dave auf und lief dann hin und her. Rebecca sprang wieder auf.

"Das habe ich nie-", sie unterbrach sich selbst, "Moment, meinst du dein Kumpel Spencer?"

"Ja, natürlich, wen sonst?" Die Brünette lachte falsch und wischte sich dann die Tränen von ihrem Gesicht.

"Ich glaube, wir haben einiges zu bereden." Das lachen war nun verschwunden und ihre Stimme klang kratzig.

"Das glaube ich auch.", stellte der Mann zustimmend fest, "Wir können in mein Hotel fahren, es ist nur ein paar Minuten von hier weg." Sie nickte und nun mischte sich auch Gemma ein. So schnell wie sie in ihren hohen Schuhen rennen konnte, lief sie auf die beiden zu.

"Dave! Dave warte!", rief sie ihren Freund hinterher.

"Gemma?", er klang etwas überrascht, ließ aber Rebecca, welche er am Arm festhielt, nicht los.

"Was... wo... was ist jetzt?"

"Tut mir wirklich leid, Schatz, aber kannst du mich und sie bitte heute alleine lassen? Ich rufe dich an, ich verspreche es."

Und damit stiegen Dave Kenningthon und Rebecca Smith in ein Taxi und ließen mich und meine Schwester vollkommen perplex zurück.

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Ein etwas späteres Update, aber hey, ich wurde zum Fussballgucken gezwungen und ja... Germany hat gewonnen, also alles gut :D

Euch noch allen einen schönen Sonntag! (oder was davon noch übrig ist)

Paula.

Popstar (19), sucht...Where stories live. Discover now