Kapitel 13

10.1K 672 140
                                    

Erleichterung durchströmte mich, als sich durch das Nebeldickicht in der Ferne die verschwommenen Umrisse einer Burg abzuzeichnen begannen. Bald würde die Dämmerung einsetzen und ich freute mich schon dem bescheidenen Wetter entkommen und gegen eine behagliche Unterkunft eintauschen zu können.

Nach unserem Aufbruch am gestrigen Tag von Mrs. Smiths Gasthaus, wurden wir glücklicherweise von weiteren sintflutartigen Regenfällen verschont. Doch die Nässe und herbstlichen Temperaturen, die sich hartnäckig hielten, machten das Fortsetzen unserer Reise nicht eben zu einem Vergnügen. Als der Laird am vorherigen Abend am kargen Lagerfeuer verkündet hatte, dass wir heute zur Burg des benachbarten Clans reiten und dort nächtigen würden, hatte sich die Stimmung merklich gehoben und die kühle Nacht erträglich gemacht.

Seit gegen Mittag des heutigen Tages ein unangenehmer Nieselregen eingesetzt hatte, war die Vorfreude auf unsere Unterkunft bei mir mit jeder vergangenen Meile stetig gestiegen.

Auch meine Reisegefährten begannen nun ihre Pferde schneller voranzutreiben, begierig darauf so zeitnah wie möglich ins Warme und Trockene zu gelangen.

Bald schon rückte die Burg mit ihren Schutzmauern in immer greifbarere Nähe, bis sie sich schließlich in voller Pracht vor uns erhob. Rufe vom Wachturm neben dem äußeren Burgtor wurden vom Wind zu uns hinuntergetragen. Man hatte unsere Ankunft also bereits bemerkt, wie es sich für eine gute Wache schickte. Neben mir löste sich Laird Mackinnon aus unserer Reitformation und begab sich mit seinem Pferd an die Spitze unserer Reisegesellschaft. Er zog sich die Kapuze seines Umhangs vom Haupt und hob zum Zeichen des Grußes eine Hand. Kieran der neben mich geritten war und jetzt den Platz des Lairds einnahm, bedeutete mir mein Pferd zu zügeln, während sich Angus und mein bald-Schwiegervater zum äußeren Burgtor begaben. Es wurden ein paar kurze Worte gewechselt, bevor uns signalisiert wurde weiter zu reiten. Begleitete von erneuerlich einsetzenden Rufen, wurde eine Flügeltür des großen Tors geöffnet, sodass wir ohne Schwierigkeiten den Durchgang passieren und in den schützenden Burghof gelangen konnten. Dort empfing uns geschäftiges Treiben und neugierige Blicke der dortigen Bewohner. Bevor ich meine Umgebung jedoch weiter in Augenschein nehmen konnte, wurde meine Aufmerksamkeit von der sich donnernd, öffnenden Tür zur Burg in Beschlag genommen. Heraus kam beschwingten Schrittes ein großer, schmächtiger Mann mit dunkelbraunen Haaren, die mit grauen Strähnen durchwirkt waren. Er trat mit blitzenden Augen und einem freundlichen Lächeln auf den Laird zu und grüßte ihn überschwänglich auf Gälisch: "Mackinnon, du alter Fuchs, schön dich zu sehen! Was verschlägt dich hierher?"

Nachdem der Laird etwas steif vom Pferd gestiegen war, packte er den Unterarm des Mannes und erwiderte: „Donald, mein Freund! Munter wie eh und je, wie ich sehen kann. Wir sind auf dem Weg zurück in die Heimat und würden gerne deine Gastfreundschaft für die Nacht in Anspruch nehmen. Das Wetter spielt uns seit einigen Tagen einen Streich."

„Ich wäre tödlich beleidigt gewesen, wenn du nicht vorbeigekommen wärst Mackinnon! Deine Männer solle absitzen und sich ins Warme trollen. Und dann kannst du mir die schottische Schönheit vorstellen, die von deinen Männern umringt ist", zwinkerte unser Gastgeber.

Angus, der sich gerade vom Pferd schwang, wäre beinahe nicht auf seinen Füßen aufgekommen, als er diese Worte vernahm.

Während der Laird in schallendes Gelächter ausbrach, versuchte Rory neben mir seine Erheiterung mit einem Husten zu tarnen.

Auch ich konnte mir ein kurzes Auflachen nicht verkneifen, bevor ich mich der Aufgabe zu widmen begann von meiner gutmütigen Leish abzusteigen.

Nach so vielen Tagen unterwegs hatten sich mein Körper daran gewöhnt den Großteil des Tages im Sattel zu verbringen und meine Beine drohten am Abend nicht mehr unter mir nachzugeben, wenn ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Trotz dieser Entwicklung sah ich aus dem Augenwinkel, wie mich Kieran aufmerksam beobachtete und sogar einen kleinen Schritt in meine Richtung machte.

Allana - Das VersprechenWhere stories live. Discover now