Prolog

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"Bitte, tut es nicht!", schreit er. Das Mondlicht scheint durch das Fenster, gerade genug, um die Angst auf seinem Gesicht wiederzuspiegeln. Aus dem Schatten ist ein dreckiges Lachen zu hören. "Das glaubst du doch selbst nicht, Kleiner", ruft jemand. Weiteres Gelächter. "Ich werde euch nicht verraten. Wirklich nicht. Bitte!", fleht der Andere weiter. Seine schwarzen Haare sind Eins mit der dreckigen Wand der Scheune. Blut rinnt aus einer Wunde. Die dunklen Augen schnellen ängstlich hin und her. "Ich werde euch nicht verraten. Wirklich nicht. Bitte!", macht ihn jemand aus dem Schatten nach. "Ist das immer wieder lustig. Wie sie alles das Gleiche sagen", fährt er mit Belustigung in der Stimme fort. "Ich meine es ernst", weint der Junge jetzt. "Langsam wird es nervig", sagt der Schatten nur. "Wollen wir ihn kaltmachen, Jake?", fragt er. "Ja." Eine stumme Träne rollt dem Jungen über das Gesicht. Er weiß, dass es jetzt vorbei ist.

Aus dem Schatten löst sich eine Gestalt. Ein Hut verdeckt ihr Gesicht. Es ist ein Mann. In seinen großen Händen hält er eine Pistole. Eine weitere Träne rollt über die Wange des Jungen. "Na, willst du zurück zu Mami? Wirst du nie mehr sein", lacht er. Er richtet die Pistole auf die Brust des Jungen. "Wie heißt du?", fragt ein anderer Mann aus dem Schatten. Der Junge schluckt. "Nathan Linch", flüstert er. "Bald wird es nur noch ein Name sein", lacht der Schattenmann. "Wie alt bist du?" "Sechzehn." "Bald wird es nur noch eine Zahl sein", lacht er weiter. "Wie groß bist du?" "Ein Meter und 76 Zentimeter", flüstert er. "Bald wird es nur ein Leichnam sein", ruft er. "Und bald ist genau jetzt."

Der Andere nickt in Richtung des Schattens. Sein Finger schließt sich um den Abzug. Er zielt noch einmal genau. Dann drückt er ab.

Lera LinchWhere stories live. Discover now