Einfach, weil Weihnachten ist, noch mal ein neues Kapitel :) Ich lade es auch in der unabhängigen Version dieser Geschichte hoch. Ihr könnt Euch also aussuchen, was ihr lesen möchtet :)
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Noch immer konnte ich nicht glauben, dass ich wirklich mit Max mitgegangen war. Doch ich befand mich wirklich in seiner Wohnung. Ich war sonst wirklich nicht so! Ich hatte so was noch nie erlebt! Vom ersten Augenblick an, in dem ich in seine grünen Augen geschaut hatte, war mir klar, dass ich ihm völlig vertrauen konnte.
Außerdem sah er jetzt nicht unbedingt wie der potentielle Killer aus, den man aus den gängigen Krimiserien oder Mafiafilmen kannte. Max hatte mir stattdessen für die Nacht ganz Gentleman-Like sein Bett überlassen. Ich hatte mich gerade von ihm verabschiedet und mich in sein Schlafzimmer zurückgezogen. Er hatte bei mir damit gepunktet, dass er sein warmes, weiches Bett für eine wildfremde Frau geräumt hatte.
Als ich jetzt meine Jeans und meine Kapuzenjacke auszog und mir anschließend das von ihm geliehene T-Shirt über den Kopf zog, das angenehm nach ihm roch, fiel mir unsere Unterhaltung im Treppenhaus wieder ein.
Er hatte mir erklärt, dass er nie Frauen mit nach Hause nahm weil das für ihn bedeutete, dass er eine Frau nicht nur in seine Wohnung, sondern auch in sein Leben ließ. Bei diesem kleinen Geständnis war mir ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen. Wieso hatte er dann ausgerechnet mich mit hier her genommen? Er hätte mich einfach ins nächste Krankenhaus oder nach Hause bringen können, doch er hatte regelrecht darauf bestanden, mich zu beobachten.
Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen durch meine blonden langen Haare und versuchte, sie ein wenig zu ordnen. Dann schaute ich mich neugierig in seinem Schlafzimmer um. Bezogen auf die Einrichtung musste ich ihm eingestehen, dass er wirklich Geschmack hatte. Die Wand, an der das Bett stand, war in einem nussigen Braunton gestrichen und bildete einen schönen Kontrast mit dem großen, modernen Bett aus hellem Nussholz. Gegenüber dem Bett stand ein großer Kleiderschrank, neben den bodentiefen Fenstern stand eine kleine Kommode. Sie war ebenfalls aus Nussholz und auf der Ablagefläche standen zahlreiche Bilderrahmen.
Die meisten Bilder zeigten Max mit anderen Männern in seinem Alter. Ganz vorne stand ein Bild von Max mit drei jungen Männern. Sie trugen alle legere Klamotten und lächelten charmant in die Kamera.
Ich ließ meinen Blick über das Foto schweifen, als ich in seine braunen Augen blickte und mir für einen Augenblick der Atem stockte. Er stand selbstbewusst und gut aussehend neben Max und lächelte mit seinem charmantesten Zahnpasta-Lächeln in die Kamera. Meine Finger verkrampften sich so sehr um den Bilderrahmen, dass meine Knöchel weiß hervortraten.
Auf einmal war alles wieder da; dieses unglaubliche Gefühl, die Trauer, die Verzweiflung, die Einsamkeit. Dieses Gefühl, von allen verlassen zu werden, das Gefühl, wenn diese braunen Augen ihre Liebe verloren und nur noch puren Hass ausstrahlten, der sich allein gegen einen selbst richtete.
Ein leises Geräusch riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte meinen Kopf der Geräuschquelle zu. Max stand nur in einer dunkelblauen Boxershorts im Türrahmen und beobachtete mich. Ich biss mir unmerklich auf die Zunge, als ich seinen trainierten und vollkommen tätowierten Oberkörper sah. Er war wirklich verdammt heiß!
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich noch immer das Bild in der Hand hielt. Es war mir schrecklich unangenehm. Hektisch stand ich auf. „Es tut mir leid, ich wollte nicht indiskret sein, aber die Fotos... Es tut mir leid.", stammelte ich ziemlich unbeholfen.
Max grinste nur und kam auf mich zu. Er griff nach dem Foto in meiner rechten Hand und streifte dabei kurz meine Finger mit seinen. In meinem Bauch kribbelte es verräterisch. Max bemerkte das zum Glück nicht, sondern betrachtete das Bild schweigend einen Augenblick. Dann grinste er mich an. „Männerabend.", kommentierte er. Ich wünschte mir in diesem Moment einfach nur, dass er dieses blöde Foto einfach wieder zur Seite stellte!
Ich wollte nicht an diese Zeit erinnert werden. Ich wollte einfach nur, dass mein Verdrängungsmechanismus wieder anfing zu arbeiten und all meine schlechten Erinnerungen wieder irgendwo in mir ganz tief vergrub. Zu meiner Erleichterung stellte Max das Bild endlich an seinen Platz zurück. Vielleicht waren ihm meine irritierten Blicke verborgen geblieben, vielleicht fragte er jedoch auch einfach nicht danach.
Er drehte sich zu mir um und musterte mich prüfend. „Kannst du nicht schlafen? Hast du noch Schmerzen?", fragte er fürsorglich. Ich atmete innerlich erleichtert auf, als er nicht weiter auf das blöde Foto einging. Ich schüttelte den Kopf. Meine Kopfschmerzen waren wirklich verschwunden. Müde war ich trotzdem noch nicht. Max betrachtete mich noch immer prüfend.
Erst, als ich an mir herabschaute, wusste ich auch weshalb. Ich trug nicht mehr als sein mir viel zu großes T-Shirt. Mein Blick wanderte über meine nackten Beine nach oben, bis zum Saum des T-Shirts, und ich trat etwas unbeholfen von einem Fuß auf den anderen. Max schaute wieder in Mein Gesicht und räusperte sich.
„Ich bin irgendwie nicht müde.", sagte ich schließlich. Er nickte nur, öffnete dann seinen Kleiderschrank und warf mir eine schwarze Jogginghose zu. Ich war im ersten Moment so überrascht, dass es mir nur mit Glück gelang, sie aufzufangen. Er wandte seinen Blick ab, während ich in die mir viel zu große Hose schlüpfte.
Während ich das kleine Bändchen am Bund der Hose zu einer Schleife band, nahm Max das Kissen und die Bettdecke und machte damit ein paar Schritte auf die Tür zu. Ich musterte ihn irritiert. Er warf mir einen aufmunternden Blick zu. „Komm schon. Wir schauen einen Film oder so. Ich kann auch nicht schlafen."
Er grinste etwas verstohlen. Dabei bildete sich wieder dieses niedliche Grübchen in seiner Wange. Verdammt, er war wirklich heiß! Ich verbot mir derartige Gedanken über einen Typ, den ich im Grunde genommen überhaupt nicht kannte.
„Was schauen wir denn?", fragte ich neugierig. Er lief vor mir her in Richtung Wohnzimmer. „Weiß nicht, gibt es was, das du gar nicht magst?", fragte er und ließ das Bettzeug auf das große Sofa fallen. „Bitte keinen Horrorfilm. Der bringt dich nur auf neue Ideen, wie du die Leichen in deinem Keller am besten verschwinden lassen kannst.", sagte ich trocken.
Max musterte mich. Ich schob mir eine Strähne meiner blonden Haare hinter das Ohr und erwiderte seinen Blick. „Sei nicht so frech, sonst zeige ich dir gleich meine Folterkammer."
Er deutete einladend auf sein Sofa. Als er mir jetzt dieses atemberaubende Lächeln schenkte vergaß ich all meine schlechten Gedanken aus dem Schlafzimmer. Ich ließ mich auf das weiche Sofa sinken und machte es mir mit der Decke bequem. Er sank neben mich, schaltete den Fernseher ein und zappte sich durch irgendwelche Apps. Wieder stieg mir sein verführerischer Duft in die Nase. „Ist was?"
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn total peinlich anstarrte. „Nein.", sagte ich und versuchte, es mir auf der Couch bequem zu machen. „Such dir was aus.", sagte er und deutete auf das Angebot an Filmen, dass sich gerade auf seinem Fernseher öffnete. Er warf die Bettdecke über uns beide. „Irgendwas mit Action."
Von seinem Körper ging nicht nur ein guter Duft, sondern auch eine besondere Hitze aus. Er musste sich mir also nicht einmal nähern um mich zu wärmen. Er hielt einen angemessenen Sicherheitsabstand zu mir und mir gefiel das sehr. Alles andere hätte ich auch seltsam empfunden, schließlich kannten wir uns gerade mal ein paar Stunden. Es war schon verrückt genug, dass ich überhaupt hier war.
Ich hätte ihn vermutlich einfach nach seiner Nummer fragen und am nächsten Tag anrufen sollen. Ich musste diese Geschichte unbedingt für mich behalten, damit meine Freundinnen mich nicht für vollkommen überarbeitet und unzurechnungsfähig erklären würden. Schließlich konnte ich auch jetzt noch nicht wissen, ob Max nur so nett tat und mich in einer halben Stunde überwältigte, um mich zu missbrauchen.
Doch Max tat nichts dergleichen. Er machte den gesamten Film über nicht einen Versuch, sich mir zu nähern. Diese Art des Respekts mir gegenüber gefiel mir. Kurz erwischte ich mich bei der Vorstellung, wie er jetzt an mich heranrückte und seinen Arm um meine Schultern legte.
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Secrets & Lies | Kontra K
FanfictionJeder Mensch hat Geheimnisse. Auch Elina. Acht Jahre lang ist es ihr gelungen, ein tief vergrabenes Geheimnis für sich zu behalten. Nur eine kleine, blaue Kiste erinnert sie noch heute daran, was sie durchgemacht hat. Doch das droht sich zu ändern...