Kapitel 7

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Ein Knacken im Unterholz ließ mich meine melancholischen Gedanken vergessen.

Schnell sprang ich auf und meine Hand flog an das in meinen Rockfalten verborgene Messer.

Am Ufer mit leicht versetzten Beinen stehend, um eine bessere Balance zu haben, wartete ich darauf, was gleich auf mich zukommen mochte.

Mit erhobenen Händen schälte sich Kierans große Gestalt aus dem Unterholz und redete beruhigend auf mich ein: "Langsam Lady, ich bin es nur."

Als ich seine Stimme hörte, gab ich meine Verteidigungshaltung auf und sah ihn fragend an.

"Ihr wart eine Weile weg und da wurde ich geschickt, um nach Euch zu sehen", erklärte er mir.

Trotz der Dunkelheit war durch das helle Mondlicht alles klar und deutlich sichtbar, sodass ich seine unergründliche Miene erkennen konnte.

Leise sagte ich: "Verzeiht, dass ich solche Umstände bereitet habe. Doch ich habe einen Augenblick für mich gebraucht."

Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber sein Blick schien eine Spur weicher zu werden.

Schnell hob ich den Kamm auf, der mir beim Aufspringen eben entglitten war, und steckte ihn zurück in meine Tasche.

Ich nickte ihm als Zeichen, dass ich bereit zum Aufbruch war, zu und wollte schon an ihm vorbei Richtung Lager gehen, als er mich kurz an der Schulter berührte.

Und wieder sah ich zu diesem Mann mit dem unergründlichen Blick auf.

Seine Mimik verriet nicht das Geringste, doch seine Augen waren wie die Augen des Lairds voller Leben und Ausdruck.

Jetzt gerade meinte ich eine Mischung aus Bedauern und Aufrichtigkeit in ihnen erkennen zu können, als er sagte: "Mylady, ich wollte Euch gestern mit meinem Vorschlag keineswegs unterstellen, dass ihr uns davonlaufen würdet. Ich war einzig und allein um Eure Sicherheit besorgt."

"Oh", war darauf meine glorreiche Erwiderung.

Anscheinend hatte ich aus Kierans Vorschlag gestern die völlig falschen Schlüsse gezogen.

Durch die offen zur Schau gestellte Abneigung der drei Rüpel mir gegenüber, war mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass sich aus dieser Gruppe jemand Sorgen um mich machen würde, außer vielleicht der Laird.

"Man weiß ja nie, was im Dunkeln alles lauert", fügte er hinzu.

Wollte er mir damit jetzt etwa Angst machen?

Als wüsste ich nicht, was genau sich alles im Schutz der Finsternis verbarg.

Der Sprache wieder mächtig, verschränkte ich die Arme vor der Brust und fragte: "Danke für eure rührende Führsorge um mich! Zusammen mit eurem Laird dürftet ihr im Moment der Einzige in unserer Reisegruppe sein, der mich nicht dahin wünscht, wo der Pfeffer wächst... und Rory vielleicht, aber ich habe keinerlei Anhaltspunkte, was in seinem Kopf vorgeht. Außerdem kann ich auf mich selbst aufpassen und war deswegen nicht in Gefahr", fügte ich ein wenig trotzig hinzu.

Mit seiner ruhigen Art betrachtete mich Kieran kurz von oben bis unten und imitierte dann meine Körperhaltung.

"Das mag sein Mylady. Doch ich glaube auch kaum, dass Euch jemand freiwillig mitnehmen würde", sagte er in einem trivialen Tonfall, als würden wir über das Wetter Konversation betreiben.

Empört über diese Aussage schnappte ich nach Luft, die ich allerdings im nächsten Augenblick in einem herzlichen Lachen ausließ, als ich den zuckenden Mundwinkel meines Gegenübers und seinen erheiterten Blick wahrnahm.

Allana - Das VersprechenHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin