1. Ik verstehhh disch nischt!

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1. Marco

"Also soll ich mit zum Flughafen?" Fragte Marco seine Schwester ein wenig ratlos. Seit Melanie schwanger war, schwankte ihre Stimmung von Minute zu Minute und raubte ihm manchmal den letzten Nerv. "Am liebsten wäre mir, du würdest alleine fahren!" Gab sie zu und stützte ihren prallen Babybauch mit den Händen ab. "Nimm doch Nico mit, er freut sich total auf das Au-Pair. Er kennt Nani auch schon vom Video-Chat." Melanies Mann Daniel kam hinein und legte seinen Schlüssel auf den Tisch und blickte überrascht in die Runde. "Hi, was machst du denn hier?" Fragte er ihn entgeistert. "Ich habe ihn angerufen, er soll für mich zum Flughafen fahren. Nani wartet sicherlich schon!" Beschwerte sich seine Schwester bei den beiden Männern. "Dann komm, dann holen wir sie zusammen ab!" Schlug Daniel etwas genervt vor und zog seine Jacke gleich wieder an. Marco begann seinem Neffen die Jacke anzuziehen. Der fünf Jährige blickte ihn neugierig an. "Holen wir Nani?" Marco nickte. "Wie erkennen ich sie denn?" Fragte er Nico. "Sie ist blond!" Erklärte er ihm. Marco lächelte. Immerhin gab es doch einige blonde junge Frauen und die Hilfe seines Neffen brachte ihn nicht wirklich weiter. "Ich komme mit euch! Zusammen finden wir sie schon." Erklärte Daniel und die kleine Gruppe machte sich auf den Weg nach Düsseldorf zum Flughafen. "Hast du den Opel-Blitz gesehen?" Fragte Nico ihn zum hundertsten Mal. Sein Neffe nannte jeden Opel, "Opel-Blitz", weil dieser in seinem Firmenlogo eben einen Blitz hatte. "Ja habe ich!" Marco war ein wenig gestresst. Der Weg nach Düsseldorf ziemlich stressig und es war ziemlich viel Verkehr. Auch Daniel war gestresst, er telefonierte immer noch mit seinem Büro. Nico brabbelte unentwegt dazwischen und die Lautstärke in seinem Wagen war nicht zu überhören. Doch seit Melanie zum zweiten Mal schwanger war, brauchte sie einiges Mehr an Hilfe. Marco kümmerte sich so oft er konnte um seinen Neffen um Melanie wenigstens ein wenig zu entlasten. Doch er hatte mit dem Fußball immer noch eine Menge zu tun und konnte nicht immer so wie er wollte. Daniel und Melanie hatten sich schließlich dazu entschlossen ein Au-Pair-Mädchen ins Haus zu holen um den beiden mit Nico zu helfen. Im ersten Moment hatte Marco es ziemlich merkwürdig gefunden, aber mittlerweile fand er den Gedanken gar nicht mehr so abwegig. Immerhin bedeutete allein sein Neffe genug Arbeit. Jetzt fuhr er mit seinem Schwager und seinem Neffen und holte Nani ab. Soviel wusste er schon über die Neuseeländerin, die ein ganzes Jahr bei Ihnen bleiben wollte. Nani war schon ein ziemlich ausgewöhnlicher Name. Bei Gelegenheit wollte er sie fragen wo ihr Name herkam. "Wie erkennen wir denn Nani?" Fragte er die beiden. "Sie ist blond!" Wiederholte Nico sich. Marco musste lachen. "Ja und weiter?" "Wir erkennen Sie schon!" Grinste Daniel zuversichtlich. "Wie alt ist sie denn?" "Zwanzig glaube ich!" Sagte Daniel. Marco sah ihn an. "Und?" "Sie ist blond!" Sagte Daniel sarkastisch und Marco fing an zu lachen. In Düsseldorf angekommen, parkte er seinen Wagen und er nahm Nico an die Hand. Die drei liefen durch die Empfangshalle des Flughafens und Daniel schaute sich aufmerksam um. "Dort, Flug aus Auckland, gelandet. Vielleicht schwirrt sie schon hier irgendwo herum?" Sagte sein Schwager und schaute sich etwas hilflos in der großen Halle um. Marco schmunzelte, denn das war so typisch für die drei. Immer ein wenig chaotisch und unvorbereitet.

2. Nani

Sie blickte sich um, doch von ihrer Gastfamilie war beim besten Willen keine Spur zu finden. Sie hatte genug Probleme mit ihrem Gepäck und das sie 24 Stunden von Zuhause entfernt war, half ihr gerade auch nicht weiter. Sie wartete schon eine halbe Stunde, aber eine bessere Idee fiel ihr auch nicht ein als weiter zu warten. Schließlich fiel ihr ein kleiner Junge auf, der Schnurstracks auf sie zu lief und vor ihr stehen blieb. "Du bist Nani!" Sagte er und zeigte mit dem nackten Finger auf sie. Tatsächlich erkannte sie Nico von den Videoanrufen mit ihrer Gastfamilie. "Stimmt die bin ik!" Sagte sie ihren ersten geraden Satz auf Deutsch. Der blonde Junge fing anzulachen. "Du klingst aber lustig!" Sie blickte sich um, es war keine Spur von Melanie zu sehen. Von der Gastmutter war einfach nichts zu sehen. Doch bevor ihr der Gedanke kommen konnte, wie Nico sie allein gefunden hatte, kam ein junger Mann zu ihnen. "Renne nie wieder weg!" Sagte er und packte Nico am Arm. "Du sollst doch nicht einfach weg rennen, Nico. Tut mir leid, dass er sie gestört hat." Sagte zu ihr gerichtet und entschuldigte sich so schnell, das sie nur die Hälfte verstand. Nani zuckte unmerklich zusammen, er war sehr hübsch. Groß und sportlich. Allerdings nicht gerade riesig, er war etwas über einen Kopf größer wie sie selbst. Sein blondes Haar war perfekt gestylt und lagen elegant nach Links hinters Ohr gekämmt. Er hatte teure Klamotten an und Nani wünschte sich sehnsüchtig eine Dusche herbei. Immerhin hatte sie über 24 Stunden im Flugzeug verbracht. Nervös zupfte sie an ihrem Pullover herum und blickte dem jungen Mann in sein markantes Gesicht. Er war sehr attraktiv, obwohl Nani nicht sofort fest machen konnte, warum sie so dachte. "Das ist Nani!" Erklärte Nico ihm. "Oh!" Sagte der blonde Mann und musterte sie. "Ohhhh!" Setzte er überrascht nach. "Sie ist blond!" Sagte der kleine Junge zu ihm. "Oh Hallo Nani!" Sagte nun ein dunkelhaariger Mann, den sie vom Telefonat kannte. Es war Daniel – Ihr Gastvater. Er reichte ihr die Hand. "Ich weiß wir sind zu spät. Aber jetzt haben wir dich gefunden. Wie war dein Flug?" Fragte er munter. Nani blickte immer noch den Fremden an. "Das ist Marco, der kleine Bruder von Melanie." "Hallo!" Murmelte sie ein wenig schüchtern und versuchte ihm nicht in die Augen zu schauen. Er war ein paar Jahre älter wie sie. Vielleicht siebenundzwanzig oder achtundzwanzig. "Mit welchem Flugzeug bist du gekommen?" Fragte Nico sie und blickte sich nach den Flugzeugen um. "Ik hab disch nicht verstanden!" Sagte sie leise. "Er will dein Flugzeug sehen!" Sagte Daniel. "Oh dasss ist schon weiter geflogen!" Sagte sie langsam, um die Worte richtig auszusprechen. Nico schmollte und verschränkte die Arme. "Verdammt!" Schmollte er niedlich. "Wir gucken das nächste, versprochen!" Erklärte Daniel ihm und Nani versuchte ihre Nervosität hinunter zu spielen. 

Au-Pair-Affaire / Marco Reus und Raphael GuerreiroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt