Epilog

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Anderthalb Jahre später

       

„ Ich werde dich vermissen.", behauptete ich, als wir die restlichen Sachen ins Auto packten. „ Wir gehen auf das gleiche College, du kleiner Schlaumeier!", lächelte Chris mich an. „ Ich meine ja auch nicht dich sondern Emily", erklärte ich und umarmte meine beste Freundin zur Bestätigung,„ aber wenigstens wurdest du auf der Julliard angenommen. Und sie ist schließlich weniger als eine Stunde entfernt." Chris stand plötzlich hinter mir und umarmte mich, als ich mich von Emily gelöst hatte. „ Muss ich mir Sorgen machen Emily? Du hast doch wohl nicht vor, mir meine Freundin auszuspannen, oder?" Noch immer wenn er 'meine Freundin' sagte, kribbelte es in meinem Bauch. Emily schüttelte den Kopf und wir drückten uns wieder. James war zwar erst nicht wirklich begeistert davon, dass Emily an der Julliard studieren wollte, doch er hatte sich ziemlich schnell damit abgefunden und freute sich für sie. Die beiden waren immer noch zusammen, genau wie Chris und ich. Henry hatte ein paar Monate nach dem Abschlussball Zoey mit einem anderen Jungen erwischt und direkt mit ihr Schluss gemacht. Seine neue Freundin und er waren erst seit kurzem zusammen. Sie hieß Sam. Nein, kein Zufall. Meine Schwester Sam war mit meinem besten Freund Henry zusammen. Als die beiden es uns erzählt hatten, haben wir erst mal gelacht, wir dachten wirklich die beiden wollten uns veräppeln, aber sie hatten nicht gescherzt.

Die beiden wollten nicht direkt studieren, weil sie sich noch nicht sicher waren, wie ihre Zukunft aussehen sollten. Deshalb hatten sie beschlossen, erst mal zu Reisen. In zwei Wochen wollten sie nach Deutschland fliegen und dann weiter überlegen. Und Chris und ich? Wir wurden beide an der LIU Brooklyn angenommen und würden dort studieren. Während er allerdings Informationswissenschaften studierte, hatte ich mich für Counseling and School Psychology entschieden und das Beste war, dass wir sogar gleich viele Semester am College bleiben würden.

Ich war ziemlich aufgeregt und hüpfte auf und ab. Wir warteten nur noch auf meine Eltern und meinen Bruder. Schließlich wollte ich mich noch von ihnen verabschieden, bevor wir losfuhren. James wollte Emily bringen, daher waren sie schon weg, als meine Familie kam. „ Jetzt fliegt meine kleine Prinzessin aus. Ich kann es nicht glauben, du gehst aufs College und Sam reist durch Europa. Ihr seid viel zu schnell groß geworden", dann wandte Dad sich an Chris,„ und du pass mir bloß auf mein Mädchen auf. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert. Verstanden?" Als nächstes umarmte meine Mutter mich und flüsterte:„ Halte an dem Jungen fest. Mit ihm hast du, glaube ich, ziemlich großes Glück. Ich hab dich lieb. Viel Spaß auf dem College." Jetzt kam der Part, der mir doch irgendwie am schwersten fiel. „ Komm her Ryan." Mein kleiner Bruder umarmte mich und ich hob ihn hoch. Auch wenn er nicht so leicht war. „ Ich hab dich lieb, Kleiner. Pass bitte auf Mum und Dad auf, ja?" Er lächelte mich an und versprach dann:„ Ja, mache ich." Jetzt war es wohl so weit. Ich würde aufs College gehen. Als ich im Auto saß und die Tür schon fast geschlossen hatte, sprang ich doch nochmal heraus und umarmte meine Familie fest. „ Tschüss!", rief ich, als wir dann losfuhren.

„ Bist du schon aufgeregt?", fragte Chris mich, als wir auf der Autobahn waren. „ Ja, schon irgendwie", antwortete ich ehrlich. Er nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen, während er sich weiter auf den Verkehr konzentrierte. Leider standen wir dann auch noch im Stau, nachdem wir die Hälfte der Strecke geschafft hatten. Wir unterhielten uns ein bisschen oder genossen einfach das Zusammensein. Bei der nächsten Raststätte fuhren wir dann raus, um etwas zu essen und da wir generell eine Pause brauchten. Ein kleiner Wald grenzte an die Autobahn, also machten wir einen spontanen Spaziergang. Die Luft war zwar frisch, aber trotzdem angenehm. Eine Stunde später setzten wir uns dann ins Auto. Bevor Chris den Motor wieder startete, lehnte er sich nochmal über die Mittelkonsole zu mir und küsste mich sanft. „ Weiter geht's!", sagte er dann enthusiastisch und fuhr auf die Autobahn auf. Die zweite Hälfte der Strecke ging deutlich zügiger und wir waren früher da, als wir anfangs gedacht hatten.

Chris zog die Schlüssel aus seiner Jackentasche. „ Bereit?", fragte er mich und schaute mir tief in die Augen. Ich nickte. „ Okay, herzlich Willkommen, in unserer ersten Wohnung." In dem Augenblick, ging die Tür auf. „ Wow", staunte ich,„ das ist ja riesig!" Das Beste waren eindeutig die hohen Wände. Wir beide hatten die Wohnung vorher noch nicht gesehen und waren jetzt umso mehr begeistert. Das einzige was fehlte, waren die Möbel. Ein paar Dinge hatten wir noch im Auto. Den Rest müssten wir heute und morgen noch kaufen. Es war Freitag, Montag hatten wir die ersten Kurse. Echt knapp, doch irgendwie würden wir das schon schaffen. Als erstes liefen wir durch alle Zimmer einmal durch. Die einzigen Zimmer, die fertig waren, waren Küche und Bad, die Küche allerdings nur halb. Der Raum war so groß, dass man ebenfalls einen Esstisch reinstellen konnte, also praktisch eine offene Küche hatte. Damit hätten wir aber erst nicht gerechnet. Jetzt ging es darum, welche Farben die Wände in den verschiedenen Räumen haben sollte und welche Möbel wir bräuchten. Nachdem wir eine grobe Einkaufsliste zusammengestellt hatten, luden wir das Auto aus und machten uns auf den Weg in den Baumarkt. Dreieinhalb Stunden später und einige Dollar ärmer, waren wir endlich fertig mit einkaufen und fingen, sobald wir zu Hause waren, an den Boden ab zukleben und die Wände zu streichen.

Als erstes nahmen wir uns die Küche vor. Die Steintapete, die wir gekauft hatten, war relativ schnell befestigt. Tisch, Stühle Teppich und Lampe ließen sich auch schnell zusammenbauen. Im Wohnzimmer und Schlafzimmer strichen wir die Wände und brachten dann die Wandtattos an. Es war jetzt halb acht und wir mussten mindestens mal das Bett noch aufbauen. Zwei Stunden später war auch das getan. Todmüde fiel ich in die Bettwäsche und schlief fast sofort ein. Natürlich nicht ohne einen 'Gute Nacht-Kuss'.

Der nächste Morgen.

Um neun Uhr waren wir aufgestanden und hatten in einem Café ganz in der Nähe gefrühstückt. Jetzt schraubten wir hier die letzten Teile zusammen. Das Mittagessen war ausgefallen und wir müssten noch einkaufen gehen, doch als wir das letzte Teil zusammengebaut und aufgestellt hatten, war ich rundum zufrieden und glücklich. Der Einkauf hatte sich relativ schnell erledigt. Als Chris zwei Torten in dem Wagen gepackt hatte, hatte ich ihn fragend angesehen. „ Willst du mich mästen oder was?", hatte ich gefragt. Morgen würde ich dekorieren, aber jetzt kuschelten wir uns erst mal auf die Couch und schalteten den Fernseher ein. Auch wenn wir dem Film nur wenig Beachtung schenkten, da wir uns mit uns selbst Beschäftigten und redeten, war ich stolz auf meine erste eigene Wohnung. Und wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass meine erste Wohnung gleichzeitig auch die erste gemeinsame Wohnung mit meinem Freund sein würde? Lächelnd schaute ich Chris in die Augen und er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „ Können wir bitte mit Cat skypen, ich will ihr die Wohnung zeigen.", bettelte ich meinen Freund an. Er schüttelte lachend den Kopf und gerade als ich den Laptop holen wollte, klingelte es. „ Ich gehe schon!", rief ich, doch bevor ich überhaupt an der Haustür angekommen war, stand Chris schon hinter mir. Seine Arme um meine Taille öffnete ich dann die Tür und mir blieb der Mund offen stehen.

„ Was macht ihr denn hier?" Meine Eltern, Ryan, Henry, Sam, Emily und James standen vor der Tür. „ Na ist doch klar, wir wollten unbedingt eure erste eigene Wohnung sehen, du Intelligenzbestie!", rief eine weitere Stimme aufgeregt. Meine beste Freundin Cat quetschte sich durch die Menge bis sie vor mir stand und mich umarmte. Also führten wir alle durch unsere Wohnung und aßen dann die Torte, die Chris ja vorhin gekauft hatte. Wir unterhielten uns ziemlich viel, bis irgendwann alle wieder gingen. Ich kam immer noch nicht darauf klar, dass sie alle gekommen waren. Oh und das Cat an meinem College studieren würde. Das hatte sie 'ganz nebenbei' erwähnt. „ Und, war es schön?", fragte Chris mich, als ich mich bettfertig machte. Ich nickte und hatte dann einen Geistesblitz:„ Du wusstest davon!" Er lächelte und ich warf mich in seine Arme, so dass wir beide rückwärts aufs Bett fielen.

Noch zwei Tage, dann würde ich aufs College gehen, dachte ich, bevor ich an Chris Brust einschlief.

Als ich am nächsten Morgen am Kühlschrank stand, lächelte ich tief in mich hinein. Meine Mum musste gestern, bevor sie wieder gefahren waren, das Bild noch aufgehängt haben. Das Bild, was sie im Krankenhaus gemacht hatte. Ryan schlafend auf meinem Schoß, ich schlafend an Chris Schulter gelehnt und Chris selbst schlief auch. „ Wir könnten eine Familie sein", sagte Chris und legte seine Arme von hinten um mich. Wenn er wüsste, dass ich genau da Gleiche gedacht hatte, als ich das Bild zum ersten Mal gesehen hatte...

New York Love StoryWhere stories live. Discover now