Kapitel 28

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Gerade als ich Ian ein frisches Tuch auf seine Wunde presste, das sich in einer eingenähten Tasche meines Kleides befunden hatte, wollte Sorcha an uns vorbeieilen. Diese blieb jedoch abrupt stehen, als sie uns erkannte.

"Lady Allana, Ian, seid Ihr wohlauf?", fragte sie besorgt.

"Ich bin unverletzt, aber Ian wurde beim Verlassen der Halle am Hinterkopf getroffen", erwiderte ich.

Auch wenn man Lady Sorcha die Strapazen der letzten Zeit anmerkte, änderte dies nichts an ihrer starken Ausstrahlung und ihrer stolzen Haltung. Glücklicherweise schien auch sie unverletzt zu sein.

Sie nickte leicht und winkte uns, ihr zu folgen.

Immer noch Druck auf die Wunde ausübend, zog ich einen leicht schwankenden Ian hinter mir her, bis wir in einen Raum mit einem Tisch, mehreren Betten und Sitzgelegenheiten traten.

Sofort führte ich meinen Begleiter zu einem der Stühle, um die Verletzung genauer in Augenschein nehmen zu können.

Wie alle Kopfwunden blutete diese stark und ich erblickte einen etwa streichholzlangen Einschnitt mit unregelmäßigen Rändern. Ian würde genäht werden müssen.

Mit der Zunge schnalzend presste ich eine unbefleckte Stelle meines Tuches auf die Verletzung und wandte mich an Sorcha.

"Er muss genäht werden. Habt Ihr zu diesem Zweck Utensilien hier?"

Die andere Frau war gerade damit beschäftigt, saubere Verbände auf dem Tisch bereit zu legen.

Sie nickte und machte sich an dem Schränkchen mit gläsernen Türen über dem Holztisch zu schaffen.

Währenddessen widmete ich mich weiterhin meinem Patienten.

"Ian, bitte schaut mich an!", forderte ich ihn auf.

Mit etwas glasigen Augen wandte der Angesprochene sich mir zu.

"Verspürt Ihr Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit?"

Mein Patient wollte nonverbal mit einem Nicken antworten, doch hielt stöhnen mitten in der Bewegung inne.

"Ja Mylady, mein Kopf brummt, die Wunde pocht und mir ist tatsächlich etwas schwindelig und schlecht."

"Bitte öffnet Eure Augen und versucht meinem Finger zu folgen", forderte ich Ian auf, um zu eruieren, wie schwer seine Gehirnerschütterung war.

Etwas langsam konnte er meinem Finger mit den Augen folgen, doch schloss diese anschließend sofort wieder stöhnend.

Einen kleinen Tisch zu mir heranziehend, brachte mir Sorcha eine Flasche Alkohol, eine Schüssel sowie Nadel und Faden. Anschließend fügte sie noch zwei saubere Tücher und Verbandsmaterial hinzu.

"Lady Sorcha, habt Ihr Honig hier?", wollte ich wissen.

Etwas verdutzt betrachtete mich meine baldige Schwägerin und verneinte dann.

"Aber ich kann gerne nach Honig aus der Küche schicken lassen", bot sie mir an.

Dankbar nickte ich und fügte hinzu: "Und lasst bitte auch noch eine Flasche Whisky bringen."

"Ian", forderte ich seine Aufmerksamkeit.

"Eure Wunde muss genäht werden. Sobald die übrigen Utensilien hier sind, werde ich damit beginnen", informierte ich ihn.

"Verstanden, Mylady", presste er hervor.

Als der Whisky und der Honig eintrafen, drückte ich Ian ersteren in die Hand: "Nehmt ein paar kräftige Schlucke davon."

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now