ZWANZIG

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Als ich zum Fahrradständer ging war ich wütend. Ich wußte nicht genau warum. Ob wegen des Misserfolges meiner Klasse oder weil ich keine Lust hatte nach Hause zu gehen.

Wütend trat ich gegen ein Fahrrad, welches mir im Weg stand. Es fiel um, doch ich kümmerte mich nicht darum. Ich wollte gerade losfahren, als mich jemand vom Fahrrad riss.

"Was sollte das, du Arsch?!" schrie jemand und boxte mir ins Gesicht. Ich wehrte mich, doch der Angreifer war deutlich stärker als ich. Der Junge prügelte auf mich ein, bis ich einen Fuß frei bekam und ihn von mir runter trat.

Sofort wollte er wieder auf mich losgehen, doch eine Lehrkraft hatte unsere Prügelei mitbekommen und hielt ihn zurück. "Jonas, was sollte das? Vitus, alles in Ordnung?" fragte die Lehrerin, doch ich drehte mich einfach um, hob mein Fahrrad auf und fuhr nach Hause.

Da Jochen mir inzwischen meinen Haustürschlüssel abgenommen hatte, musste ich klingeln. Wie immer wurde ich unfreundlich empfangen, fing mir jedoch heute keine Schläge ein.

Nach einem kurzen Mittagessen verließ ich das Haus wieder und fuhr mit meinem Rad zum Sportplatz. Da ich seit fast sechs Jahren Mitglied im Bogensport war, hatte ich inzwischen einen Schlüssel zum Vereinsheim.

Ich schloss also auf und schnappte mir meine Ausrüstung. Anschließend begab ich mich auf die Wiese, wo in verschiedenen Entfernungen Zielscheiben aufgestellt waren.

Ich legte meinen Unterarmschutz an und nahm meinen Bogen und den Köcher. Ich schoss immer mit einem traditionellem Bogen aus Holz.

Beim Schießen durchfließt mich ein Gefühl der Ruhe und ich kann prima abschalten. Ich verbannte also alle Gedanken an Jochen, meinen Vater und Herrn Koch aus meinem Kopf und konzentrierte mich nur auf die Zielscheibe am Ende der Wiese.

Als ich am Abend nach Hause kam, wurde ich von Jochen empfangen, aber er ließ mich in Ruhe und starrte mich nur böse an. Also ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett.

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt