Kapitel 20

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"Oh mein Gott, dieser Helm!" Cara hatte sich immer noch nicht beruhigt. Wir hatten tatsächlich Thor 1, die Avengers und Thor 2 nacheinander angesehen. Es musste inzwischen weit nach Mitternacht sein, es hatte uns aber noch niemand ins Bett gescheucht. Vermutlich waren sie alle froh, dass wir zumindest darüber nachzudenken schienen zu bleiben. (Hätten die Mittelerdler gewusst, dass wir ungefähr vier bis fünf Stunden mit Filmen verbracht hatten, wären sie nicht so verständnisvoll gewesen...)

"Was ist denn an dem so lustig?", fragte Kilian verzweifelt bereits zum fünften Mal. "Ihr wisst jetzt, von was für einem größenwahnsinnigen Psychopathen Arda bedroht wird und macht euch über seinen HELM lustig?"

"Habe ich am Anfang auch", erinnerte ich ihn. "Und er ist immer noch lächerlich. Allerdings hast du etwas vergessen."

"Was denn?"

"Ein gutaussehender Psychopath!", vervollständigte Johanna. Die Hälfte der Klasse verdrehte die Augen.

"Was wollt ihr beide eigentlich machen, wenn ihr ihm begegnet?", fragte Laura in unsere Richtung. "Kichernd und fangirlend zusammenbrechen?"

"So in der Art, ja" Kilian war mit seiner Antwort schneller gewesen als wir, musste aber schon wieder abtauchen.

"Er hat vor, meine Lieblingscharaktere, meine Lieblingswelt und nebenbei auch noch UNS zu vernichten!", stellte ich klar. Ließ den Blick aber auf meinem Bruder ruhen.  "Da bin ich nicht so erpicht drauf."

"Mal abgesehen davon, dass er selbst ein Lieblingscharakter ist, oder wie?", stichelte Mira.

"Hoffentlich weiß er das nicht!", murmelte Johanna. "Stell dir dieses selbstgefällige Grinsen vor!"

Währenddessen sah Lena auf die Uhr. "Verdammt, haben wir jetzt tatsächlich sechs Stunden hier verbracht?!"

"Und immer noch nichts entschieden..." Carina vergrub den Kopf in den Händen. "Das Vernünftigste wäre es wahrscheinlich tatsächlich, nach Hause zu gehen, oder? Ich meine, wenn wir uns nur in einen Raum nebenan setzen, während die Schlacht tobt, werden wir ihnen nichts bringen. Wir müssen kämpfen. Und es wäre ein ausgewachsenes Wunder, wenn wir das alle überleben würden."

Sie hatte Recht. Wir alle wussten das. Und nur weil wir da waren, würden wir den Kampf noch lange nicht gewinnen. Das bedeutete nur, dass aus irgendeinem schrägen Grund beide Seiten dieselbe Chance hatten.

"Wisst ihr-", begann Adelina, als wir plötzlich vor der Tür viele Stimmen hörten, vermutlich Gandalf und die anderen. Nur kamen sie nicht herein. Einige Rufe ertönten. Sie sprachen hektisch miteinander und liefen eilig an unserem Zimmer vorbei. Was sie sagten konnte ich nicht verstehen, aber was auch immer geschehen war, es konnte nichts Gutes sein.

Wir sahen uns an. Ohne ein Wort zu wechseln, liefen wir einer nach dem anderen aus dem Zimmer um nachzusehen. Die Lehrer waren bereits um die nächste Ecke verschwunden, da kamen Thorin und Bilbo ihnen hinterher.

"Was ist denn da los?", wurden sie sofort von Marina gefragt. Eine direkte Antwort bekamen wir nicht.

"Kommt mit!", befahl Thorin, ganz der alte Zwergenprinz. "Ihr müsst sehen, was hier in Mittelerde passiert."

Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte er an uns vorbei. Bilbo, der vor Fassungslosigkeit und etwas Angst nichts mitbekommen zu haben schien, warf uns im Vorbeigehen trotzdem einen entschuldigenden Blick zu.

Ich wusste nicht, ob ich so genau wissen wollte, was geschehen war, aber ich folgte den beiden trotzdem. Sie traten aus dem Schulgebäude hinaus auf den kleinen Hof, der zwischen uns und dem Rest Bruchtals lag. Da es inzwischen tiefste Nacht war, wurde das Tal nur von den Sternen  und dem Mond beleuchtet, die wie gewohnt unglaublich hell über uns schienen. Doch nicht einmal die Elben schenkten ihnen auch nur eine Sekunde lang Aufmerksamkeit. Und so langsam konnten auch wir erkennen, weshalb: ein einzelner Reiter kam auf demselben Weg, den auch wir vorhin genommen hatten, von oben ins Tal geritten. Er schien seltsam klein zu sein, selbst als sein Pferd näher kam. Niemand sagte ein Wort. Wir starrten ihm alle entgegen. Es war nur das hektische Klappern der Hufe zu hören.

Elbisch für AnfängerWhere stories live. Discover now