Weiter geht's :)
Ich seufzte schwer, als ich mich niedergeschlagen gegen die geschlossene Tür meiner Wohngemeinschaft sinken ließ. Ich war so unsagbar wütend auf dieses dumme Arschloch! Er hatte es tatsächlich geschafft, meinen tollen Abend mit Max zu ruinieren! Wieso war er mir auch ausgerechnet heute, nach all diesen langen Jahren, wieder begegnet?
Das Bedürfnis, irgendetwas kaputt zu machen und an die gegenüber liegende Wand zu werfen, wurde von Sekunde zu Sekunde größer, als ich realisierte, dass ich überhaupt erst zugelassen hatte, dass er nach all der Zeit solch einen Einfluss auf mich hatte, dass ich selbst diesen Abend mit Max ruiniert hatte!
Max hatte sogar diesen schrecklich kitschigen Weihnachtsfilm mit mir geschaut und war so süß gewesen, dass es beinah weh getan hatte – und ich ließ mich von den Geistern meiner Vergangenheit verschrecken. Ich wollte diese beschissene blaue Kiste unter meinem Bett hervor holen und alle Bilder zerreißen, die sich in ihr befanden. Doch dann ging im dunklen Flur das Licht an und Dana schlurfte im Bademantel und bunten Plüschsocken aus ihrem Zimmer in die Küche.
Als sie die Tür erreicht hatte, stockte sie irritiert und machte ein paar Schritte zurück. Sie schaute mir geradewegs in die Augen und machte einen Schritt auf mich zu. „Was machst du denn hier? Ich dachte, du schläfst heute bei Max." Ich seufzte schwer. „Ich habe ihn wieder getroffen.", sagte ich so theatralisch, dass es sogar mir wie ein schlechtes Theaterstück vorkam.
Dana lehnte sich an die Wand und musterte mich argwöhnisch. „Naja, ihr habt euch ja auch verabredet. Bleibt also nicht aus, oder?" Sie sprach mit mir, als hätte ich meinen Verstand verloren. Irgendwie fühlte ich mich auch so, als wäre ich kurz davor. Doch dann schüttelte ich den Kopf. „Ich meine nicht Max.", offenbarte ich ihr. Als ich nicht weiter sprach, verdrehte sie ihre Augen. Offensichtlich hatte sie um halb zwei in der Nacht keine Lust mehr auf Ratespielchen mit ihrer durchgeknallten Mitbewohnerin. „Wen?!", fragte sie energisch.
„Yasin." Noch während ich seinen Namen aussprach, brach ich in Tränen aus. Ihre Augen weiteten sich überrascht, dann machte sie ein paar Schritte auf mich zu. Sofort ließ sie sich neben mich sinken und zog mich in ihre Arme. Schluchzend weinte ich mich aus. Als ich mich irgendwann langsam wieder beruhigte, half sie mir auf und schob mich ins Bad. „Du gehst jetzt heiß duschen und ich mache dir einen Tee.", sagte sie entschieden, „Dann plündern wir Julias Adventskalender. Wir brauchen jetzt dringend Schokolade."
Ich widersprach ihr nicht, sondern war dankbar, eine Freundin wie sie zu haben. Also folgte ich ihrer Anweisung, nahm eine heiße Dusche, cremte mich mit meiner Lieblingsbodylotion ein und schlüpfte danach in irgendein Shirt und eine Jogginghose.
Dann gesellte ich mich zu Dana in die Küche und berichtete ihr bis ins kleinste Detail von meinem Abend mit Max und der Begegnung mit Yasin. Als ich irgendwann fertig war, nahm sie meine Hände und schaute in meine Augen. „Ich weiß, dass das ganz schrecklich weh tut, Süße.", sagte sie verständnisvoll, „Aber steh dir nicht mit deiner eigenen Vergangenheit im Weg. Du hast eine tolle Zukunft mit einem noch einem tolleren Mann vor dir. Lass endlich los. Du kannst die Vergangenheit nicht mehr verändern. Das ist vorbei." Ich senkte meinen Blick und nickte. Sie hatte Recht. Sie lächelte und zog mich kurz in ihre Arme, bevor sie sich schließlich ins Bett verabschiedete.
Im Gegensatz zu mir musste sie morgen früh aufstehen. Ich hingegen hatte Spätschicht und konnte zum Glück ausschlafen.
Bevor ich einschlief, schickte ich Max noch eine kurze WhatsApp Nachricht, in der ich mich für den verpatzten Abend entschuldigte und wünschte ihm eine gute Nacht.
Am nächsten Morgen wurde ich von den Stimmen meiner Mitbewohnerinnen etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen. Müde drehte ich mich noch einmal auf die andere Seite. Mein Blick fiel auf mein Smartphone. Ich warf einen neugierigen Blick auf das Display. Hatte Max vielleicht in der Nacht noch zurück geschrieben?
Langsam streckte ich meine Hand aus und zog das Smartphone zu mir heran. Ich hatte zwei neue Nachrichten erhalten. Vorfreudig tippte ich sie an. Die erste Nachricht war von meinem großen Bruder, der mich an unser bevorstehendes Familienessen am kommenden Wochenende erinnerte. Schon jetzt graute es mir vor diesem Wochenende. Es lag nicht daran, dass ich meine Familie nicht leiden konnte. Aber meine Mutter neigte dazu, sich auf solchen Veranstaltungen regelmäßig selbst zu inszenieren. Die zweite Nachricht war von Max. Ich lächelte, als ich seine Nachricht anklickte.
„Ich würde besser schlafen, wenn du neben mir liegen würdest."
Ich errötete leicht bei der Vorstellung, aber ich freute mich sehr über seine süßen Worte. Also entschied ich, ihn einfach mit frischen Brötchen und einem Frühstück zu überraschen, um den plötzlichen Abgang und das das einsame Aufwachen wieder gutzumachen.
Eineinhalb Stunden später stand ich vor seinem Wohnhaus. Ich war zufuß hergekommen und hatte mich auf dem Weg zwei Mal flachgelegt. Dementsprechend waren meine Jeans und der untere Teil des roten Wintermantels total aufgeweicht. Wenigstens die Brötchentüte war trocken geblieben.
Ich legte meinen Finger auf die Klingel und drückte sie herunter. Eine gefühlte Ewigkeit stand ich hier und wartete, doch es passierte nichts. Also klingelte ich ein weiteres Mal. „Ja?", hörte ich irgendwann seine müde Stimme blechern durch die Gegensprechanlage. „Ich bin's. Elina.", sagte ich unsicher. Hatte ich ihn geweckt?
Ohne ein weiteres Wort ertönte der Summer und ich drückte die Tür auf. Als ich den obersten Treppenabsatz erreichte, stand Max bereits ziemlich verschlafen und nur in Boxershorts im Türrahmen der Wohnungstür zu seiner Wohnung und musterte mich überrascht.
„Was machst du denn hier?", fragte er mürrisch. Ich schenkte ihm ein Lächeln, stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Mit dir frühstücken.", antwortete ich und drückte mich an ihm vorbei in seine Wohnung. „Mitten in der Nacht?", fragte er, als er seine Wohnungstür hinter sich schloss. „Es ist halb zwölf.", informierte ich ihn, als ich mich zu ihm umdrehte und meinen Mantel öffnete. Max schmunzelte schulterzuckend. „Sag ich doch. Mitten in der Nacht!"
Er deutete auf meine nasse Jeans. „Bist du wieder hingefallen?" Ich nickte nur, während er auflachte. Dann zog er mich in seine Arme und küsste mich. „Ich sollte mir gut überlegen, dich überhaupt noch allein zu lassen.", kommentierte er grinsend und schaute auf mich herab. Sein Körper war warm und ich wollte gar nicht erst, dass er mich gleich losließ. Er fuhr mit seinen Händen über meinen Rücken auf meinen Po. „Und was ist mit deinem Knackarsch passiert?", fragte er, als er den feuchten Stoff ertastete. Ich verdrehte die Augen. „Bin ein zweites Mal ausgerutscht."
Ohne ein weiteres Wort zog Max mich hinter sich her in sein Schlafzimmer, ging zur Kommode, auf der das Bild von Yasin und ihm stand und reichte mir eine Boxershorts und eine Jogginghose. „Zieh das an. Nicht, dass du dich erkältest.", sagte er. Ich lächelte, nahm die Sachen und verschwand kurz im Bad.
Als ich wieder herauskam, stolperte ich beinah über die mir zu lange Jogginghose. In der Küche klapperte bereits Geschirr. Auf Zehenspitzen schlich ich über den Flur in die Küche und beobachtete Max kurz dabei, wie er den Tisch deckte. Mittlerweile hatte er sich ein T-Shirt übergezogen. Schade eigentlich!
„Ist dir eigentlich nie kalt?", fragte ich ihn. Max fuhr zu mir herum und schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich bin nicht so ne Frostbeule wie du." Seufzend fiel ich auf einen der Küchenstühle. „Mir ist ständig kalt.", sagte ich dann leidend. „Ich weiß.", grinste er. Ich zog ihn zu mir herunter, um ihn zu küssen. Er beugte sich über mich und legte seine Lippen auf meine. Meine Lippen kribbelten angenehm und mein Herz begann heftig zu klopfen.
Etwas widerwillig löste er sich von mir, strich über meine Wange und schaute prüfend in meine Augen. „Wie kommt es eigentlich, dass du mich so früh besuchst?"
Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und senkte meinen Blick. „Ich wollte mich für gestern Abend entschuldigen.", sagte ich leise. Max runzelte die Stirn und setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir, dann griff er nach meiner Hand. „Musst du nicht. Wenn es dir zu schnell ging, ist das okay."
„Das ist es nicht. Mir ging es nicht zu schnell. Ich habe mich nur nicht mehr so fit gefühlt und war total müde von meinem anstrengenden Tag.", log ich und fühlte mich schlecht dabei. „Sei mir bitte nicht böse.", sagte ich. Max schüttelte den Kopf. „Bin ich nicht. Nächstes Mal mach ich das Handy einfach aus. Dann hast du gar nicht erst Zeit darüber nachzudenken, ob du müde bist."

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Secrets & Lies | Kontra K
Fiksi PenggemarJeder Mensch hat Geheimnisse. Auch Elina. Acht Jahre lang ist es ihr gelungen, ein tief vergrabenes Geheimnis für sich zu behalten. Nur eine kleine, blaue Kiste erinnert sie noch heute daran, was sie durchgemacht hat. Doch das droht sich zu ändern...