|| Pain and anxiety

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Es fühlte sich so gut an, seine Nähe zu spüren und zwar auf eine Weise wie nie zuvor. Nach diesem Kuss sahen wir uns wieder in die Augen und da war es wieder, das Funkeln. Ohne auch nur irgendwas zu sagen, legte Josh einen Arm um mich, ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und sah auf den Boden vor uns bloß nicht zum Abgrund! Das hatte ich doch gewollt oder? Josh war mir so nah wie noch nie, auch wenn er mich schon vor dem Kuss ab und zu in den Arm genommen hatte. Ich hatte lange niemanden mehr so nah an mich herangelassen und jetzt bekam ich Angst.

"Josh?" "Ja?" Ich richtete mich wieder auf und sah ihn an. "Das mit meiner Hand...Das war kein einfacher Unfall..."

Ich spürte wie sich mein Körper allmählich wieder anspannte.

"...Es war Blurryface. Josh, er ist zurückgekommen." Ich sah auf meine verbundene Hand herab.

"Ich hatte mir sowas schon fast gedacht...Aber hey, wir schaffen das, okay? Du bist nicht alleine." Josh hob mein Kinn an, so dass wir uns erneut anblickten. Ich jedoch nahm seine Hand weg und legte sie auf die Lehne der Bank.

"Josh...Ich hab Angst, dass ich dich verletzen könnte. Ich glaube...Der Kuss...Es war ein Fehler. Du hast etwas Besseres verdient." Meine Augen füllten sich mit Tränen.

"Nein, was sagst du denn da?" Er sah mich verwirrt an und bevor er wieder meine Hand nehmen konnte, nahm ich meine Tasche und stand auf.

"Es tut mir leid", flüsterte ich schon fast und verließ die Lichtung. Diesen Satz hatte ich jetzt schon so oft gesagt...Mir tat einfach alles leid.

Während ich den Hang hinunter lief, breitete sich ein tiefer Schmerz in mir aus, der mich fast zerriss. Es tat so weh, Josh zurück zu lassen!

*Na endlich! Wie lange hat das denn gedauert?! Endlich hast du kapiert, dass er was Besseres verdient als dich! Und genau dasselbe gilt für Marius und Tyler!*

Ich fing an zu weinen. Der ganze Schmerz kam nun aus mir heraus. Blurryface hatte recht...Ja, das hat er! Ich beschloss,die ganze Strecke zu laufen, anstatt mit dem Bus zu fahren. Teilweise lief ich einfach am Rand der Landtraße. Manchmal blieb ich stehen, um Luft holen zu können, denn durch die ganzen Tränen fiel mir das Atmen schwer. Schließlich fing es auch noch an zu regnen, was gerade perfekt zu meiner Stimmung passte. Es wäre wahrscheinlich wirklich besser, wenn ich in Zukunft auf mich alleine gestellt sein würde. Die anderen hatten es verdient, glücklich zu sein. Wie eine leere Hülle lief ich durch die Straßen, einige Leute sahen mich komisch an, aber das war mir egal. Mittlerweile waren meine Klamotten total durchnässt und immer wieder murmelte ich "Es tut mir leid" vor mich her. Ich stellte mir vor, wie ich jetzt einfach zusammenbrechen würde und alles wäre vorbei. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Blurryface mich in Ruhe lassen würde und sich alles zum Guten wendet, aber wie so oft war das alles nur eine Täuschung meinerseits gewesen. Es wurde nichts besser, sondern alles nur schlimmer! Der Schmerz, die Schuldgefühle, die Kraftlosigkeit...Einfach alles!

Ich wusste nicht genau wann, aber nach einer Weile kam ich an meinem Haus an, schloss die Tür auf und schleppte mich ins Innere. Das Regenwasser tropfte von meinen Haaren und den Klamotten auf den Boden. Völlig entkräftet schlurfte ich die Treppe nach oben, legte die Tasche in den Gang und schloss mich daraufhin im Bad ein. Am besten sollte mich niemand mehr sehen. Zitternd vor Kälte und Anspannung saß ich jetzt auf dem Fließenboden, die Knie angezogen und die Arme darum verschränkt. In diesem Moment verkörperte ich das, was ich die ganze Zeit über schon fühlte, Schwäche, Angst, Selbstzweifel...

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