Kapitel 1

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Lachend stelle ich mich vor ihn und ziehe seinen Kopf zu mir. Ich hauche meinen Atem an seine Lippen und spüre, wie Nathan sich versteift, wie er sich anspannt. Mein Grinsen kann ich mir unmöglich verkneifen, denn ich bin wieder einmal fasziniert davon, wie sehr Nathan von meinen Berührungen oder sogar nur von meinem Atem abhängig ist.

„Würdest du mir bitte das Kleidungsstück geben?", hauche ich auf seine Lippen und konzentriere mich, dass er seine Lippen nicht auf meine presst.

„Was wenn nicht, Harper?", haucht er leise zurück und drückt mich mit seiner freien Hand noch näher an ihn. In seiner anderen Hand hält er ein Kleidungsstück, welches allerdings mir gehört und ich gerne wieder zurückhaben möchte, da ich Unordnung nicht ertragen kann.

„Dann muss ich dich wohl oder über quälen." Ich streife meine Lippen über seine und höre, wie Nathan scharf die Luft einzieht. Selbst nach vier Jahren hat sich das nicht verändert.

„Machst du das nicht schon?", fragt er und grinst mich an, dabei hat er seine wunderschönen Augen geschlossen.

Ich hebe eine Hand und lege sie ihm auf die Wange und streichle sie, ehe ich sage: „Vielleicht. Aber gibst du mir jetzt bitte meinen BH?"

Ich merke, wie mir die Röte in die Wangen schießt, denn obwohl ich und Nathan schon die unanständigsten Sachen gemacht haben, ist mir so etwas noch immer peinlich.

„Die Lady möchte also ihren BH wieder haben?", neckt er mich und presst auf einmal seine Lippen auf meine. Ich höre wie er den BH auf den Boden fallen lässt und mich mit beiden Händen an der Hüfte packt, um mich noch näher an ihn zu ziehen, sodass kein Blatt Papier mehr zwischen uns passen würde. Ich erschaudere als ich seine Zunge über meine Unterlippe fahren spüre und keine Sekunde später verschmelzen unsere Zungen miteinander und verbinden sich wie zwei Enden, die zusammengehören. Meine Hände suchen einen Weg zu seinen Haaren und ziehen leicht daran, wodurch ich ein Stöhnen von Nathan höre. Mein gesamter Körper bekommt nur durch dieses kleine Geräusch eine Gänsehaut und versteift sich. Am liebsten würde ich mit Nathan noch viel weiter gehen, aber ich muss in zehn Minuten los und will nicht aussehen, als hätte ich gerade Sex gehabt.

Wiederwillig löse ich mich von ihm und sage: „Tut mir leid, Nathan, aber ich muss gleich los und..." Weiter brauche ich nichts sagen, denn Nathan schließt mich in seine Arme und sagt: „Ich weiß, Süße." Seine Nase streift über meine und lässt mich die Augen schließen. Ich kann nicht beschreiben, wie gut eine Umarmung von Nathan tut, wie schön es ist, wenn ein Mensch einen umarmt, den man über alles liebt. Damit ich den heutigen Tag überstehe, sauge ich den Duft von Nathan in mich ein und küsse ihn auf die Wange, ehe ich mich zwinge ihn loszulassen.

„Wann kommst du denn wieder nach Hause?", fragt mich Nathan als ich meinen BH aufhebe und damit in das Badezimmer husche, um ihn in den Wäschekorb zu schmeißen. Schnell schaue ich mich im Spiegel an und muss feststellen, dass meine Lippen total angeschwollen sind. Ein Lächeln überkommt mich und ich freue mich, dass ich eine glückliche Frau im Spiegel sehe und nicht ein Mädchen, welches ich noch vor vier Jahren war.

„Ich glaub, dass ich es bis 17 Uhr schaffe. Wenn nicht, rufe ich dich an.", rufe ich zu ihm und mache mich auf den Weg zur Wohnungstüre. Ich streife mir meine Jacke über und ziehe Stiefel an, da Schnee schon in ganz London liegt. Gerade will ich noch zu Nathan gehen, doch da spüre ich schon, wie sich zwei Hände von hinten um mich schlingen, sich ein Kinn auf meine Schulter legt und mir eine leise Stimme in die Ohren haucht.

„Ich hoffe, ich überlebe diese lange Zeit, Harper."

Ich lache auf und drehe meinen Kopf so, dass ich ihn von der Seite sehe. „Ich weiß, dass du das schaffst. Immerhin ist es nicht das erste Mal, dass ich zur Arbeit gehe." Ich lege meine Hand auf seine und genieße diese Berührung.

„Das weiß ich, aber ich möchte nicht immer nur zu Hause auf dich warten, während du unser Geld verdienst. Eigentlich sollte das meine Aufgabe sein, denn ich bin der Mann.", sagt Nathan und küsst mich auf die Wange.

Ich weiß nicht, wie oft wir dieses Gespräch schon geführt haben, aber es waren etliche Male. Nathan sieht sich immer als Versager an, dabei macht mir es überhaupt nichts aus, unser Geld zu verdienen, mich um ihn zu sorgen. Doch er versteht das einfach nicht, möchte am liebsten das ich zu Hause bleibe und er zur Arbeit geht. Doch wir beide wissen, dass es schwierig für Nathan wird, eine gerechte Arbeitsstelle zu bekommen und dabei noch ordentlich zu verdienen.

„Nathan, bitte lass es.", sage ich und löse mich von ihm, da ich es einfach satt habe, andauernd zu hören, wie mies er sich fühlt, weil ich arbeiten muss.

„Aber es stimmt doch!" Nathan's Stimme wird ein wenig lauter und lässt mich zusammenzucken. Sofort reißt Nathan die Augen weit auf und sagt: „Tut mir Leid, dass ich lauter geworden bin." Er schluckt und fährt sich ratlos durch die Haare, dabei sieht er mich entschuldigend an.

„Macht nichts, aber ich muss jetzt wirklich los und bitte Nathan, denk nicht immer, dass du arbeiten musst, denn ich mach's.", sage ich und schließe hinter mir die Türe.

Ich lehne mich mit den Rücken gegen die verschlossene Türe und atme tief ein und aus. Manchmal bin ich wirklich verzweifelt, weiß nicht, was ich machen soll. Nathan muss einfach mit seinem Gejammer aufhören, ansonsten weiß ich nicht mehr weiter. Jeden verdammten Tag, bevor ich zu meiner Arbeit gehe, muss ich mir das anhören und jeden Tag sagt er mir, wie schwach er als Mann ist, weil er nicht arbeiten kann und ich dafür zur Arbeit gehen muss, obwohl ich studieren wollte. Aber er kapiert es einfach nicht, dass ich lieber arbeite, als studiere.

Mit großen Schritten gehe ich das Treppenhaus hinunter und steige in den Wagen, welchen mir meine Eltern vor 3 Jahren gekauft haben. Mit lauter Musik fahre ich los und rase durch die Straßen Londons.

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So...und hier ist das erste Kapitel. 😁
Ich hoffe, euch hat es gefallen. ❤️

Love Is Stronger 2Where stories live. Discover now