Kapitel 37

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Ich :

Seine Lippen brannten heiß gegen die meine und unsere Atem vermischten sich zu einem schnellen, synchronen Rhythmus, der keinen Platz für Worte ließ. Meine Hände gruben sich tiefer in seine Haare, was ihm ein leisen Stöhnen entlockte. Augenblicklich verzogen sich meine Lippen zu einem kleinen Lächeln, überrascht, dass ich so eine Wirkung auf ihn haben konnte…
 „Anna, hier ist jemand für dich!“ Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinem Tagtraum und ich fuhr erschrocken hoch.

„Komme!“, rief ich hastig und stand auf. Flüchtig warf ich einen Blick in den Spiegel, fuhr mir kurz mit der Hand durch die Haare und rannte dann die Treppe herunter.

Das erste, was ich sah, war ein blonder Haarschopf anstelle der erwarteten braunen Locken. Ein kurzer Stich der Enttäuschung machte sich bemerkbar, der allerdings sofort wieder verschwand, als Niall sich mit einem breiten Lächeln zu mir umdrehte. Irgendetwas hatte dieser Junge einfach an sich, was es unmöglich machte schlechte Laune in seiner Gegenwart zu haben.

Ich umarmte ihn zur Begrüßung und blickte ihn dann fragend an. Nicht, dass ich irgendetwas dagegen hätte, dass er hier war. Aber es war schon seltsam, dass er ohne Voranmeldung einfach so vorbei kam.
Als Niall meinen Blick bemerkte, lachte er. „Kein Angst. Liam und Harry wissen beide, dass ich hier bin.“
Er zwinkerte mir zu und ich errötete leicht. Flüchtig fragte ich mich, was Harry ihm wohl erzählt haben könnte, schob den Gedanken dann aber schnell beiseite. Im Grunde spielte es keine Rolle, da ich mich mit meinen Freunden auch über die Situation unterhalten hatte. Allerdings war mir nicht ganz klar, warum Niall Liam ebenfalls erwähnt hatte. Zwischen uns beiden war nichts Erwähnenswertes vorgefallen und von daher sollte es Liam eigentlich auch egal sein ob und wer mich besuchte.

„Ich bin übrigens unparteiisch“, stellte Niall klar, als hätte er meinen Gedankengang mitverfolgt. 

„Warum bist du hier?“, entgegnete ich, ohne auf sein Kommentar einzugehen. Das klang vielleicht ein wenig unhöflich, aber ich hatte einfach keine Lust mich weiter mit den Thema auseinander zu setzten.

Niall wirkte für den Bruchteil einer Sekunde gekränkt, schien aber schnell darüber hinweg zu kommen.
„Das kann ich die leider nicht verraten“, antwortete er und versuchte eine geheimnisvolle Miene aufzusetzen, die ihm allerdings kläglich misslang.

Verwirrt runzelte ich die Stirn und trat einen Schritt näher auf Niall heran.

„Und wieso nicht?“
Auf die Frage schien Niall nicht vorbereitet gewesen zu sein, denn er schien nicht recht zu wissen, was er darauf sagen sollte. Auf der Suche nach einer möglichen Ablenkung wanderte sein Blick im Flur herum und blieb schließlich an den Luftballons hängen, die meine Mutter zur Feier des Tages aufgehängt hatte. Ich hatte ihr schon mehrfacht versucht zu erklären, dass man in meinem Alter keine Luftballons und Luftschlangen mehr zu seinem Geburtstag haben wollte, aber ihr schien das egal zu sein.
„Nette Deko“, bemerkte Niall lachend, doch ich ging gar nicht erst darauf ein.
„Warum bist du hier, Niall?“, wiederholte ich meine Frage und trat drohend noch näher an ihn heran. Zwar war Niall um einiges größer als ich, aber wenn ich wollte, konnte ich ziemlich angsteinflößend wirken.
Niall verzog das Gesicht und schien sich innerlich zu winden.
„Harry wird mich umbringen, wenn ich es dir sagen…“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.

„Harry?“ Überrascht hielt ich inne und zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
Niall zuckte hilflos mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid, Anna, aber nicht mal du bist es wert von Harry wegen so etwas zusammengeschlagen zu werden..“, erklärte er schließlich scherzend, aber in seiner Stimme schwang ein Hauch echter Besorgnis mit.
Ich zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. „Er würde dich doch nicht wirklich schlagen… oder?“
Niall grinste breit. „Vermutlich schon. Aber keine Sorge, ich kann mich wehren.“
Seine Antwort trug nicht gerade dazu bei, meine Besorgnis zu lindern, aber ich beschloss es für den Moment darauf beruhen zu lassen.
„Also gut und was passiert jetzt?“, fragte ich und brachte wieder ein bisschen Abstand zwischen mich und Niall.
„Du kommst jetzt mit mir mit“, bestimmte dieser und griff nach dem Türgriff.
“Darf ich wenigstens fragen wohin?“
Niall lachte laut auf. „Nein.“
Genervt verdrehte ich die Augen und folgte Niall, nachdem ich mich von meiner Mutter verabschiedet hatte, nach draußen.

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