05 | Die erste Nacht

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Weil Weihnachten ist, heute noch ein Update :) Danke für Eure Votes und Kommentare :) Ich widme dieses Kapitel @galaxysstory.

„Du willst also, dass ich bei dir schlafe?", hakte Max nach und grinste frech. Ich schluckte unmerklich. Die Vorstellung, wie er oberkörperfrei neben mir im Bett lag und mich in seinen starken Armen hielt, gefiel mir wirklich sehr. Ich verdrängte diese Gedanken sofort und war erleichtert, dass ich unter dem intensiven Blick, den er mir gerade schenkte, nicht errötete.

Ich wusste nicht, ob er gerade mit mir spielte. Wollte er bei selbst gern bei mir schlafen oder testete er lediglich seine Grenzen aus? Ich wusste es nicht, doch noch immer hatte er sich mir nicht unangenehm genähert. Wahrscheinlich war das einfach seine Art, frech mit mir zu flirten.

Noch immer suchte ich in meinem Gehirn nach einer ähnlich schlagfertig-frechen Antwort auf seine Provokation, doch es kam mir einfach nichts. Verdammt, er hatte mich einfach so was von überrascht, dass ich nicht schnell genug reagieren konnte! „Nein, ich, also..."

Gott, war das peinlich! Doch Max blieb einfach nur stehen und musterte mich amüsiert. Doch im Grunde genommen hatte er sogar ein wenig Recht, ohne es zu wissen. Dieses Foto hatte so viel in mir zurückgeholt, dass mir die Vorstellung sogar gefiel, nicht allein schlafen zu müssen. Schon während des Films hatte ich gemerkt, dass mir seine Anwesenheit guttat. Natürlich würde ich ihm das nicht offen sagen, aber der Film war eine gute Ablenkung gewesen.

„Schlaf gut." Max erlöste mich lächelnd aus meiner blöden Gedankenschleife. Ich hatte also gerade noch die Kurve bekommen, nicht vom Übernachtungsgast zur Schlampe degradiert zu werden.

Als Max mich jetzt wieder allein ließ, schüttelte ich das Kissen auf und warf es auf die Matratze. Noch immer war es für mich völlig unwirklich, dass ich wirklich hier übernachtete. Doch Max schaffte es, mir ein gutes Gefühl zu geben. Mehr brauchte ich erst mal nicht. Ich kehrte noch einmal zu ihm ins Wohnzimmer zurück.

Er saß inzwischen wieder auf der Couch, hielt sein Iphone in der Hand und schien vertieft zu sein. Ich glaubte, Besorgnis in seinem Blick zu erkennen. Einen Augenblick schaute ich ihn einfach nur an. Sein muskulöser Oberkörper entsprach genau meinem Geschmack und auch seine Frisur gefiel mir. Meine Augen glitten über die ganzen Tattoos, die seinen gesamten Körper zierten. Je länger ich ihn anschaute, desto anziehender wirkte er auf mich.

Erst jetzt hob Max den Kopf und lächelte mich an. „Wieso bist du noch nicht im Bett?", fragte er. Ich machte zwei Schritte auf die Couch zu. „Ich wollte mich bei dir bedanken.", sagte ich aufrichtig. Max schaute mich amüsiert an. „Wofür?", fragte er. „Naja, dass du dich so kümmerst. Du hättest auch Fahrerflucht begehen oder dich nur kurz nach mir erkundigen können."

Er lächelte und ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich meine, es ist wirklich total gutgläubig von mir gewesen, dass ich mit dir gegangen bin und normalerweise sollte ich das gar nicht sagen, aber ich bin froh, dass ich hier bin. Du bemühst dich sehr, mir ein gutes Gefühl zu geben und ich weiß das zu schätzen."

Max runzelte die Stirn. „Was meinst du?", hakte er nach. „Na, du machst mir mitten in der Nacht etwas zu essen und lässt mich in deinem Bett schlafen, dabei müsstest du all das gar nicht tun. Du könntest stattdessen auch einfach nur versuchen, mich flachzulegen, aber du hältst dich von mir fern."

Max grinste frech. „Die Nacht ist noch nicht vorbei." Er war einfach so heiß! Ich errötete leicht bei der Vorstellung, wie er sich später zu mir ins Bett schlich, um seine starken Arme um mich zu legen und-. „Ich glaube nicht, dass du mich heute Nacht noch zerstückelst.", erwiderte ich schnell trocken, um den Schein zu wahren. Er lachte. „Nee, ich habe keine Säure mehr, um dich in der Tonne im Keller aufzulösen."

Ich schüttelte ungläubig den Kopf, lachte aber ebenfalls. Er war ziemlich einzigartig, auf seine ganz eigene Art und Weise. Trotzdem hatte ich keine Angst vor ihm.

Er grinste, dann wurde er plötzlich ernst und schaute mir in die Augen. Sein Blick war klar und rein, als wolle er einen Blick auf mein Innerstes werfen. Er hatte wirklich schöne und interessante Augen. Selbst in der Dunkelheit funkelten sie geheimnisvoll. Ich fragte mich, was seine Augen schon alles gesehen hatten.

Meine Unsicherheit und meine schlechten Gedanken verblassten, während wir uns einfach nur schweigend in die Augen schauten. Ich fühlte mich sicher in seiner Gegenwart und wusste, dass mir heute Nacht nichts passieren würde.

„Gute Nacht.", sagte er irgendwann leise. „Gute Nacht.", sagte ich und verschwand endgültig für diese Nacht im Schlafzimmer.

Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, schienen bereits helle Sonnenstrahlen in sein Schlafzimmer. Ich brauchte einen Augenblick, um mich zu orientieren. Als ich verstand, dass ich nach unserem kleinen Unfall gestern Abend wirklich bei ihm geschlafen hatte, schluckte ich unmerklich und öffnete meine Augen ein Stückchen weiter. Ich blieb noch einen Augenblick liegen und horchte in die Stille seiner Wohnung hinein, doch auch Max schien noch nicht aufgestanden zu sein.

Leise schlich ich ins Bad und stellte das Wasser der Dusche an. Ich ließ sein T-Shirt zu Boden gleiten und nahm eine heiße Dusche. Das heiße Wasser rann meinen Körper hinab und entspannte mich sofort. Als ich wenig später wieder aus der Dusche trat und meinen Körper in eines von Max' Handtüchern einwickelte, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch.

Anschließend zog ich mich wieder an und schaute dann schließlich das erste Mal auf meine Uhr. Es war schon kurz nach elf. In zwei Stunden begann meine nächste Schicht im Krankenhaus! Ich musste mich beeilen!

Ich schlich ins Wohnzimmer. Max lag noch immer schlafend auf dem Bauch. Ich wollte mich eigentlich von ihm verabschieden, brachte es jedoch nicht übers Herz, ihn zu wecken. Einfach so abzuhauen war aber auch nicht meine Art. Also machte ich mich in seiner Küche auf die Suche nach einem Zettel und einem Stift, um ihm eine kleine Notiz zu hinterlassen.

Ich ließ mich an seinen kleinen Tisch in der Küche sinken und schrieb ein paar Zeilen, bedankte mich nochmal für seine Gastfreundschaft und dafür, dass er mich nicht einfach allein mir selbst überlassen hatte. Ans Ende der Notiz schrieb ich meine Handynummer und meinen Namen. Reflexartig malte ich ein Herz hinter meinen Namen, wie ich es immer tat, wenn ich auf einem Gips im Krankenhaus unterschreiben sollte. Ich verdrehte genervt die Augen. Echt jetzt, Elina? Zeit, den Zettel neu zu schreiben, hatte ich allerdings keine mehr. Ich musste mich beeilen!

Im ließ den Zettel auf dem Küchentisch liegen und schlüpfte im Flur in meine Boots und zog meinen Mantel über. „Machst du das immer so?" Max' Stimme ließ mich in meiner Bewegung erstatten, als ich gerade seine Wohnungstür hinter mir zuziehen wollte. Ich fuhr herum. Er stand im Flur seiner Wohnung und musterte mich neugierig.

Noch immer trug er nicht mehr als seine Boxershorts und rieb sich mit der flachen Hand über seine Augen. Ich machte einen Schritt zurück in seine Wohnung und lächelte entschuldigend. „Nein, ich muss zur Arbeit.", sagte ich und er legte den Kopf schief.

„Und du wolltest dich nicht mal von mir verabschieden?" Ich wusste nicht, ob er sauer oder enttäuscht war – oder nur mit meinem Gewissen spielte. Ich hob abwehrend meine Hände. „Es ist nicht so wie du denkst. Ich habe Dir einen Zettel geschrieben, weil ich dich nicht wecken wollte.", sagte ich schnell. Er ging gar nicht auf meine Antwort ein. „Und wann musst du auf der Arbeit sein?", fragte er schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit quälender Stille. „Um eins.", sagte ich.

Ich schaute ihm irritiert nach, als er mich allein im Flur zurückließ. „Max?" Er antwortete nicht, kehrte jedoch in grauer Jogginghose und in blauem Hoodie in den Flur zurück. Dann nahm er seine Autoschlüssel von der Kommode und deutete auf die Tür.

„Komm, ich fahr dich kurz zur Arbeit." Ich wollte widersprechen. Immerhin hatte ich ihm schon genug Umstände bereitet. „Ach was, ich kann die U-Bahn nehmen.", sagte ich. Max verdrehte die Augen. „Halt doch einfach mal den Mund und beweg deinen heißen Arsch zum Auto."

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