Kapitel 4

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Harry:

Ich war überzeugt davon, dass sie mich auslachen oder noch schlimmer, einfach weggehen und mich hier alleine zurück lassen würde. Doch stattdessen griff sie ohne ein Wort nach dem Ausschnitt meines T-Shirts, zog mich zu ihr hinunter und küsste mich mitten auf den Mund. Augenblicklich verstummte der Fan, der mich um ein Haar um mein Geheimnis gebracht hätte und ich wusste, dass ich gerade noch mal so davon gekommen war. Der Kuss war zwar nicht die originellste Lösung gewesen, aber jeder wusste dass ich im Moment mit niemandem zusammen war und schon gar nicht in der Öffentlichkeit einfach so jemanden küssen würde. Diese Tatsachen reichten anscheinend aus, um den Fan davon zu überzeugen, dass ich nicht der Harry Styles war. Vorsichtshalber zog ich den Kuss noch ein paar Sekunden in die Länge um sicher sein zu können, dass niemand mehr auf uns achtete und löste mich dann langsam von ihr. Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden etwas. Doch ich wusste, dass ich nun nicht mehr drum herum kommen würde, ein paar Fragen beantworten zu müssen, und dass meine Antworten wahrscheinlich größtenteils aus Lügen bestehen würden. Schuldgefühle machten sich in mir breit und ich konnte nicht anders, als ihrem fragenden Blick auszuweichen.
„Komm mit", sagte ich schließlich und setzte meine Kapuze wieder auf. Einerseits um Zeit zu gewinnen und anderseits um zu vermeiden, dass so eine Situation wie eben noch einmal passierte. Ohne auf sie zu warten, drehte ich mich um und machte mich mit großen Schritten auf den Weg. Als ich hörte, wie sie mir folgte, atmete ich erleichtert auf.

Ein paar Straßenecken weiter kamen wir schließlich zu einem kleinen, unscheinbaren Café. Innen waren nicht viele Leute. Die paar, die uns überhaupt Beachtung schenkten, grüßten mich nur knapp und wendeten sich dann wieder ihrer jeweiligen Tätigkeit zu. Das war einer der Gründe, warum ich dieses Café liebte. Man kannte mich zwar hier, aber niemanden kümmerte es, dass ich berühmt war, und dafür war ich unendlich dankbar. Es gab nicht viele öffentliche Orte, an denen ich meine Ruhe hatte.
Ich schob das Mädchen zu meinem Lieblingstisch direkt am Fenster, ließ mich gegenüber von ihr in einen Sessel fallen und setze endlich die Sonnenbrille und die Kapuze ab. Sie schaute sich mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck im Raum um und halb erwartete ich, dass sie es sich im nächsten Moment anders überlegen und verschwinden würde. Doch zu meiner Überraschung lächelte sie nur ein wenig und setzte sich dann endlich hin.

„Nettes Café", bemerkte sie und unsere Blicke trafen sich.
„Mmh." Ich erwiderte ihr Lächeln, während sich die Gedanken in meinem Kopf überschlugen. Ich war mir nicht sicher, ob ich in der Lage sein würde zu lügen. Nach dem sie mir gerade bedingungslos vertraute hatte, hatte sie so etwas auf keinen Fall verdient. Aber andererseits hatte ich keine andere Wahl. Langsam löste ich meinen Blick von ihrem und schaute stattdessen vor mir auf den Tisch, wo meine Finger angefangen hatten, eine Servierte in kleine Teile zu zerreißen.
„Ich denke, ich bin dir eine Erklärung schuldig."


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