Eins

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Rabenschwarzes Haar und die Augen dunkel wie Asche.

Immer wieder ging mir jene Beschreibung durch den Kopf, wenn ich sie erblickt. Sie war ein Mysterium, denn nichts ließ sich über sie herausfinden. Man nannte sie seltsam, gar verrückt. Ihr hatten viele Bezeichnungen gegolten, ehe sie in Vergessenheit geriet.

Sie war das Mädchen, jenes selten zur Schule kam. Niemand schien sie zu kennen, niemand schien sich ihren Namen merken zu können. Sie schlich unscheinbar zwischen den Schülern hindurch, sprach nicht, existierte nicht. Niemand erwähnte je den leeren Platz im hintersten Ecken des Klassenzimmers, niemand erwähnte sie.

Sie war da, ohne zu existieren.


„Beobachtest du die Kleine?" Ich schreckte auf, wendete den Kopf meinem besten Freund Aidan zu. Er deutete auf Sie.

„Nein", log ich.

Er seufzte theatralisch. „Die muss es leicht haben, so wenig wie sie zur Schule kommt."

Ich nickte zustimmend, doch glaubte ihm nicht.

Das war es nicht.


Viel zu oft erlebe ich den Augenblick, in jenem ich die Augen fest zusammenkneife und mir jedes Mal dieselben Worte durch den Kopf gehen: „Ich bin unsichtbar."

*

Rabenschwarz - Die Existenz von NiemandWhere stories live. Discover now