Kapitel 10

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Am fortgeschrittenen Nachmittag öffnete der Himmel dann seine Tore und ließ das Wasser in Strömen auf uns herabregnen.

Aufgrund der Wetterlage hatten der Laird und seine Männer beschlossen, die heutige Nacht in einem Gasthaus zu verbringen.

Als wir endlich vor dem rustikalen Gebäude am Rande eines Dorfes Halt machten, waren wir alle bis auf die Haut durchnässt.

Mein Kleid klebte mir am Leib und wog gefühlt einen halben Zentner zusammen mit dem vollgesogenen Umhang, weswegen beim Absteigen mein Gesicht fast eine ziemlich schlammige Begegnung mit dem Boden gehabt hätte.

Doch Kieran, der mit seinem Tier neben mir stand, fing mich geistesgegenwärtig auf.

Vor Schreck keuchend hielt ich mich an seinen muskulösen Oberarmen fest, während er mich sanft auf meine Füße stellte.

Seine großen Hände lagen auf meiner Taille und verweilten dort, bis ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte.

Auch wenn seine Kleider genauso durchtränkt waren wie meine und ihm ebenfalls alles andere als warm sein dürfte, sah sein Umhang so kuschelig aus und seine große Gestalt versprach Schutz und Wärme, sodass ich in diesem Moment nichts lieber getan hätte, als mich in seine Arme zu werfen und an ihn zu schmiegen.

Völlig verwirrt und verunsichert von diesem plötzlichen Impuls, blieb ich stocksteif stehen und war nicht fähig auch nur den kleinen Finger zu rühren.

Das muss die Erschöpfung sein und ein Anflug von leichter Unterkühlung, versuchte ich mir meine Gefühle zu erklären.

Verschüchtert und mit wahrscheinlich tiefroten Wangen, die er aber hoffentlich aufgrund der Dunkelheit nicht sehen konnte, dankte ich ihm leise über das Prasseln des Regens hinweg.

"Stets zu Diensten!", erwiderte der Mann vor mir und ich meinte einen Hauch von Zufriedenheit in seiner Stimme wahrzunehmen.

Wieder Herrin meiner Gliedmaßen, beeilte ich mich mit dem Unterfangen meine Satteltaschen von Leish zu lösen.

Stolpernd und beladen wie ein Packesel folgte ich den dunklen Gestalten meiner Reisebegleiter in die trockene und gemütliche Herberge.

Öllampen leuchteten uns den Weg in die geräumige Gaststube, in der sich schon einige Gestalten an Tischen niedergelassen hatten.

Als mir der Geruch von warmer, deftiger Hausmannskost in die Nase stieg, begann mein Magen augenblicklich sein Bedürfnis nach Nahrung kund zu tun.

Ein junger Mann mit Schnauzbart kam auf uns zu und begrüße unseren Trupp herzlich.

"Wir brauchen eine Unterkunft für die Nacht", brachte der Laird unser Anliegen vor.

Eifrig nickte unser Gastgeber: "Aber natürlich, wir haben noch Platz im Gemeinschaftsschlafraum, oder, wenn Ihr das wünscht, wäre auch noch ein Zimmer im oberen Stockwerk frei."

Nachdenklich und die Lage einschätzend, blickte der Laird sich um.

Misstrauisch begutachtete er unsere Gesellschaft im Raum und schaute dann zu mir.

"Wir nehmen das Zimmer", teilte der Clanführer seinen Entschluss der Allgemeinheit mit.

Dienstgeflissentlich schickte der Gasthausbesitzer einen Jungen nach draußen, damit unsere Pferde versorgt wurden und beauftragte eine andere Angestellt die Küche davon in Kenntnis zu setzen, dass weiter Gäste eingetroffen waren, die auf Verpflegung warteten.

Währenddessen führte er uns die schmale Treppe in den nächsten Stock und zeigte uns die Räumlichkeiten für die Nacht.

In dem länglichen Zimmer standen sieben Pritschen, vier davon nebeneinander an der äußeren Wand aufgereiht und die verbleibenden drei am Gemäuer zur Hausinnenseite hin. In der von der Tür aus rechte Raumbegrenzung war ein Kamin eingelassen, in welchem unser Gastgeber ein wärmendes Feuer entzündete.

Allana - Das VersprechenHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin