Zwei

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Ein Monat war vergangen, in dem sie fernblieb, in dem ich ihre Anwesenheit nicht fühlen konnte. Heute war sie da. Sie hielt ein kleines, schwarzes Buch ohne ersichtlichen Titel in ihren Händen. Ich bemerkte ihre langen, lacklosen Nägel.

Die Schüler redeten wild durcheinander, lediglich sie schwieg.

Mich trieb die Neugierde und ich ging auf sie zu.

„Was liest du da?" Interessiert beugte ich mich ein Stück vor um einen Blick auf die niedergeschriebenen Worte zu erhaschen. Es war ihre Handschrift, schöne, bleistiftgeschriebene Buchstaben. Mir gefiel ihre Schrift.

Ihre Mundwinkel hoben sich zitternd zu einem unsicheren Lächeln. Sie antwortete nicht.

Wer bist du, hatte ich eigentlich fragen wollen.


Sie können meine Emotionen erahnen, meine Gefühle jedoch niemals nachempfinden.

Sie versuchen meine Gedanken, mein schwarzes Herz zu erforschen, doch werden niemals genug wissen.

Sie können versuchen mich zu kennen, doch ich kenne mich noch nicht einmal selbst.

*

Rabenschwarz - Die Existenz von NiemandWhere stories live. Discover now