Kapitel 11

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"Was hat denn da so lange gedauert?", begrüßte mich Angus feixende Stimme, als Mrs. Smith mich an den Tisch meiner Begleiter führte.

"Ach, wir Mädchen haben uns die Haare geflochten und getratscht, was denn sonst?", zwinkerte unsere Gastgeberin.

"Auch wir Frauen tratschen gerne", grinste ich ihn an und beließ es bei der Anspielung über das Gerede der drei Rüpel.

Grummelnd schob sich Angus den nächsten Löffel Suppe in den Mund, die verführerisch duftend und warm dampfend vor seiner Nase stand.

Mir lief das Wasser im Munde zusammen.

"Ich lass Euch gleich was bringen, Kindchen!", lachte Mrs. Smith, die meinen Blick wohl gesehen hatte.

Bevor ich mich auf die Bank zu meinen Reisegefährten setzte, strich ich ihr einmal kurz über den Arm und sagte lächelnd: "Vielen Dank, für alles!"

"Ich hab zu danken, Kindchen", grinste sie zurück und verschwand dann Richtung Küche.

Kurz blickte ich ihr noch hinterher und wandte mich dann meinen Tischgenossen zu.

"Habt Ihr Euch wieder etwas aufgewärmt, Lady Allana?", durchbrach der Laird das Schweigen.

Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen antwortete ich: "Ja, vielen Dank, mein Wohlbefinden hat sich um einiges gesteigert, sobald ich nichtmehr durchtränkt war."

"Und wie fühlt Ihr Euch?", hielt ich die etwas hölzerne Konversation am Leben.

"Es ist warm, ich bin wieder trocken und jetzt bekomme ich auch noch was zwischen die Kiemen. Also alles bestens!", grinste der Laird glücklich und widmete sich wieder seiner Suppe.

"Pfff, Wohlbefinden", murrte Angus und starrte mich quer über den Tisch hinweg an.

"Sagt mir Lady Allana, reden in England alle so oberschlau daher, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurden? Oder liegt das einfach an Euch?", spöttelte Angus.

Doch bevor ich ihm antworten konnte, kam ein Mädchen mit einem Teller Suppe auf unseren Tisch zu und stellte ihn schwungvoll vor mir ab.

Ich bedankte mich kurz und schenkte dann dem Oberrüpel wider meine volle Aufmerksamkeit. Oder naja, der Teil meines Denkens, der nicht damit beschäftigte war mich daran zu hindern, den Teller einfach in die Hand zu nehmen und die Suppe ohne Besteck zu mir zu nehmen, einen solchen Hunger hatte ich.

Unbeschwert und mit einem Grinsen im Gesicht antwortete ich: "Nein, das ist bei uns in England ein generelles Problem. Denn wir, die mit einem goldenen Löffel im Mund aufgewachsen sind, haben ja sonst keine Interessen im Leben. Deswegen legen wir uns eine gehobene Ausdrucksweise zu."

"Güte, reden die wirklich alle so?", fragte Ian entsetzt.

Amüsiert nickte ich.

Angewidert schnaubend, verschlang Angus den Rest seine Mahlzeit.

"Da würden mich keine zehn Pferde halten können, wenn ich diesen Mist tagtäglich mit anhören müsste", schüttelte er dann den Kopf.

"Ich stimme Euch zu. Es kann ziemlich ermüdend sein dem leeren Geschwätz selbstverliebter Menschen zu lauschen", grinste ich und erinnerte mich automatisch an ein paar Bälle, die ich zusammen mit meiner Familie besucht hatte.

Ich war immer froh gewesen, wenn ich nicht mitkommen durfte und lieb Kind mit Personen machen musste, deren arrogante und oberflächlichen Meinungen mich nur zur Weißglut trieben.

"Und wieso sprecht Ihr dann so gestelzt?", wollte Douglas wissen.

Die Antwort auf diese Frage ließ meine Erheiterung etwas abkühlen.

Allana - Das VersprechenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt