10. Zerrissene Jacken und platte Briefmarken-Briefkästen

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Und dann, ein paar Sekunden später und noch bevor er antworten konnte, explodierte alles um mich herum.
Ich wurde zurück geschleudert und landete hart auf der Landeplattform. Wie durch einen Schleier hörte ich Luke etwas rufen und Alarmanlagen schrillen. Ich versuchte wie betäubt meinen Kopf zu heben, der sich unendlich schwer anfühlte. Etwas warmes lief mir in den Nacken und ich tastete benommen danach. Als ich mir die Hand vor mein Gesicht hielt, war diese rot. Vor meinen Augen tanzten schwarze Flecken, die immer größer wurden.
Ich muss wach bleiben, dachte ich und versuchte mich aufzurichten.
Mein Körper fühlte sich an, als würde er Tonnen wiegen, doch trotzdem schaffte ich es irgendwie aufzustehen. Ich taumelte, aber sofort war Luke da und stützte mich. Seine Stimme klang weit entfernt, als würde er mir von einer Klippe her etwas zurufen, während ich schon längst ins eiskalte Wasser gesprungen war. Erst nach einigen Sekunden wurden seine Worte lauter und ich konnte sie deutlicher wahrnehmen. »...Jasmin! Jasmin! Hörst du mich?!« Plötzlich schien es so, als würde er mir direkt ins Ohr brüllen und ich zuckte zusammen. In meinem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz, dessen Ursprung ich nicht ausfindig machen konnte.
»Geht es dir gut?« fragte Luke besorgt, nun deutlich leiser, als stünde er in einer Höhle und flüsterte mir etwas zu, doch ich würde nur das Echo verstehen.
Ich nickte langsam und hielt mir dabei die Hand an den Kopf, als würde das die Schmerzen dort verringern.
»Zeig mal her.« sagte Luke, diesmal wieder in normaler Lautstärke, und drehte mich etwas, um sich meinen Hinterkopf zu besehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er schluckte. Seine Arme waren mit Kratzern und blauen Flecken übersehen, doch das schien ihn nicht im Geringsten kümmern. »Sieht gar nicht so schlimm aus.« Luke klang nicht sehr überzeugt von seinen Worten, er wollte mich wahrscheinlich nur beruhigen. »Aber verbinden müssen wir es trotzdem, es ist nicht schlimm, keine Sorge.« Er zog sich seine dunkelbraune Army-Jacke aus, die er sich vorhin anscheinend noch über geworfen hatte, und versuchte einen der Ärmel abzureißen. Er zog und zerrte an der Jacke, doch der Stoff wollte nicht reißen. »Wie kriegen die das in Filmen immer hin?!«
Leise lachend nahm ich ihm die Jacke ab und riss den Ärmel mit einem einzigen Ruck ab. Mit einem schwachen Lächeln sagte ich frech: »In Filmen nehmen die eigentlich so gut wie immer ihr Hemd und nicht die Jacke.«
Luke grinste mir zu. »Na, wenn dir das lieber wäre, ist es jetzt schon zu spät. Sonst hättest du meine Lieblingsjacke doch umsonst zerrissen.« Er nahm mir den Ärmel aus der Hand und wickelte ihn vorsichtig um meinen Kopf. Dann knotete Luke den Ärmel fest zusammen, damit er nicht verrutschte und drehte mich wieder zu sich um. »Sehr schick.«
Ich war mir sicher, dass es total lächerlich aussah, aber solange ich nicht umkippen würde, war mir das so ziemlich egal.
»Hast du gesehen, was das war?« fragte ich meinen besten Freund. »Und wo ist überhaupt Upps?«
In dem Moment entdeckte ich meine Hündin. Sie versteckte sich verängstigt unter einem Flugzeug. »Komm her, meine Süße. « rief ich ihr zu und sie hob den Kopf. Dann richtete sich Upps auf und trippelte zu mir.
Ich streichelte kurz ihren Kopf und wandte mich dann Luke zu, der mir gerade antwortete: »Ich habe ein Flugzeug gesehen und  jemand hat etwas daraus geschossen, ich glaube es war ein Pfeil.«
Ein Pfeil?, überlegte ich. Als ich hier angekommen war, hatte ich gesehen wie einige Agenten einen Mann auf ihren Computern gesucht hatten. Ich hatte ein Video gesehen, auf dem dieser Mann zusammen mit Natascha gekämpft hatte. Seine Waffen waren Pfeil und Bogen.
»Ihr geht zurück ins Zimmer.« befahl ich Luke. »Ich sehe währenddessen, wo ich helfen kann.«
»Aber-« setzte Luke sofort an.
»Kein "aber"! Du nimmst Upps und bringst dich in Sicherheit!« unterbrach ich ihn und fügte nach ein paar Sekunden noch leise hinzu: »Ich will euch nicht auch noch verlieren.«
Luke schloss den Mund wieder und nickte leicht. Er schnappte sich Upps und die Beiden gingen die Treppen wieder hinunter. Ich sah ihnen noch kurz nach und drehte mich dann in die Richtung, aus der die Explosion gekommen war. Ein riesiges Loch prangte dort in der Nähe des Antriebs, welcher sich nicht mehr drehte. Aus der Ferne sah ich etwas rot-golden glänzen. Tony.
Vorsichtig hob ich ab und flog in seine Richtung. Tony befahl Steve, der in der Nähe vor einem Kabelsalat stand, gerade etwas, als ich die Beiden erreichte.
»Was ist passiert?« fragte ich Tony. »Was war das ebend?«
Tony drehte sich nicht einmal zu mir um. »Lokis Plan geht auf.«
Ein entschlossener Blick trat auf mein Gesicht. »Wie kann ich euch helfen?«
Nun sah Iron Man doch zu mir. »Du kannst mir dabei helfen, die Turbine wieder in Gang zu bekommen.« Mit diesen Worten zog er ein paar Trümmerteile weg, um uns einen Weg zu der Turbine zu schaffen. Wir flogen hindurch und befanden uns direkt vor ihr. Ein Trümmerteil war zwischen den Turbinenflügeln geraten und blockierte den Antrieb.
»Wir müssen das Trümmerteil beiseite schaffen und der Turbine beim Starten...helfen.« erklärte Tony mir und flog zu dem Metallteil.
Nach kurzem Zögern folgte ich ihm und positionierte mich neben Iron Man. »Was meinst du mit "helfen"?«
»Wir müssen es anschieben.« meinte Tony, als wäre es das natürlichste der Welt in eine Turbine zu fliegen und sie anzuschieben, nur um dann geschreddert zu werden. Es war ungefähr so normal, wie ein Goldfisch der in der Sahara durch die Luft fliegt. Also vollkommen alltäglich.
»Wir müssen, sobald Cap alles wieder zum Laufen gebracht hat und sie anfängt sich zu drehen, so schnell wie möglich hier raus, sonst werden wir in Stücke gerissen. Also lass uns loslegen!« sagte Tony, der meinen zweifelnden Blick bemerkt hatte und sich nun wieder dem Trümmerteil zuwandte. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck unter der Maske nicht erkennen, aber ich war mir sicher, dass er grinste.
Iron Man hielt seine Handflächen zum Metallteil und jeweils ein Laserstrahl schoss daraus. Kurzerhand beschloss ich, dass mir das zu lange dauern würde und beschwor Flammen in meinen Händen, um Tony beim Zerteilen zu helfen.
»Welche Fähigkeiten hast du uns denn noch verschwiegen?« fragte er, seine Stimme klang etwas irritiert, aber auch amüsiert.
»Wer weiß.« antwortete ich schulterzuckend und grinste. Nach ungefähr zwei Sekunden war das Metallstück in zwei Teile halbiert. Es fiel aus der Turbine, geradewegs nach unten, und ich war froh, dass wir über das weite Meer flogen. Nicht zu denken, was gewesen wäre, wenn das Metall einen Briefkasten, geschweige denn einen Menschen zu einer Briefmarke gepresst hätte. Hmmm... Ein Briefmarken-Briefkasten... Das sähe bestimmt lustig aus. überlegte ich und schüttelte dann den Kopf. Jetzt musste ich konzentriert bleiben!
Plötzlich schwankte das Flugzeug zur Seite und kippte ganz langsam weiter.
»Was ist das?!« rief ich Tony zu.
»Eine weitere Turbine ist ausgefallen!« brüllte Tony zurück. »Wir müssen sie wieder zum Laufen bringen, sonst stürzen wir ab!« Mit diesen Worten presste er seine Hände gegen einen Flügel der Turbine und schob. Ich flog neben ihn, um so gut es ging zu helfen, auch wenn ich keine Düsenstiefel trug. Erst bewegte sich die Turbine keinen Zentimeter, doch dann begann sie sich ganz langsam zu drehen, immer schneller und schneller, bis ich schließlich kaum noch hinterher kam und glaubte gleich in den Sog gezogen zu werden.
»Ich. Kann. Nicht. M-mehr lange.« presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, in der Hoffnung, dass Tony mich durch den Lärm, den die Turbine verursachte, verstand.
»Nur noch ein ganz bisschen.« knurrte Tony und ich hörte noch wie er sagte: »Captain der Hebel!«, dann musste ich loslassen und wurde in den Sog gezogen.

Hey, meine Lieben,
hier ist das nächste Kapitel! Hat es euch gefallen? Wenn ja lasst doch ein paar Feedbacks und Votes da. Ich freue mich auch über Verbesserungsvorschläge.
Vielleicht habt ihr bemerkt, dass ich gestern das 8. und 9. Kapitel nochmal aktualisiert habe. Ich habe nämlich im 8. Kapitel eine Kleinigkeit verändert und dann war das neunte Kapitel plötzlich vor dem achten. Also wundert euch nicht. 😅
Liebe Grüße,
eure
MoonyGirl2.0 😀

P.S. 1350 Wörter

Jasmin Strange - Das Feuer lodert in unsWhere stories live. Discover now