Der Brief

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Zwei Wochen vorher

Als ich mit den Vollen Einkaufstüten zurück in unser kleines Lila Reihenhaus komme, sitzt Zoey gerade auf unsrer kleinen Gemütlichen Kautsch und blickt konzentriert auf ihren Laptop. Ihr Blondes Pony hat sie mit einer Klemme nach hinten gesteckt und sie kaut, nicht sehr Ladylike, auf ihren Bleistift rum. "Bin wieder da!" rufe ich ihr zu und biege in unsere Küche ab. Die beiden Tüten lasse ich auf die Arbeitsfläche fallen und streife mir meine dünne Strickjacke ab. Da wir in Texas gerade Sommer haben und es in letzter Zeit abends kälter wird, musste ich sie anziehen. Wir wohnen schon unser ganzes Leben lang hier. Wir kennen uns hier bestens aus und sogar der Wald ist unser bester Freund. Aber dazu später. Müde schlender ich rüber zu Zoey und falle neben sie. "Was schaust du denn da?" frage ich sie überrascht als ich auf den Bildschirm sah. Warum recherchiert sie über Wölfe? "Wir sind Mode und Textildesinger Studenten, also warum Wölfe?" frage ich sie wieder und zucke zusammen als ich ein Bild von einem Werwolf erblicke. Diese Dinger sind sowas von Gruselig und gemein! Den letzten den wir gesehen haben war damals in unsrer Ausbildung, zu frei Lebenden Fabelwesen. Um eine freie Elfe und eine freie Sirene zu werden, haben wir seitdem wir sechs Jahre sind gelernt wie man sich unter den Menschen verhält. Mittlerweile sind wir Zwanzig und haben letztes Jahr angefangen zu Studieren. "Werwölfe" kommt die knappe Antwort von ihr. Stumm beobachte ich sie. "Wie meinst du das?" frage ich skeptisch nach. "Sie sind hier...heut kam ein Brief von Miss Green" sagt sie dann plötzlich und klappt das Gerät zu. Miss Green ist eine Ansprechpartnerin von uns. Kurz schaue ich in ihre braunen Augen. Dann fange ich an zu lachen. "Warum lachst du denn jetzt?" fragt Zoey hysterisch. Ich wische mir mit dem Finger eine Träne weg. "Dein ernst? Hier sind noch nie Werwölfe gewesen" erinner ich sie und stehe auf. "Aber..."."Nicht Aber Zoey. Wie oft haben wir einen Brief bekommen den wir ernst genommen haben, aber nie ist etwas passiert?" frage ich und gehe zu dem Tisch auf dem ein Stapel geöffneter Briefe liegt. Stumm kommt sie mir hinter her. "Dein Schweigen sehe ich jetzt mal als Zustimmung" sage ich und fische mir den Gelben Brief raus. Zoey seufz einmal. "Aber was ist wenn es diesmal wirklich so ist?" Ratlos zucke ich mit den Schultern und schaue sie an. "Dann ist es halt so...wir können dagegen nicht viel machen. Wenn sie hier sind dann sind sie eben hier. Wir verhalten uns ganz normal wie immer und niemand merkt was" beruhige ich sie und lächle sie aufmunternd an. Dann lese ich mir den Brief durch. Nach kurzen Schweigen schaue ich wieder auf. "Hier steht lediglich drin das sie sich in Texas befinden...den Brief werden alle von uns bekommen haben. Also kein Grund zur Panik" lächle ich und lege ihr einen Arm um die Schulter. Was sich als ziemlich schwierig gestaltet, da sie etwas größer als ich ist. "Du weißt wie ich bin Penelope! Ich hab mir sogar schon einen abwehr Plan zurecht gelegt!" jammert sie und setzte sich an den Tisch. Ich setzte mich zu ihr und lehne mich zurück. "Lass uns den Brief vergessen und überleg dir schon mal was wir zum Abendbrot essen" wechsel ich einfach das Thema. Dankbar schaut sie mich an. "Was würde ich machen wenn es dich nicht gebe?" Stumm zucke ich mit den Schultern. "Höchstwahrscheinlich Tiefkühlpizzen in den Ofen schieben oder verhungern, da du zu faul bist um dir was zu bestellen" lache ich und plötzlich wird mir eine Windböe ins Gesicht geschleudert. "Hey!" mecker ich und streiche mir meine dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht. "Verdient ist verdient!" kichert sie und hilft mir bei dem Abendessen. Warum muss sie auch Wind bändigen können? Die nächsten drei Stunden unterhalten wir uns über das Studium und um das noch nicht ganz fertige Zimmer in unserem kleinen Reihenhäuschen.


Werwölfe in TexasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt