Kapitel 31

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"Zumindest müssen wir nicht an der hohen Tafel sitzen zwischen all der Anspannung", versuchte ich dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen.

"Nein, das ist noch ein Grund mehr nicht in die große Halle zu gehen!", brummte Kieran und blickte mich dann entschlossen an.

"Und das werden wir auch nicht, Lady Allana!", sagte er voller Inbrunst und begann mich in die entgegengesetzte Richtung fortzuziehen.

"Was habt Ihr vor?", japste ich überrascht und versuchte mit seinem beschwingten Gang mitzuhalten.

"Lasst Euch überraschen, meine Lady", grinste mich mein Verlobter an. 

Auch wenn er immer noch angespannt und ein wenig erschöpft wirkte, schien es, als wäre mit seinem eben getroffenen Entschluss ein wenig der Last des Tages von ihm abgefallen.

Nun blieb es erneut an mir zu rätseln, was er vorhatte. Anscheinend hatte mein Zukünftiger einen Hang dazu, mich überraschen zu wollen.

Unser Weg führte uns über kleine Hintertreppen und Gänge in die geschäftige Küche, bei deren Betreten mir die köstlichsten Düfte in die Nase steigen und meinen Magen protestierend knurren ließen.

Während ich tief einatmete und dem regen Treiben der Köche und Mägde folgte, schritt Kieran auf einen munter schwatzenden, etwas untersetzten Mann zu und wechselte einige Worte mit ihm.

Eifrig nickend, wandte sich dieser anschließend ab und verschwand in den tiefen der Räumlichkeiten.

Das Klappern der Töpfe und das geschäftige Durcheinander, welches auf den ersten Blick völlig chaotisch wirkte, doch bei genauerem Betrachten einer wohl einstudierten Symphonie glich, löste in mir eine kleine Welle des Heimwehs nach Chefs Küche aus.

Doch dieses melancholische Gefühl legte sich schnell wieder, als Kieran kurze Zeit später mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck und einer Platte voller Köstlichkeiten auf mich zukam.

"Vergesst nicht das Ale!", rief der Mann meinem Verlobten hinterher und eilte mit einem Krug und zwei Becher auf uns zu.

"Hab Dank", erwiderte Kieran und wollte schon versuchen, die Platte auf seinem Arm zu balancieren, um unsere Getränke entgegenzunehmen.

Kurzerhand nahm ich die Gegenstände an mich.

"Konzentriert Ihr Euch darauf dieses köstliche Mahl unbeschadet an unsere Destination zu bringen!", wies ich meinen Verlobten an.

Auf meine Aussage wurde das Grinsen in Kierans Gesicht noch breiter und der Koch machte sich glucksend wieder an seine übliche Arbeit.

Das kostbare Nass und die zwei Becher in Händen haltend, folgte ich meinem Zukünftigen zurück in das Innere der Burg.

Ohne Kieran wäre ich noch hoffnungslos verloren gewesen zwischen all den Gängen und Abzweigungen. Ich nahm mir vor zeitnah mein neues Heim zu erkunden.

Nach einer kleinen Weile, in der ich dem Mann vor mir einfach nur stur folgte, passierten wir eine hölzerne Tür mit schmiedeeisernen Verzierungen, welche sich mir ins Gedächtnis gebrannt hatte.

Wir waren anscheinend in dem Teil der Burg angelangt, in dem sich das Arbeitszimmer des Lairds befand. Ich konnte kaum glauben, dass es erst ein paar Tage her sein sollte, als ich gebeten wurde Kieran zu ehelichen.

Doch bevor meine Gedanken weiter in diese Richtung abschweifen konnten, öffnete mein Verlobter die Türe zu den angrenzenden Räumlichkeiten und trat vor mir ein.

Zögerlich hielt ich am Eingang inne, damit sich meine Augen an das dämmrige Licht gewöhnen konnten.

Nach und nach entzündete Kieran einzelne Kerzen im Raum und entfachte im Kamin ein prasselndes Feuer.

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now