Kapitel 22

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Die meisten Bewohner der Burg schliefen bereits und nur der Mond und die Sterne leisteten mir noch Gesellschaft, deren Licht durch das Fenster meines Gemaches fiel. Der Tag war längst vorbei und allmählich erstarb auch die Glut meines einst prasselnden Feuers.

Doch ich hielt meinen Blick auf die Sterne gerichtet, die so zahlreich am Himmelsfirmament standen. Auf die dunkle Nacht mit Ihren glitzernden Begleitern würde sich in einigen Stunden erst ganz zart und blass, dann jedoch mit gleißenden Farben ein neuer Morgen ankündigen.

Ich fühlte mich allerdings noch nicht bereit für einen weiteren Tag, wollte mein Geist nach den heutigen Ereignissen schon nicht zur Ruhe finden. Und der nächste würde nicht leichter werden.

Nein, ich war nicht unglücklich mit den Überraschungen dieses Tages. Rational gesehen war es eine adäquate Lösung und ließ alle Beteiligten aufatmen, zumindest dies Hürde gemeistert zu haben, in welche uns Camerons und Fionas Eigensinn gesteuert hatten. Meine Gefühle befanden sich dennoch in Aufruhr.

Nach meiner Einwilligung war ein erleichtertes Aufatmen der meisten Anwesenden spürbar gewesen. Mr. Grier hatte eifrig seine Unterlagen geordnet und war beschwingten Schrittes und mit einem Gemurmel, dass er jeden Penny wert sei, den man ihm zahle, aus dem Arbeitszimmer des Lairds geschritten. Auch Lairdess Mackinnon war erleichtert in die Arme ihres Mannes gesunken.

Ebenso hatten sich die übrigen Berater des Lairds rar gemacht, was Fiona und Cameron zum Anlass nahmen, sich ebenfalls Richtung Türe zu begeben.

Doch das Clanoberhaupt gebot dem sofort Einhalt und zitierte die frisch Vermählten zurück. "Nicht so schnell ihr beiden. Wir haben noch einiges zu besprechen. Die eine Klippe wäre damit vorläufig umschifft, jedoch bleibt immer noch die Aufgabe Laird und Lairdess Donald über die Geschehnisse hier aufzuklären. Und dies wird kein Spaziergang werden, denn weder hast du, Cameron, bei Laird Donald um die Hand seiner Tochter angehalten, noch hat er dir seinen Segen für diese Verbindung gegeben. Und soweit mir gekannt ist, wart Ihr, Lady Fiona, einem anderen Laird versprochen. Ich hoffe, dass sieben Tage ausreichen, um das gröbste zu klären, denn dann gibt es eine weitere Hochzeit auf der Burg."

Fiona wurde angesichts der Worte des Lairds immer blasser und kleiner.

"Und Ihr beide werdet bei allen Gesprächen zugegen sein. Ihr habt dies alles durch euer Handeln ins Rollen gebracht, also werdet ihr auch aussitzen was ihr angerichtet habt", knurrte der Laird.

Schwankend hielt sich Fiona am Arm ihres Mannes fest, der die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass deren Knöchel weiß hervortraten.

In meinem Herzen regte sich Mitgefühl für das junge Ehepaar. Ja, sie hatten sich vollkommen selbstverschuldet in die Nesseln gesetzt und schienen nicht bedacht zu haben, was ihre Taten für weitereichende Konsequenzen nach sich ziehen würden.

Ich hoffte für die beiden, dass sie dem Druck der jetzigen Lage standhalten könnten und sie trotz ihres holprigen Starts eine gute Ehe führen würden. Denn da diese geschlossen und vollzogen war, gab es meines Wissens keinen Weg mehr die Ehe zu annullieren.

"Ich setzte jetzt einen Brief für Laird und Lairdess Donald auf, den ein Reiter im Eiltempo zur Burg der Donalds bringen wird. Ich rechne damit, dass Eure Eltern, Lady Fiona, in zwei Tagen eintreffen. Denn sie werden sicherlich wie der Wind und Laird Donald wie ein Racheengel zu uns geflogen kommen und eine Erklärung für all dies fordern", fuhr der Laird mit kaum verhohlener Wut fort.

Tief durchatmend wandte er sich mir zu und sagte mit beherrschter Stimme: "Bitte verzeiht meine Unaufmerksamkeit der letzten Minuten, Lady Allana. Ihr habt meinen zutiefst empfundenen Dank und die des ganzen Clans Mackinnon, dass Ihr in die Heirat eingewilligt habt. Heute Abend werde ich vor dem Mahl in der Großen Halle die Neuigkeit Eurer Vermählung mit Kieran und die Hochzeit in sieben Tagen bekannt geben. Doch bitte entschuldigt mich, wie Ihr vernommen habt, stehen mir nun noch einige unangenehmen Aufgaben bevor. Kieran, bitte geleite Lady Allana hinaus."

Ich verabschiedete mich mit einem Knicks und hakte mich dann bei meinem zukünftigen Ehemann unter, der mir wie ein perfekter Gentleman seinen Arm anbot.

Als die Tür zum Arbeitszimmer hinter uns zuschlug, begleitete uns dumpfes Gemurmel bis zum Ende des Flures, bevor nur noch unsere gemeinsamen Schritte von den Wänden hallten.

Verstohlen blickte ich unter meinen Wimpern zu Kieran auf.

Er wirkte so stoisch angesichts der Veränderung, die in naher Zukunft auf uns zukommen würden.

Eine Flut von Fragen wühlte mein Inneres auf, doch ich wusste nicht, wie ich diese ansprechen sollte.

Also durchschnitt ich die Stille zwischen uns mit einer geistreichen Eloquenz, die ihres Gleichen sucht und sagte: "Nun, das hätten wir also gemeistert".

Etwas verwirrt blickte Kieran auf mich herab und zog fragend eine Augenbraue hoch.

Leicht glucksend erklärte ich: "Wir sind dem übrigen Drama vorerst entkommen."

Dies ließ ein schelmisches Grinsen im Gesicht meines Begleiters erscheinen: "Ja, ich beneide die beiden nicht im Geringsten. Laird Mackinnon ist ein gerechter Mann und dass Cameron so verantwortungslos gehandelt hat, hat ihn zutiefst getroffen. Es wird kein fröhliches Wiedersehen mit den Donalds werden."

"Nein, das wird es wohl nicht", pflichtete ich ihm bei.

Mit einem tiefen Seufzen fuhr sich Kieran durch die Haare, bevor er mich seitlich in einen kleinen Alkoven führte und sich mir dort gegenüberstellte. Sanft ergriff er meine Hände und blickte mich mit ernstem Gesicht an.

"Lady Allana, ich weiß dies ist nicht, was Ihr Euch von Eurem Leben hier erwartet habt. Auch ich möchte Euch meinen tief empfundenen Dank aussprechen, dass Ihr in unsere Heirat eingewilligt habt und somit dem Clan - meiner Familie - helft. Bitte seid versichert, dass ich gut für Euch sorgen werde und Euch mit Respekt und Ehre behandeln werde."

Wie vom Donner gerührt stand ich einen Moment nur stumm da und brachte keinen Laut über meine Lippen. Ich hatte nicht mit diesen offenen und ehrlichen Worten gerechnet. Doch was mich noch tiefer bewegte, war der aufrichtige und fast verletzliche Ausdruck in seinen Augen, die meinen Blick gefangen hielten.

Endlich nach einer kleinen Ewigkeit, in der wir uns gegenseitig ansahen, fand ich meine Stimme wieder.

"Ich danke Euch für Eure liebenswürdigen Worte, Kieran. Auch Ihr habt Euch Eure Heimkehr sicherlich anders vorgestellt. Und bitte nennt mich Allana. In nur wenigen Tagen werden wir Mann und Frau sein und solche Formalitäten überflüssig."

Ein reumütiger Ausdruck huschte über sein Gesicht.

"Durch die Heirat mit mir werdet Ihr Euren Titel verlieren. Doch Titel oder nicht, Ihr werdet meine Lady bleiben", murmelte er und strich mir zärtlich eine Haarsträhne hinter mein Ohr.


Bei der Erinnerung an seine Berührung stieg erneut dieses Kribbeln in mir auf und ich spürte, wie meine Wangen wärmer wurden, als ich errötete.

Seufzend schloss ich meine Augen, zog die Decke noch etwas enger um mich und versuchte mit bloßer Willenskraft den Schlaf herbeizuzwingen. Doch es dauerte noch eine Weile, bis ich ins süße Land der Träume entglitt.

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Hallo meine Lieben,

wie versprochen hier das neue Update!

Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche und bis zum nächsten Mal.

Eure 

love_to_read2014

Allana - Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt