Kapitel 15

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Ich:

„Hast du auch irgendwo gute Musik?", jammerte Mary während sie zum gefühlten hundertsten Mal durch meine Musiksammlung ging. Ich verdrehte die Augen. Warum mussten alle dauernd auf meinem Musikgeschmack rumhacken?

„Simple Plan und All Time Low ist gute Musik!", verteidigte ich meine Lieblingsbands und erntete dafür einen skeptischen Blick von Mary.
„Ich habe das neuste One Direction Album dabei", mischte sich nun auch Bree ein. „Wenn ihr beiden euch nicht einigen könnt, entscheide ich eben was wir hören!"
Ich sprang auf und stellte mich schützend vor die Musikanlage. „Auf keinen Fall. Das hier ist mein Haus, also bestimme ich welche Musik gespielt wird." Mary und Bree stöhnten synchron auf, wiedersprachen aber nicht. Zufrieden grinsend legte ich eine CD ein und ließ mich dann neben meinen zwei besten Freunden aufs Bett fallen.
„Also er hat einfach so kurzfristig abgesagt ohne auch nur irgendeinen Grund zu nennen?", fragte Bree nun schon zum wiederholtesten Mal an diesem Abend.
„Ja." Ich fing an unsichtbare Fussel von meinem Kopfkissen zu zupfen um Blickkontakt zu vermeiden. Ich wollte jetzt gerade wirklich nicht über Harry reden. Fast bereute ich es meine beiden Freundinnen zum Übernachten eingeladen zu haben, da es klar gewesen war das die Gespräche früher oder später zu diesem Thema führen würden. Aber andererseits war ich auch nicht gerade scharf darauf gewesen, den Samstagabend allein im meinem Zimmer zu verbringen und mich zu langweilen.
„Zwei Tage vorher absagen ist nicht gerade kurzfristig", erwiderte Mary.
„Okay, aber er hätte sich trotzdem eine gute Erklärung zurechtlegen können", behaarte Bree. „Es gehört sich einfach nicht ein Mädchen auf ein Date einzuladen und sie dann mit einer Sorry, das mit Samstag wird leider nichts. – SMS abzuservieren!"
„Ich bin mir nicht mal sicher ob es überhaupt ein Date is-. .... gewesen wäre", korrigierte ich mich. „Und ich bin überzeugt davon, dass es einen guten Grund gibt wieso er keine Zeit hat." Ich wusste selbst nicht wieso ich Harry verteidigte.

Bree warf mir einen zweifelnden Blick zu, sagte aber nichts.
Mary dagegen lächelte mir aufmunternd zu. „Mach dir einfach nicht so viele Gedanken. Wenn er es ihm wirklich wichtig ist, wird er sich schon früher oder später melden und dich erneut einladen."
Mit einem Ruck drehte sich Bree auf den Rücken und starrte mit unergründlichem Blick an die Zimmerdecke. Ihre konzentrierte Miene verriet, dass sie über etwas nachdachte.
Mary und ich warfen uns gegenseitig ratlose Blicke zu und warteten darauf, dass Bree uns endlich an ihren Gedanken teilhaben ließ. Diese seufzte schließlich und drehte sich so, dass ihr Gesicht mir zugewandt war.
„Irgendwas stimmt mit diesem Harry  nicht", sagte Bree leise und schaute mich ernst an. Mary hinter ihr verdrehte die Augen.
„Überleg doch mal", fuhr Bree fort. „Du triffst diesen Jungen mitten auf der Straße, er verhält sich total merkwürdig, dann verfolgt er dich, bringt dich dazu ihn zu küssen um sich vor seiner Exfreundin, die du allerdings nie wirklich gesehen hast, zu schützten. Dann läd er dich zu einem Café ein, gibt dir nach ca. 5 Minuten seine Handynummer und will sich dann gleich am nächsten Wochenende mit dir treffen." Ich fing an nachdenklich auf meiner Unterlippe rumzukauen. So wie Bree das zusammenfasste, klang es tatsächlich irgendwie merkwürdig.
„Das erste Treffen verläuft nahezu perfekt, ihr kuschelt auf seiner Dachterrasse, dann will er sich gleich darauf nochmal mit dir treffen, sagt dann aber auf einmal ab, ohne auch nur einen einzigen Grund zu nennen und lässt seit dem nichts mehr von sich hören", beendet Bree ihre Analyse der vergangen zwei Wochen. „Ernsthaft, dass ergibt doch keinen Sinn. Erst tut er alles dafür um dir näher zukommen und jetzt auf einmal bist du es ihm nicht mal mehr eine ordentliche Entschuldigung wert. Es wirkt so als hätte er nur mit dir gespielt."
Ich presste die Lippen aufeinander und starre auf das Kissen vor mir. Krampfhaft versuche ich ein neutrales Gesicht zu bewahren,während mein Gehirn auf Hochturen arbeitete.  Bree hatte Recht, es wirkte so, als wäre es alle nur ein Spiel für Harry gewesen; erst übertriebenes Interesse heucheln und sich dann ganz plötzlich nicht mehr melden. Jetzt machte es auch Sinn, dass bei unserem ersten Treffen gleich schon seine Freunde dabei waren. Sie wollten nur sehen ob ein Mädchen tatsächlich so dumm war, zu einem fremden Jungen in die Wohnung zu kommen, den sie erst ein paar Tage vorher auf der Straße getroffen hatte. Übelkeit stieg in mir hoch. als ich mir vorstellte, wie sie sich wahrscheinlich zusammen mit Harry nach meinem Besuch über mich lustig gemacht hatten.

Als Bree meinen erschütterten Gesichtsausdruck sah, wurde ihre Miene auf einmal weich.
„Hey, tut mir leid. Ich dachte nur, es ist besser dich darauf hinzuweisen, als dich weiter einem Jungen hinterher rennen zu lassen, der es ganz eindeutig nicht wert ist." Mit besorgtem Blick legte sie mir einen Arm um die Schulter. „Alles klar?"
Ich nickte. „Ja. Danke." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Vielleicht stimmt diese Theorie aber auch überhaupt nicht!", versuchte Mary mich nun ebenfalls aufzumuntern. „Warum würde er dich sonst auf ein zweites Treffen einladen, wenn er angeblich von Anfang an nicht vor hatte dich jemals wieder zu sehen?"
Während ich noch über Marys Worte nachdachte, fing mein Handy, dass auf meinem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes lag, an zu klingeln. Ich machte nicht mal Anstalten aufzustehen und ranzugehen. Im Moment war ich echt nicht in der Stimmung mit irgendwem, außer meinen zwei besten Freunden, zu reden. Mit einem kurzen Blick auf mich, rappelte Mary mit einem Seufzer auf und ging zu meinem Handy. Als ihr Blick auf das Display viel, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung.
„Es ist Harry."
„Was?!" Bree war schneller als ich auf den Beinen und schnappte sich das Telefon und drückte auf den grünen Hörer.
„Hör zu du Arsch, lass Anna bloß in Ru..."
Bevor sie ihm noch weiter Beleidigungen an den Kopf werfen konnte, riss ich ihr das Handy aus der Hand.
„Harry?", fragte ich atemlos. Meine Stimme klang vor Aufregung einige Oktaven höher als gewöhnlich. Ich räusperte mich verlegen.
„Was war das denn eben?", fragte Harry belustigt. Beim Klang seines Lachens breitete sich sofort eine angenehme Wärme in mir aus.
„Ehm meine Freundin... Sie dachte du wärst jemand anderes...", erwiderte ich stammelnd und war froh darüber, dass Harry nicht sehen konnte wie rot ich wurde. Bree schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an und verschränkte mit zusammen gepressten Lippen die Arme vor dem Oberkörper.
„Oh, also bist du nicht zuhause?" Aus irgendeinem Grund klang er enttäuscht.
„Doch. Zwei meiner Freunde übernachten bei mir.", erklärte ich. „Wieso?"
„Naja, also ich weiß, dass ich ein wenig überraschend abgesagt habe..." Er zögerte einen Moment. „Aber es hat sich herausgestellt, dass ich heute doch Zeit habe und ich wollte dich fragen, ob du dich immer noch mit mir treffen willst..." Er klang beinahe schüchtern. „Aber du hast ja anscheinend schon andere Pläne, also will ich nicht länger stören", fügte er hastig hinzu.
„Nein, ist schon okay, Warte einen Moment." Schnell legte ich meine Hand auf den Lautsprecher und blickte Mary und Bree an, die mich beiden fragend und verwirrt ansahen.  
„Er will sich jetzt doch mit mir treffen", flüsterte ich leise, aus Angst dass Harry mich doch hören konnte.
„Dann geh!" Mary strahlte mich glücklich an und wirkte fast noch aufgeregter als ich.
„Na los, geh schon", meinte nun auch Bree als sie meinen zweifelnden Gesichtsausdruck sah. „Wir werden uns schon beschäftigen können bis du wieder kommst." Ich zog überrascht eine Augenbraue hoch. Mit Brees Unterstützung hatte ich so schnell nicht gerechnet. Diese zuckte die Schultern.
„Ich traue ihm immer noch nicht. Aber andererseits sehe ich wie glücklich es dich macht und das gönne ich dir."
Ich wäre meinen beiden Freunden am liebsten vor Dankbarkeit um den Hals gesprungen.
„Sieht so aus als hätte ich heute auch doch noch Zeit. Könntest du mich wieder von zuhause abholen?", sprach ich glücklich ins Telefon.
Harry lachte leise. „Um ehrlich zu sein, stehe ich schon vor deinem Haus."
„Oh." Sofort machte sich Panik in mir breit. Ich trug immer noch meinen Pyjama und meine Harre waren in einem flüchtigen Pferdeschwanz zusammengebunden. Mit dem Handy unters Ohr geklemmt, schlüpfte ich aus meinem Pyjama und zog mir dann umständlich meine Jeans und ein T-Shirt an. Mit einer Hand löste ich den Zopf und fuhr mir mit den Fingern ein paar Mal notdürftig durchs Haar. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte, dass ich einigermaßen passabel aussah.
„Okay ich komme raus", sagte ich zu Harry und machte mich auf dem Weg zur Tür. „Wo hin gehen wir überhaupt?"'
„Das ist eine Überraschung", erwiderte Harry mit einem Lächeln in der Stimme und legte auf.


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