Kapitel 21

2.7K 80 19
                                    

       

„ Ich freue mich, verkünden zu können, dass der Ballkönig dieses Jahr, Trommelwirbel bitte, Chris Hepford ist. Chris komm bitte auf die Bühne. So und jetzt kommen wir zur Ballkönigin. Es war anfangs wirklich eine sehr knappe Geschichte und wir wussten lange selbst nicht, wer es wird. Doch es gibt ein endgültiges Ergebnis. Ich möchte einen genau so großen Trommelwirbel für Alina Crownson, komm bitte auf die Bühne, denn du bist die Ballkönigin heute Abend." Alina war schön, sie war wirklich wunderschön und ich gönnte ihr den Sieg von ganzem Herzen. Auch wenn ich ihr nicht gönnte, mit Chris zu tanzen. Eigentlich passten die beiden ziemlich gut zusammen, doch sie blieben während des ersten Tanzes immer auf Distanz. Hatte Alina ein Date für den Ball gehabt? Als mir auffiel, wie wenig ich eigentlich über sie wusste, interessierte mich ihr Leben viel mehr. Plötzlich flüsterte jemand ganz nah an meinem Ohr:„ Na, hast du mich schon vermisst?" Ich mochte den Klang seiner Stimme, sie war rau, aber trotzdem irgendwie auch warm. Angenehm halt eben. Diese Kombination hörte sich vielleicht schräg an, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst hätte beschreiben können. „ Ich habe gehört, du bist mir fremdgegangen. Tanzt einfach mit einem anderen Mädchen. Ich bin wirklich enttäuscht von dir Christopher Greyham." Ich lachte und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, da ich ja ein ganzes Stück kleiner war, als er.

Wie sich herausgestellt hatte, war Chris wohl die ganze Zeit X gewesen. Er hatte von seiner alten Handynummer geschrieben, weil er erst mal wissen wollte, wie ich überhaupt war, wenn ich ihn nicht anschimpfte oder mich gegen seine fiesen Kommentare wehrte. Er hatte gemeint, er hätte sich in mich verliebt, als ich ihm das erste Mal über den Weg gelaufen war. Ich glaubte ihm zwar nicht, aber tat so, als würde ich es tun, damit er sich besser fühlte. Laut Emily waren wir ein super Paar und auch Cat unterstützte meine beste Freundin in dieser Aussage tatkräftig. Eigentlich hätte ich schon viel früher merken müssen, wie ich für Chris empfand. Spätestens, als ich ohne Grund an ihn gedacht hatte.

Einige Leute sahen mich seltsam an, als sie an mir vorbeiliefen, warum auch immer. Was war bitte unnormal daran, wenn ein 17-jähriges Mädchen alleine im Central Park auf einer Bank saß? Nichts, oder? Naja, vielleicht schauten sie auch so komisch, da ich gerade eben von der Parkbank gefallen war, als ich versucht hatte, mein Handy aus meiner Hosentasche zu ziehen. Karma konnte es nicht gut mit mir meinen. Immer musste irgendwas passieren. Wahrscheinlich würde ich später meinen Freund im Schlaf schlagen oder ihn aus dem Bett schubsen. Uns würden wahrscheinlich tausende seltsame ‚Typisch Alexis'-Dinge passieren. Chris würde wahrscheinlich jedes Mal einen dummen Spruch loslassen. Moment, ich hatte gerade nicht ernsthaft darüber nachgedacht, ob Chris dumme Kommentare geben würde. Dann wurde mir bewusste, was ich noch gedacht hatte. Ich hatte Chris gerade eben als meinen Freund bezeichnet. Am liebsten hätte ich mich selbst nochmal von der Bank geschubst. Ich schob es einfach darauf, dass ich mir beim ersten Sturz eine leichte Gehirnerschütterung geholt hatte.

Da hätte ich es wissen müssen. Natürlich hatte ich Chris nichts davon erzählt, denn ich konnte mir denken, dass er mich dann damit aufziehen würde.

„ Lex, die nächste Welle gehört uns!", rief Chris mit seiner angenehmen, warmen Stimme. Dann lächelte er mich kurz an. Kurz darauf fingen wir beide an, mit den Armen zu paddeln. Erst dann wurde mir bewusst, dass er mich Lex genannt hatte. Wir waren für das ganze Wochenende an den Rockaway Beach gefahren, um ordentlich zu Surfen. Viereinhalb Monate war der Ball inzwischen her und Chris und ich waren nun ein richtiges Paar.

Cat hatte ihn auch schon kennengelernt, da ihre komplette Familie für eine Woche bei uns in New York gewesen war. Nie im Leben wäre ich darauf gekommen, dass Chris die ganze Zeit hinter den Nachrichten gesteckt hat, aber es war tatsächlich so gewesen. Sam hatte natürlich ihre Finger im Spiel gehabt, denn er hatte meine Nummer ja nur durch sie bekommen, doch ich war nicht sauer auf Sam. Vielmehr war ich ihr dankbar. Ich hätte mich vermutlich nicht getraut Chris so anzusprechen, ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dass ich Gefühle für ihn haben könnte. Da hatte meine Mum also auch Recht gehabt, sie hatte öfters mal angedeutet, dass sie dachte, Chris wäre in mich verliebt, nur hatte ich sie dann für nicht ganz voll gehalten. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass es irgendwie doch stimmte?

Wir beide schwammen gerade zurück zu unseren Boards, als Chris mich an der Taille festhielt und küsste. Ich erwiderte den Kuss und öffnete meinen Mund ein Stück, als er mit seiner Zunge über meine Unterlippe streifte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schwer es ist, sich im Wasser zu küssen, wenn man gleichzeitig darauf achten muss, nicht unterzugehen.

Nachmittags gingen wir zurück ins Hotel und machten uns fertig. Ich zog ein einfaches rosa Strandkleid an und Chris entschied sich für ein weißes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Wir beide liefen dann ins Hotelrestaurant, um dort Abend zu essen. Die Zeit hier verging schnell. Morgen Nachmittag würden wir schon wieder zurück fahren, daher mussten wir den letzten Abend noch genießen. Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir nochmal runter zum Strand und setzten uns in den Sand. So warteten wir, bis die Sonne unterging. Ich hatte meinen Kopf auf Chris Schulter gelegt, fast wie damals im Krankenhaus, als ich mir so Sorgen um Sam gemacht hatte. Er hatte seinen einen Arm um mich geschlungen und drückte mich fest an sich. Unsere Finger verschränkten wir miteinander und saßen still einfach so da.

Es war ein fantastischer Sonnenuntergang und der perfekte Abschluss für unseren kurzen Wochenendtrip. Wir schlenderten dann im fast dunklen noch eine Weile am Strand und die Promenade entlang, während wir uns unterhielten.

Hätte man mir, als ich hierhergezogen war, erzählt, dass ich irgendwann mal mit Chris Hepford zusammen sein würde und mit ihm das Wochenende verbringen würde. Ich glaube ich hätte dieser Person einen Vogel gezeigt und sie nach ihrem Problem gefragt. Jetzt standen wir beide hier auf einem Steg und küssten uns. Ziemlich gruselig, was?

In meinem Hinterkopf sammelte sich eine Idee zusammen. Wir waren auf einem Steg, am Meer. Ich verpasste meinem Freund einen leichten Stupser. Er taumelte und fiel dann ins Wasser. Leider hatte ich nur nicht damit gerechnet, dass er mich nicht loslassen würde und von daher zog er mich dann mit ins Wasser. Lachend kletterten wir wieder heraus und machten uns auf den Rückweg zum Hotel. Es hatte aber einen Vorteil gehabt, dass wir nun nass waren, denn da Chris ja ein weißes T-Shirt trug, zeichneten sich seine Bauchmuskeln jetzt, wo es nass an ihm klebte, noch mehr ab als sonst. Ja, mein Freund war schon verdammt heiß. Vor allem morgens, wenn er aufwachte, seine Haare noch ganz verstrubbelt waren, sein Gesicht noch die Müdigkeit in sich trug und er ungewollt mit seiner, verdammt sexy, rauen Morgenstimme sprach.

Das Erste was ich machte, als wir zurück ins Hotel kamen, war mich umzuziehen. Ich hatte noch das klitschnasse Kleid an und wollte unbedingt daraus. Also kramte ich nach bequemen Klamotten im Koffer und ging dann ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich zog eine kurze Stoffhotpants zum Schlafen an und einen dicken, riesigen Kapuzenpulli von Chris. Henry hatte seinen inzwischen zurückbekommen, da ich ihn ja nicht mehr brauchte. Wahrscheinlich hatte Zoey ihn schon längst, denn seit dem Ball waren auch die beiden zusammen. Seltsam, was ein Ball für Verbindungen schaffen kann, nicht wahr? Okay, ich kann das nicht sagen, ohne den Ball wüsste ich wahrscheinlich immer noch nicht, dass Chris in mich verliebt ist und ich selber hätte mir meine Gefühle für ihn auch nie eingestanden. Ungewollt dachte ich kurz an Shane und Jordan zurück, denen beiden hatte ich ja ich einen kleinen Stubs in die richtige Richtung verpasst. Die beiden waren immer noch zusammen und eines der süßesten und begehrtesten Paare der Schule, zu denen natürlich auch Emily und James gehörten.

Als ich mich fertig gemacht hatte und aus dem Bad kam, saß mein Freund schon, mit dem Handy in der Hand, auf dem Bett. Ich kuschelte mich zu ihm und schaute ihm, wie so oft, in die rehbraunen Augen, die mich jedes Mal aufs Neue verzauberten. „ Ich liebe dich.", flüsterte er leise neben meinem Ohr und ich erwiderte :„ Ich liebe dich auch." Er bekam noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „ Du?" Chris sah mich an. „ Was denn?", fragte er. „ Können wir bitte einen Film gucken? Bitte?" Ich versuchte, den besten Hundeblick aufzusetzen, denn ich draufhatte und hoffte einfach mal, dass er wirkte. „ Welchen denn?" Ich war mir relativ sicher, dass er meine Antwort nicht mögen würde. „ Twilight?", fragte ich vorsichtig und er verdrehte die Augen, „ mir zur Liebe?", setzte ich hinterher um dem ganzen mehr Nachdruck zu verleihen. „ Na gut!", willigte er ein, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass dieser Film nicht seine erste Wahl gewesen wäre. „ Du bist der Beste!", freute ich mich und küsste ihn sanft und doch leidenschaftlich, bevor wir dann den Film anschalteten. Ich schmiegte mich noch fester an ihn und zusammen schauten wir den dritten, meinen persönlichen Lieblingsteil, Twilight Film.

New York Love StoryWhere stories live. Discover now