6. Warum schenkt er dir Blumen?

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50. Nani

Nico musste eine Woche im Krankenhaus bleiben und Marco war mit der Mannschaft unterwegs. Es war schrecklich, denn Ruhe bedeutete Zeit zum nachdenken. Das erste Mal seit sie in Deutschland war, hatte sie schreckliches Heimweh. Es machte sich in ihr breit und Nani schaffte es nicht dagegen anzukämpfen. Es legte sich wie ein Schleier über sie und schien sie zu begraben. Der Haushalt und die Besuche bei Nico waren ihre einzige Ablenkung und auch zum Deutschunterricht hatte sie keine Lust. Wenn sie zum BVB fahren würde, würde sie zwangsläufig an Marco denken und danach war ihr überhaupt nicht. Denn Marco hatte sich obwohl er es ihr versprochen hatte nicht bei ihr gemeldet. Also hatte sie noch mehr Zeit für dieses ekelige Gefühl von Heimweh. Dennoch raffte sie sich auf, da ihr langsam aber sicher die Decke auf den Kopf fiel und ging zu ihren Unterrichtsstunden. Zu ihrer Überraschung war Matthias, ihr Deutschlehrer, nicht alleine im Klassenzimmer. Raphael saß gut gelaunt an einem der Tische. Mit ihm hatte Nani wirklich nicht gerechnet. Obwohl es eigentlich klar gewesen war, denn Raphael war verletzt und konnte gar nicht spielen, also war er gar nicht erst mit der Mannschaft geflogen. Der hübsche Portugiese zwinkerte ihr zu, als sie sich an ihren Platz setzte. "Wie geht es dir?" Fragte Matthias sie. "Danke, sehr gut!" Antworte sie fast akzentfrei. "Wie geht es deinem Zögling?" Sie überlegte. "Nico musste ins Krankenhaus, er hat den Appendix raus bekommen." "Blinddarm ist das Wort!" Lächelte Matthias sie an. "Dann hast du ja Zeit uns deine Hausaufgaben vorzulesen?" Lächelte er sie aufmunternd an. "Warum nicht Rapha?" "Er hat seine nicht gemacht!" Erklärte Matthias und blickte den jungen Portugiesen an. Nani zog ihren Block aus der Tasche und begann ihren Aufsatz vorzulesen. Besonders geübt war sie nicht, aber es wurde besser. Matthias verbesserte ihre Aussprache und Raphael starrte sie einfach nur an. Nani fühlte sich ziemlich beobachtet und versuchte Raphael zu ignorieren, aber so einfach wie sie sich das vorstellte war es gar nicht. Nani war froh als die Stunde endlich zu Ende war. Sie wollte noch in die Stadt. Sie hatte Langeweile und wollte sich ein Buch kaufen. Vielleicht schafften es ein paar Bücher sie von ihrem Heimweh abzulenken. "Hey Bonito Nani, warte!" Rief Raphael ihr hinterher. Augenblicklich dachte sie an Marcos Reaktion auf seinen Mitspieler. Er wollte nicht, dass sie sich trafen. Rapha kam zu ihr gelaufen. "Wo willst du hin?" Fragte er sie und legte seine Hand auf ihren Oberarm. "Ich muss in die Stadt." Brummte sie. "Alles okay zwischen dich und mich?" Sagte er mit seinem breiten Akzent. "Ja klar, warum fragst du?" "Du gehst mir aus dem Weg." Sagte er und seine dunkeln Augen fixierten sie wagemutig an. "Du bist doch auch nur einer von diesen bösen Kerlen! Die etwas flirten und denken dass die Welt ihnen gehört." Sagte sie. "Du kennst mich gar nicht." Beschwerte er sich bei ihr und runzelte die Stirn. "Ik find dich toll, Nani. Ich denke oft an dich, aber du gehst mich einfach aus dem Weg und ich würde gerne Zeit mit dir verbringen! Ich will dich kennenlernen und wissen wer du so bist. Ich will wissen was deine Träume sind." Sie blickte ihn an. "Ich kann nicht!" Sagte sie kurz. "Warum?" Fragte er sie. Ja warum konnte sie es eigentlich nicht? Nani versuchte sich zu erinnern wann je ein Mann so etwas zu ihr gesagt hatte, und sie konnte es nicht. Raphael schaffte es auf jeden Fall ihr zu schmeicheln, doch dann war da wieder dieses Gefühl in ihrer Magengegend. Schmetterlinge die sich in ihrem ganzen Körper breit machten, wenn sie an Marco dachte. Genau in dem Moment wusste sie wieder, warum sie sich nicht mehr mit Raphael treffen konnte. Es war wegen Marco, der sich immer noch nicht bei ihr gemeldet hatte! "Ich kann es dir nicht sagen, okay? Ich muss jetzt los!" Sagte sie und stiefelte zu ihrem Auto. "Warum kannst du es mir nicht sagen?" Rief er ihr nach. Nani ließ ihn einfach stehen und fuhr los. Was hatte sie bloß getan? Hatte sie sich schon längst für Marco entschieden?

51. Marco

"Wenn du jetzt noch einmal auf dein Handy schaust, haue ich dir auf deine krumme Nase!" Er blickte seinen Kollegen an. "Wie willst du denn da dran kommen?" Fragte er Mario, der deutlich kleiner war wie er selbst. "Ich klettere auf Andrés Rücken und haue kräftig zu!" "Und wie kommst du auf Andrés Rücken?" Fragte er und rollte amüsiert mit den Augenbrauen. "Auf wen wartest du denn da so sehnsüchtig?" "Auf wen soll ich denn warten?" Murmelte er kleinlaut. "Auf diese junge, attaktive, granantenmäßig, gutaussehnde junge Frau die auf deinen Neffen aufpasst!" "Pssst halt die Klappe!" Zischte er und jetzt war es Mario der vielsagend die Augenbrauen rollte. "Ach habe ich da etwa einen Nerv getroffen?" Grinste er übermütig. "Halt einfach die Klappe!" "Wie hieß sie gleich noch mal!" "Nani!" Brummte er. "Gott was ist das denn für ein Name?" "Hawaiianisch glaube ich!" "Du kennst dich aber gut aus!" Lachte sein Kollege. "Gleich haue ich dir eins auf die Nase!" Sagte Marco und schaute auf sein Handy. Schließlich tippte er eine Nachricht in Whats App ein und schickte sie der jungen Frau. Die letzten Tage hatte er sich nicht bei ihr gemeldet und das obwohl er es gesagt hatte. Er hatte nachdenken wollen und die Zeit genutzt. Nur um zu wissen, das er immer noch Zeit mit ihr verbringen wollte. "Sind auf dem Heimweg..." "Schön!" Schrieb Nani kurzangebunden zurück. Marco schmunzelte Tatsächlich schien sie sauer zu sein, dass er sich nicht gemeldet hatte. "Oh man Alter, höre auf so zu grinsen, mir wird ja schon fast schlecht." Sagte Mario. "Doch eins auf die Nase?" Fragte er seinen Freund. "Wie geht es Nico?" Schrieb er Nani. "Gut!" War die zweite kurze Antwort, die ihn fast in den Wahnsinn trieb. War es doch falsch gewesen, sich nicht zu melden? "Alles okay bei dir?" "Du wolltest dich melden und jetzt krieg ich eine Nachricht auf dem Rückweg..." "Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mich nachher am Flughafen abholen magst?" Fragte er die junge Frau, legte das Handy beiseite und blickte Mario an. "Sie ist noch keine zwanzig, sie ist nur ein Jahr hier. Sie wohnt bei meiner Schwester. Was meinst du ist zuhause los, wenn jemand weiß das ich sie toll finde?" Fragte er seinen Freund. "Du sollst sie ja nicht heiraten!" Sagte Mario. Sein Handy vibrierte. Nani hatte ihm eine neue Nachricht geschickt. "Wann soll ich dich abholen?" Er grinste. "Wir landen um elf!" Schrieb er ihr zurück. "Dann bin ich da!" Marco schaute auf seine teure Uhr am linken Handgelenk. Es waren keine drei Stunden mehr. "Ich freu mich auf dich!" Schrieb er ihr und legte sein Handy weg. Er blickte Mario an. "Wenn du ein Wort zu irgendjemanden sagst, haue ich dir wirklich auf die Nase!" "Ja keine Sorge, ich sag schon nichts!" Versicherte sein Freund ihm. "Vielleicht sollte ich sie dir ausspannen?" "Da ist doch gar nichts!" Sagte er. "Ja klar!" Betonte Mario lässig. Marco dachte einen Augenblick an die junge Frau. Er lächelte schließlich, denn er freute sich Nani gleich zu sehen. Die kleine Pause hatte ihm geholfen, auch wenn er wusste, dass es ihr wahrscheinlich anders erging.

Au-Pair-Affaire / Marco Reus und Raphael GuerreiroWhere stories live. Discover now