Kapitel 3

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Ich renne durch das Treppenhaus und hole mit zitternden Fingern meinen Wohnungsschlüssel aus meiner Handtasche. Schnell lege ich das Handy auf und lasse es in die Tasche fallen. Ich versuche den Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken, aber scheitere ein paar Male bis es endlich funktioniert. Ich denke gar nicht daran, die Türe leise zu schließen oder meine Schuhe auszuziehen, sondern renne schnurstracks in den Raum, wo ich ein Schluchzen höre.

Nathan liegt wie ein kleiner Junge in unserem Bett und weint. Als ich ihn so sehe, steigen mir ebenfalls Tränen in die Augen. Ich gehe zu ihm und lege mich neben ihn und spreche: „Ich liebe dich, Nathan. Und ich werde dich nie in meinem ganzen Leben verlassen, hast du das verstanden?"

Meine Arme schlingen sich um ihn und ziehen ihn ganz nah an mich. Nathan weint eigentlich nie, nur manchmal, wenn er wieder an seine Vergangenheit denken muss, doch lange vergießt er auch keine Tränen. Doch so wie jetzt habe ich ihn noch nie erlebt. Ich nähere mich seinem Gesicht und hauche auf seine Lippen: „Bitte hör auf zu weinen." Mit einer Hand streiche ich seine ganzen Tränen weg.

„Ich...ich kann nicht.", schluchzt er und legt seine Hände um mich, hält mich so wie ich ihn halte.

„Und wie du das kannst.", sage ich ihm und lege meine Stirn an seine. Meine Lippen nähern sich seinen und im nächsten Augenblick küsse ich ihn. Ich schmecke die salzigen Tränen, die sich in meinen Mund ausbreiten, doch ich höre trotzdem nicht auf ihn zu küssen. Denn was Nathan braucht ist meine Liebe.

Zaghaft erwidert Nathan den Kuss, schluchzt dabei aber noch immer. Ich bewege meine Zunge in seinen Mund und suche die seine. Dieser Kuss steckt voller Emotionen, das spüre ich und ich bin mir sicher, Nathan tut es auch.

Nathan löst sich von mir und sagt: „Ich bin so ein Weichei, Harper."

Ich schaue ihn an und schüttle nur meinen Kopf. Ich lege meine beiden Hände um seine Wangen und spreche zu ihm: „Du bist kein Weichei. Du bist auch nicht feige, denn du bist stark, weißt du! Welcher Junge würde sich trauen seiner Freundin seine Angst zu gestehen?" Einen kurzen Moment warte ich bevor ich fortfahre. „Nämlich niemand, Nathan. Denn alle Männer, die sich nicht trauen ihrer Freundin ihre Angst zu sagen, sind verdammte Weicheier, aber du bist es bestimmt nicht. Okay?" Ich streichle sein Gesicht und verschlinge unsere Beine ineinander.

Seine Tränen werden weniger und sein Schluchzen hört langsam auf. Er legt seine Hände um meine Taille und zieht mich nah an sich. Ich schließe dabei meine Augen und atme seinen unbeschreiblichen Duft ein, lege meine Hände ebenfalls um ihn.

„Trotzdem bin ich ein Weichei, denn ich heule wie ein Mädchen.", gibt Nathan von sich und sieht mir tief in die Augen. Ich lenke ebenfalls meinen Blick auf seine Augen und versinke in dem wunderschönen Grün, welches der Junge mit den haselnussbraunen Haaren hat. Immer wieder muss ich daran denken, dass Nathan mich nicht sehen kann, mich nicht anstarrt, als wäre ich ein Kunstwerk, mich mit seinen Augen auszieht und mir sagt wie wunderschön ich doch aussehe. Aber all diese Dinge braucht er nicht sehen und mir nicht sagen, denn das Wichtigste ist, dass er mir vertraut und mich liebt. Alles andere ist nebensächlich, ist für mich völlig irrelevant. Ich lebe einzig und allein von seinen Taten, seinen Wörtern, seinen Gesten, seinen Emotionen und von seiner unbeschreiblichen Liebe zu mir, die er mir jeden Tag zeigt und fühlen lässt.

Aber das Schönste ist, dass ich in Nathan's Augen trotzdem Emotionen oder andere Gefühle sehe, sie wahrnehme obwohl Nathan glaubt, man kann nichts aus seinen Augen lesen. Doch derweil sehe ich, wie er mich anstarrt, wenn ich ihm schöne Wörter flüstere, ihm Liebkosungen am ganzen Körper schenke oder mich unter ihm befinde und wir uns gegenseitig unsere Liebe zeigen. Und auch fühle ich mich manchmal so, als wäre ich ein wahnsinniges Kunstwerk, welches von Nathan bewundert und begehrt wird. Und ebenso haucht er mir oft in meine Ohren, dass ich wunderschön sei, obwohl er mich noch nie gesehen hat, nur gespürt und gefühlt.

Ich konzentriere mich wieder auf unser Gespräch und hauche auf seine Lippen Worte, die ich ihm jede einzelne Sekunde sagen würde.

„Ich liebe dich." Und dann drücke ich wieder meine Lippen auf seine und lasse mich in eine andere Welt katapultieren, eine Welt in der Nathan und ich alles sind.

Unsere Lippen bewegen sich synchron und verschmelzen sich als wären sie füreinander geschaffen.

Und das sind wir auch als Personen. Wir sind verschieden, aber doch gleichen wir uns, füllen uns gegenseitig aus.

Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergangen sind, als wir uns schweratmend voneinander lösen und uns einfach in den Armen halten, uns nur mit einer Berührung beruhigen.

„Kannst du heute zu Hause bleiben, Harper?", fragt mich Nathan leise und drückt seine Stirn an meine.

Ich lächle vor mich hin und greife nach seiner Hand, damit ich unsere Hände verschränken kann, sie zu verschließen.

„Ich hab' auch gar nicht mehr vorgehabt in die Arbeit zurückzugehen.", sage ich zu ihm und dabei fällt mir die schreckliche Situation mit meinem Chef heute ein. Ich bin mir nicht bewusst, wie ich mit diesem Geschehnis umgehen soll, ob ich Nathan davon erzählen soll.

Schnell verschiebe ich den Gedanken wieder und widme mich wieder Nathan, der ein kleines Lächeln auf seinen Lippen hat.

„Danke." Nathan küsst mich auf die Stirn, schließt seine Augen und kuschelt sich wie ein kleines Baby an mich ran und lauscht meinen Herzschlag.

Meinen Herzschlag, der unheimlich schnell geht, da die Person neben mir liegt, die es immer wieder schafft, dass mein Herz doppelt so schnell schlägt. Ich schließe ebenfalls meine Augen und lausche auch seinen Herzschlag, der sich mit meinem vermischt. Und nach Minuten schlagen unsere beiden Herzen gleichmäßig, werden ruhiger und schlagen letztendlich zusammen im gleichen Takt, während ich und Nathan langsam von der Welt wegdriften, uns in eine andere Welt schleichen, in der wir uns hoffentlich auch sehen werden.

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Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. ❤️

Love Is Stronger 2Where stories live. Discover now